6.Kapital

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Syd's Sicht

Die Halle ist riesig und voll mit Menschen.

Zu meiner großen Überraschung befinden sich nicht größtenteils Frauen hier, sondern auch Männer.

Ja gut was habe ich bitte bei Rap erwartet?

Obwohl jeder in dieser Halle sehr gut drauf zu sein scheint, macht sie dennoch ein sehr düsteren Eindruck auf mich.

Ich fühle mich leicht unwohl. Doch erklären, weshalb kann ich nicht.

Meine Freundin Sina wird ganz unruhig neben mir.

Sie scheint ein echter Fan zu sein.

Und so wie sie eben ist, möchte sie ganz vorn stehen. Also drängeln wir uns an unzähligen Menschen vorbei bis fast ganz vorne stehen.

Während ich die Eigenschaft besitze mich bei jedem den sie anrempelt mich zu entschuldigen, macht sie keinen Halt.

'Sina warte doch mal eine Sekunde. Die ganzen Leute waren vor uns da. Wir können doch nicht einfach noch weiter nach vorne laufen.'

Doch eine Antwort von ihr erhalte ich nicht. Stattdessen greift sie meinen Arm und zieht mich einfach weiter durch die Massen. Irgendwann bleibt sie stehen.

Ihr Blick fällt auf die Bühne und ich folge ihr.

Die Bühne füllt sich mit Nebel und rotem Licht.

Mehrere Menschen tauchen auf der Bühne auf. Einer von ihnen hält eine Kamera in der Hand.

'Filmt er?', frage ich Sina.

'Ja Peep dreht im Moment eine Doku, weil er innerhalb von kurzer Zeit ein ganz neues Leben führt. Das ist doch wahnsinnig oder? Von heute auf morgen kennt dich jeder!'

'Naja Gott sei Dank ist wahnsinnig ein weit gefächerter Begriff.', schreie ich ihr ins Ohr weil die Menge mit einem Mal lauter wird.

Was ist hier bloß los?

Mit einem Mal taucht eine Frauenstimme aus dem Off auf.

Es scheint wohl zu beginnen.

Die Menschenmenge wird lauter. Sie alle sprechen die Zeilen der Off Stimme mit.

'Can this be him?
The one I have waited centuries to see?
How strange
So far from his path that I barely see the promise of glory
Can this be him, this hellboy?'

Mein unwohles Gefühl von eben verfliegt in Sekunden.

All diese Menschen sind so unterschiedlich und finden in Worten ihre Gemeinschaft.

Es ist unglaublich, was Musik alles entstehen lassen kann.

Diese Geborgenheit, das Gefühl einer riesigen Familie.

Der Beat beginnt und meine Augen werden größer.

Und das liegt nicht an der Tatsache, was für ein Lied ich höre, sondern wer genau gerade auf der Bühne steht.

You don't even know what I've been through
You don't gotta like me, ya bitch do
Blowin up my phone like "I miss you"

Mein Herz bleibt gleich stehen so laut wie es pocht.

You know I love you by the way that I kiss you
You don't even know what I've been through
You don't gotta like me, ya bitch do
Blowin up my phone like "I miss you"

Wie zum Teufel ist das Bitte möglich?

Es ist Gustav.

'Soviel zum Thema Du siehst ihn nie wieder', meldet sich mein sarkastisches Ich zu Wort.

Mein Gott, aber zugegeben er ist wirklich gut in dem, was er tut.

Aber warum erzählt er mir sowas nicht.

Ich finde schon, dass es relevant ist zu erwähnen, dass Millionen von Menschen durchdrehen wenn sie einen sehen.

Peep, leave it alone, I'm good on my own
Mama miss me at home, but I'm good on my own
Baby I'm cold, back on the road
Show after show, fucking hoe after hoe
I swear it gets so lonely sometimes
Please just hold me one time
Fuck these hoes and fuck life
I've been waiting here all damn night
Not one call or text from you
You're the same as my ex, fuck you

Plötzlich treffen seine Augen auf meine.

Wow. Da steckte Aggression hinter.

Waren die Worte an mich gerichtet?

Mit Sicherheit nicht.

Sina dreht mittlerweile durch.

Was soll ich ihr denn bloß erzählen?

'Ach übrigens Sina, der Kerl da auf der Bühne, den kenn ich privat.', erwidert mein Sarkasmus wieder einmal.

Wie es wohl von oben aussehen muss, wenn alle durchdrehen und ein Mädchen wie angewurzelt auf einem Fleck steht.

Ich kenne weder den Text, noch gehöre ich hier eigentlich hin.

Das Letzte, was ich heute sehen wollte, war Gustav und jetzt ist er eigentlich der Mittelpunkt des Abends.

Innerlich vermöbel ich mich dafür nicht einmal gegoogelt zu haben, was genau mich erwartet.

Es wäre mir alles erspart geblieben.

Sina ist noch immer am durchdrehen.

Sie würde nicht einmal mitbekommen, wenn ich gehe.

Mein Blick fällt wieder auf Gustav, welcher noch immer impulsiv in das Mirko brüllt.

Mit dem Unterschied, dass sein Blick nur auf mich liegt.

Gerne würde ich sein Blick deuten können doch ich kann es nicht.

Das Lied endet und als wäre es mein Stichwort drehe ich mich um und verschwinde.

Ich gehe.

Nein.

Ich laufe.

Ich drängel mich an allen Leuten vorbei.

Ich will einfach weg aus dieser Halle.

Ich öffne die Tür der Halle und stehe plötzlich in der Vorhalle.

Erst jetzt bemerke ich wie schwer ich atme.

Das habe ich nicht gewollt.

Eine einsame Träne rollt mir hinunter.

Warum weine ich denn jetzt?

Ich brauche frische Luft.

Gesagt getan und schon verlasse ich die Halle.

'Geh nicht.', höre ich jemanden sagen während ich die Treppen herunter gehe.

Ich drehe mich um.

An der Treppe steht ein Kerl. Ich habe ihn eben gar nicht gesehen.

Ich drehe offiziell wohl durch.

Er raucht gerade genüsslich und zieht an seine Zigarette.

' Er will nicht, dass du gehst.'

I miss you, Hellboy // Lil PeepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt