Stille

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Einige Sekunden starrte Catelin ihren Arbeitspartner nur an. Es brauchte einige Zeit bis sie sich auf ihre Arbeit besann. "Das ist jetzt wirklich kein Guter Zeitpunkt Nines." Wütend darüber woher Nines diesen Gedanken kannte klopfte die Polizistin auf ihr Lenkrad. Irgendwie musste sie den Androiden wieder beruhigen. "Ich mache dir einen Vorschlag, wir beziehen unseren Posten und in einem Ruhigen Moment reden wir darüber. Okey?" Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte sie wie sich Nines in Bewegung setzte. Für einen Moment hatte sie also Ruhe. Bevor Catelin sich traute aus zu steigen musste sie tief durchatmen. Sie hatte niemandem davon erzählt, also woher wusste er es? Alles grübeln half nichts. Still nahm sie ihre Taschen bevor das Dou zu ihrem Unterschlupf ging.
Sobald das Essen verstaut war und die Gerätschaften aufgebaut setzten sich beide an den kleinen Tisch am Fenster. Obwohl die Heizung auf die Höchste Stufe gestellt war fror Catelin doch ein bisschen. Nines vermutete das sie lediglich aus Bequemlichkeit keine Jacke oder Decke holte. Für Anfang März waren die Temperaturen ungewöhnlich niedrig, was sich auch auf den Kreislauf seiner Arbeitskollegin auswirkte. "Tagsüber ist hier kaum was los. Es würde mehr Sinn machen wenn ich jetzt schlafe. Ist das in Ordnung?" "Sicher. Versuch zu schlafen." Jetzt auf eine Antwort zu beharren würde keinen Sinn machen. Ihr rasendes Herz beruhigte sich ein kleines bisschen bei seiner Antwort.

Schlaf wollte sich nicht wirklich einstellen, jetzt aber auf zu stehen wäre reine Kraftverschwendung. Nur ein paar Meter weiter saß Nines, dem sie noch ein Gespräch schuldig war. Der Android sah völlig ruhig nach draußen. Doch nur weil sein Äußeres Ruhig war hieß es nicht das es in seinem Kopf genauso aussah. In der Decke eingewickelt schlurfte die Polizistin zurück zum Tisch. Er schenkte ihr nur kurz einen Blick, wie sie vermutet um sicher zu gehen das es ihr gut geht. Fieberhaft überlegte der Mensch wie sie das Gespräch anfangen sollte, dann platzte es aus ihr heraus. "Du gehst mir seit Wochen aus dem Weg und beobachtest mich die ganze Zeit und deine Worte im Krankenhaus? Wie soll ich da nicht denken das du mich hasst? Ich habe mich entschuldigt für die Sache und ehrlich gesagt hast du nicht das Recht deswegen wütend auf mich zu sein! Ich habe nur meinen Job gemacht. Wenn das dein Problem ist kann ich das nicht ändern, wenn es irgendwas anderes sein sollte sag es mir! Sollte ich es ändern können werde ich das tun." "Ich hasse dich nicht. Wütend bin ich auch schon lange nicht mehr." Misstrauisch lehnte sich Catelin nach vorne. Nicht umsonst war sie Detektiv. "Was ist dann dein Problem? Was mache ich falsch?" "Du machst nichts falsch." Gereizt schnalzte Catelin mit der Zunge. Die Antwort war ihr mehr als zuwider. Trotz ihres Selbstbewusstseins nagte die Sache an ihr. "Wieso meidest du mich dann? Ich habe genau gemerkt das du vor mir weg rennst. Collin hält dich nicht mehr zurück. Er hat es mir noch am gleichen Tag gebeichtet." "Das kann ich dir nicht sagen. Ich verspreche dir, es ist nicht deine Schuld." Das so eben gekränkte Gesicht versuchte sich plötzlich ein Lachen zu verkneifen. "Was ist?" "Wo hast du denn diese olle Phrase her?" Immer noch lachend erhob sich Catelin von ihrem Platz. "Ich brauch was zu essen." Ihre Wut war nicht vergessen, nur etwas herunter geschraubt. "Versprich mir das du immer mit mir redest wenn etwas nicht stimmt." "Werde ich Catelin., Versprochen."

Solange es hell war tat sich rein gar nichts. Es war als wäre dieses Stadtabteil völlig ausgestorben. In der Zeit hatte die Polizistin noch einmal versucht zu schlafen, was nur semi gut funktionierte. "Ich gebs auf. Wo hab ich denn?" "Küche, oben links." Seit dem Gespräch der beiden war die Stimmung viel lockerer. "Danke." Bestückt mit Kaffee und Kuchen setzte sich Catelin wieder an den Tisch. "Du solltest deinen Zuckerkonsum etwas einschränken." "Und du solltest dich nicht in mein Frühstück einmischen. Ohne Zucker funktioniere ich nicht." Damit war diese Diskussion für Catelin beendet. Eine Sucht hatte jeder, in den meisten Fällen wird nur eine Sucht gegen eine andere abgelöst. In dem Fall das Rauchen gegen Süßigkeiten. "Sieht bisher normal aus hier." Auch wenn Catelin jetzt dran wäre den Platz zu beobachten blieb Nines bei ihr Sitzen. "Vergiss nicht deine Medikamente in 20 Minuten zu nehmen." Sie hätte genervt erklären können das sie kein kleines Kind mehr war, entschied sich aber ruhig zu nicken. So oft wie sie sie vergessen hat war diese Erinnerung nicht schlecht. "Na was haben wir denn da?" Ein dunkler Van kam angefahren. Das Fahrzeug hielt perfekt vor einem Gebäude das die beiden Detektives im Auge hatten. "Sie sind bewaffnet." "Erstaunlich das du das erkannt hast." Für ihr Auge war das völlig unmöglich. Behutsam griff Catelin nach der Kamera auf dem Tisch. Sie lag schwer aber sicher in ihren Händen. "Dann wollen wir Mal." Mit ein paar Fotos als beweisen sollte es nicht mehr lange dauern und beide können hier wieder weg. Die Männer trugen einige Androiden in das Haus. Bisher genau das was sie erwartet hatten. Es waren völlig verschiedene Modelle. Nines blickte einen Moment zu Catelin. "Wir wissen nicht wie viele im Haus sind. Warten wir auf Verstärkung." "Solange kann ich nicht warten. Komm mit oder warte hier, ich kann nicht still sitzen."
Unter den Androiden war ein Mensch, vermutlich ein Opfer das gar nicht da sein sollte.
"Bleib hinter mir Nines." Unter Einhaltung der Sicherheits Regeln schlichen sich beide an den Van ran. Von ihrer Position aus erkannten sie 4 Männer, im Wagen saß keiner mehr. Anhand der Menge an Androiden vermutete Catelin das es sich um ein Zwischenlager handeln muss. Keine Tische mit Werkzeugen oder anderer Kram. 2 der Männer kamen Zurück um weitere Androiden oder Teile aus dem Wagen zu holen. Ganz vorsichtig trat Catelin einen Schritt heraus. "Keinen Mucks Freunde. Waffen abgelegen und Hände hoch." Mit einer Waffe und Nines hinter einem wirkte sie einschüchternd genug das die 2 Verbrecher auf die hörten. In Windeseile Handschellen angelegt gingen sie weiter in das Haus rein. "Detroit Police Department! Fallen lassen und Hände hoch!" Die anderen beiden reagierten ziemlich erschrocken aber nicht panisch. Das ließ die Polizistin einen Moment zögern. Etwas stimmt hier nicht.
Aus einem Nebenzimmer kam ein weiterer Mann. Dieser begann ohne Rücksicht auf Verluste los zu schießen. Hauptsache der Schädling wird getroffen. Hinter einer Säule fanden beide für einen Moment Schutz. Da diese nicht so Dick war drückte Nines seine Kollegin fest an sich. "Alles ok bei dir?" "Nichts akkutes." Catelin war sich sicher das noch mehr Leute kamen. Die mussten schon Sehr früh in das Haus gekommen sein. Hätte sie doch bloß auf Nines gehört. "Da Vorne, die Hintertür!" Geduldig warteten beide darauf das die Schießerei aufhörte. Viel Zeit würde ihnen nicht bleiben. Sobald es ruhig wurde rannte sie los, direkt in das nächste Gebäude rein. Es war baufällig und wird bestimmt bald abgerissen. Von der Aufteilung her sah es aus wie ein altes Bürogebäude. Sicherheitshalber liefen beide noch die Treppe nach oben. Nach einem Viertel des Weges waren Stimmen unten zu hören. "Bist du dir sicher das sie hier rein sind?" "Natürlich!" Beide drosselten ihr Tempo. Zügig aber so ruhig wie möglich gingen beide weiter. Catelin brannte die Lunge, so viel gerannt ist sie schon lange nicht mehr. Der Mensch deutete dem Android an das sie aufs Dach wollte. Dort hoffte Catelin sich gut verstecken zu können.
Oben angekommen drückte sie schlussendlich vorsichtig die Tür zu. "Pass auf das die Tür offen bleibt." "Ups.." Kein gutes Zeichen. Der Android blickte von seinen Verletzungen rüber zu Catelin. Sie hatte zu spät bemerkt das es eines dieser Türen war die man nur von innen öffnen konnte. "Nines! Du wurdest getroffen! Alles ok?" Die Tür beiseite gelassen ergriff die Sorge ihren Körper. "Alles okay. Kümmern wir uns erst um deinen Arm." Durchflutet von Adrenalin hatte sie die Wunde am Arm nicht bemerkt. "Geht schon. Was sagen deine Statusmeldungen?" An Schmerz war sie gewöhnt, das hielt sie nicht auf. "Ich habe noch Zeit. Hast du dein Handy dabei?" "Eh..nein." Taschenabklopfen half nicht. Das Handy musste noch auf dem Tisch liegen. Weniger den Schmerz bemerkte Catelin eher das sie fror. Ohne Jacke und bedingt durch den Wind war es doch sehr frisch. "Hier, nimm meine Jacke." Statt Zeit zu verlieren sah er sich um, was sie machen konnten. Die Fenster waren vergittert und keiner von beiden konnte die Wand runter klettern. Zu dem liefen da immer noch die bewaffneten Männer rum. Das einzige was er jetzt machen konnte war zu versuchen das Catelin nicht unnötig friert. In einer relativ geschützten Ecke setzte sich Nines. "Komm her, du musst aus dem Wind raus." "Was denn? Kannst du jetzt schon als Heizung fungieren." Solange sie versuchte lustig zu sein konnte es ihr nicht zu schlecht gehen. "Nein entschuldige, das nicht. Zumindest solltest du nicht auf dem kalten Boden sitzen." Wie von ihm gewünscht nahm sie auf seinen Beinen Platz. "Danke. Hoffentlich brauchen die nicht zu lange." Gegen ihr Zittern konnte er leider nicht so viel machen. Aufgrund der kalten Wohnung war ihre Temperatur so schon nicht hoch. "Sobald wir sie hören müssen wir uns irgendwie bemerkbar machen. Dann kommt Hilfe." Hilfe die wirklich schnell kommen muss. Die wenigsten wissen daß es nicht sehr lange dauern kann bis ein Mensch erfroren ist. "Catelin bleib wach." "Nur die Augen ausruhen." Er musste dringend etwas unternehmen. Begleitet von ein bisschen Panik rieb er die Arme und Beine. Es waren gerade Mal um die 0 Grad. Zu kalt für Anfang März. Ihre Schuhe waren ganz gut, die restliche Kleidung versprach nicht sehr viel. "Schau mich an Catelin." Je nach Körperverfassung, Kleidung und Wetter kann es bis zu eine Stunde dauern bis ein Mensch erfriert. Bis der Mensch ohnmächtig wird vergeht aber deutlich wieder Zeit. "Ich ruh mich nur etwas aus." "Komm schon, rede mit mir." Mit jeder Minute die verstrich wurde sie kälter. Auch bei ihm sah es nicht gut aus. Die Kugeln haben ihm mehr getan als er zugeben will. "Erzähl mir was, Caty. Wie hast du Samira bekommen?" Ihre blassen Lippen lächelten schwach. "Von meinem Bruder. Ein Geschenk zum Auszug." Ganz ruhig hörte er den Erzählungen zu. Sobald sie etwas leiser wurde tippte Nines sie an. "Nicht schlafen. Caty, weißt du noch wohin du die Festplatte gelegt hast?" "Natürlich, liegt in meinem Schreibtisch. Was ist los?" Mit ganzer Kraft öffnete sie die Augen und blickte zu ihm hoch. "Du wirst sie später noch brauchen." Betrübt von der Erkenntnis kuschelte sich die Polizistin an ihren Partner. "Sag das nicht. Gleich ist Hilfe da. Es wird alles gut." Eine Weile hörte er nur ihr Atmen. Weitere Minuten später reagierte sie nicht mehr wenn sie angesprochen wird. Traurig konnte Nines nur noch dem Timer zuschauen, wie die letzten Sekunden runter liefen. "Catelin?" Nochmal überprüft ob auch wirklich keine Reaktion kommt hatte er endlich den Mut das aus zu sprechen was ihn seit Monaten nicht mehr los ließ. "Ich liebe dich."

Only one Second - Detroit Become Human FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt