12. Kapitel

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Gus's Sicht

'Schlaf gut meine kleine Prinzessin.', rutscht es mir heraus und ich bin selbst ein wenig überrascht von meiner Wortwahl.

Sie passt mal so gar nicht zu dem, was ich sonst immer so sage.

Als sie jedoch nichts dazu erwidert und sich stattdessen immer mehr zu mir dreht, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie eingeschlafen ist.

Sie sieht wunderschön aus, wenn sie schläft. Keine Frage sie ist auch am Tag wunderschön, aber die ungeschminkte, unschuldige, nicht auf Krawalle gebürstete Syd gefällt mir ein ticken besser.

Nachdem ich sicherheitshalber noch 10 Minuten Syd prüfe, ob sie tatsächlich schläft, stehe ich auf und krame in meiner Hosentasche nach etwas ganz bestimmten.

Ich brauche dringend Xan um etwas runter zu kommen.

Gesagt getan und wie erwartet, finde ich meine Baggy in meiner Hosentasche.

Ohne mit der Wimper zu zucken, schlucke ich die Tablette und lasse sie wirken.

Es braucht meist so 20 Minuten bis die Wirkung Eintritt, weshalb ich schnell noch auf dem Balkon gehe und eine rauche.

Nach meiner Zigarette spüre ich leicht, dass ich etwas genommen habe. Die Wirkung um richtig drauf zu sein, kriege ich erst bei 3 oder 4 Tabletten, aber Syd soll mich nicht am nächsten Morgen wie eine Leiche ansehen.

Ich lege mich etwas benebelt wieder ins Bett zu ihr und sofort schlingt Syd mit ihren Armen um meinen Oberkörper.

Zunächst bin ich etwas verloren vonder Situation, doch ich sammel mich schnell und fange an ihre Nähe zu genießen, obwohl ich weiß, dass diese nicht auf Dauer sein wird.

Nach weiteren zwanzig Minuten bin ich dann ebenfalls im Land der Träume angekommen.

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Syd's Sicht

Ich bin gerade dabei zu träumen wie ich in einem Heißluftballon fliege als mich eine Stimme aus dem Schlaf reißt.

'Nein, bitte geh nicht. Tu das nicht, bitte.', nehme ich etwas benommen wahr, konnte jedoch nicht zu ordnen, woher diese Stimme kommt.

Dann fällt mir plötzlich die Tatsache ein, dass ich ja noch immer im Hotel bin und Gus neben mir liegt.

Ich bin aus dem Nichts wach und starre zu Gus, welcher sich panisch bewegt. Seine Augen sind jedoch geschlossen.

'Nein, bitte. Ich wollte das nicht.' , erzählt er wieder vor sich hin.

Auf seiner Stirn entstehen einzelne Schweißperlen, welche im Mondlicht ziemlich sichtbar sind.

Ich muss ihn definitiv wach machen.

Zuerst rüttel ich nur an ihm.

'Gus wach auf.', sage ich sanft, doch er wird nicht wach. Er scheint wirklich sehr tief zu schlafen.

'Nein, wenn du gehst, gehe ich mit dir.', ruft er nun verzweifelt.

Er tut mir unfassbar leid. Ich weiß leider genau wie schlimm es ist, Albträume zu haben und die Macht darüber zu verlieren. Ich habe sie fast jede Nacht.

Ohne zu zögern, setze ich mich auf seinen verschwitzten Körper und versuche erneut alles zu machen um ihn wach zu kriegen.

Und tatsächlich macht Gus endlich seine Augen auf.

Sofort fällt er mir in die Arme.

'Syd, bitte geh niemals.', sagt er leise und völlig außer Atem.

'Das werde ich nicht.', gebe ich ihm ohne zu zögern zurück und hoffe, dass Gus nun zur Ruhe kommt.

Die Situation ist mir fremd. Ich sitze auf einen Kerl, den ich kaum kenne. Er ist oberkörperfrei und sein Herz pocht wie ein Maschinengewehr gegen meinen Körper.

Doch so langsam beruhigt sich sein Körper.

'Kommst mit mir eine rauchen?', fragt Gus mich mit heiserner Stimme.

Ich nicke nur etwas und gemeinsam gehen wir auf dem Balkon.

Gerade als ich mich auf einen der Stühle setzten wollte, zieht Gus an meinem Arm zu sich auf dem Schoß.

'Ich brauche das gerade.', erklärt er mir schlicht und zündet unsere beiden Zigaretten an.

Wir schweigen und genießen gerade ein wenig die Dunkelheit bis ich dann doch wieder meine Worte finde.

'Ich habe das auch öfters.', fange ich das Gespräch an.

Gus jedoch, versteckt sich ein wenig in meinen Haaren. Er scheint wirklich sehr fertig zu sein.

'Ich träume sehr schlechtund wenn ich wach werde, fehlt mir teilweise die Luft zum atmen. Es ist schrecklich.', gestehe ich ihm und versuche seinen Blick zu fangen. Doch er ist noch immer versteckt, weshalb ich es dabei belasse.

'Ist es dir peinlich?', frage ich Gus.

Dieser schüttelt nur mit dem Kopf und fragt mich, was ich den träumen würde.

'Ehrlich gesagt träume ich immer das selbe. Ich träume wie ich meinen verstorbenen Ex Freund. Er ist vollkommen weiß und kalt als würde ich eine Wand anfassen. Und ich schreie viel. Und weine. Und...' ein schluchzen überkommt mich.

Noch nie habe ich mit irgendwem über dieses Thema gesprochen. Ich will nicht, dass jemand mich so verletzlich sieht. Doch bei Gus ist es anders.

Er nimmt mich im Arm und es beruhigt so sehr, dass ich mich wieder fange.

'Du hast mir gar nicht erzählt, dass dein Exfreund verstorben ist.', fängt nun Gus wieder das Gespräch an.

Noch immer streichelt er mir über den Rücken.

'Über so etwas rede ich nun mal nicht gerne.', erkläre ich ihm den Grund.

'Und woran ist er gestorben?', fragt Gus mich vorsichtig.

'Wir hatten einen furchtbaren Streit und er ist dann abgehauen. In der Zeit hat er einfach alles genommen, was er finden konnte. Alkohol, Xanax, Schlafmittel, Koks. Einfach gefühlt alles. Es war sein tötlicher Cocktail. Als ich ihn fand, war er wohl, so sagen die Ärzte, bereits 2 Stunden tot. Man konnte ihn nicht retten. Ich war zu spät. Und jetzt fühle ich mich dafür verantwortlich. Ich hätte nicht so egoistisch sein dürfen. Ich hätte es sofort klären müssen. Ich... ', und da fängt es schon wieder an. Ich weine an Gus' s Hals, welcher mich nun wieder in die Arme nimmt.

'Weißt du, als meine Eltern sich getrennt haben, habe ich mir auch die Schuld dafür gegeben. Ich habe lange gedacht, dass mein Vater von mir enttäuscht ist und deshalb meine Mum verlassen hat. Aber das ist nicht wahr. Und du bist auch nicht daran schuld, dass dein Ex sich umgebracht hat. An sowas ist gar keiner Schuld. Es ist seine Entscheidung nicht deine.'

Mittlerweile ist mein Gesicht extrem nass, aber die kleine Ansprache von Gus hat mir wieder Mut gegeben.

' Danke', flüsterte ich leise, aber dennoch verständlich.

Danach sind meine Erinnerungen nur noch verschwommen.

Gus muss mich zurück ins Bett getragen haben.

Ich weiß, dass er mir noch einen Kuss auf die Stirn gegeben hat und ich dann neben ihn eingeschlafen bin.

Und ehrlich gesagt, habe ich noch nie in meinem Leben so gut geschlafen wie in dieser Nacht.

I miss you, Hellboy // Lil PeepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt