☾【Szene 6: Nächtliche Schrecken im Labyrinth】☾
Als ich das Labyrinth betrete, wird mein Sichtfeld augenblicklich zu beiden Seiten von meterhohen Laubhecken umschlossen. Diese bilden einen schmalen Gang, der tiefer ins Innere des Irrgartens führt und in dunkle Schatten gehüllt ist. Es ist überraschend still hier drin; lediglich vereinzelte Rufe der anderen Teams klingen von Zeit zu Zeit zu uns herüber. Da die Gänge des Irrgartens zu eng sind, als dass wir nebeneinander laufen könnten, entscheidet sich Thea mutig voranzugehen, während ich unfreiwillig das Schlusslicht unserer Dreiergruppe bilde. Die Blätter der Hecken rascheln leise, als sie unsere Ärmel im Vorbeigehen streifen. Immer wieder blicke mich nervös um, in der Erwartung, jemand könnte hinter uns stehen, doch das Labyrinth bleibt düster und verlassen.
Nach ein paar Metern stoßen wir auf die erste Weggabelung des Irrgartens. Vor ihr steht eine Vogelscheuche, die an einem Holzkreuz befestigt worden ist und deren Kopf schlaff nach unten hängt. Ihr rechter Arm ist zur Seite hin ausgestreckt und deutet auf den rechten der zwei möglichen Wege.
"Sollen wir der Vogelscheuche...?", will ich gerade fragen, da würgt mich Thea schon ab, indem sie zielstrebig auf den linken Weg zusteuert.
"Vertraue niemals offensichtlich fehlleitenden 'Hinweisen' wie diesem hier", meint sie und wirft mir über ihre Schulter einen belustigten Blick zu, der mich peinlich berührt erröten lässt. "Keine Sorge, ich kenne mich hier drinnen schon aus", fügt sie schnell hinzu, als Emma und ich zögern, ihr zu folgen.
"Also gut", murmelt Emma achselzuckend und wir biegen nach links ab.
Und tatsächlich erweist sich Theas Entscheidung schon nach wenigen Metern als die richtige, als wir aus dem Gang hinaus auf die erste große Lichtung des Labyrinths stolpern. Hier verlaufen die Hecken zu einem großflächigen, quadratischen Raum, an dessen hinteren Ende sich eine versteckte Gittertür befindet, die uns den Ausgang versperrt.
"So – und was müssen wir jetzt tun?", will ich von Thea wissen.
"Es funktioniert wie eine Art Escape Room", klärt uns das Mädchen auf, die sich wie eine Anführerin vor uns aufgebaut hat, um uns richtig adressieren zu können. "In jedem der Räume müssen wir eine bestimmte Aufgabe lösen, um an den Schlüssel zu gelangen, der uns hier wieder rausbringen wird." Sie deutet kurz auf die verschlossene Tür am anderen Ende des Raumes. "Das hier scheint allerdings eine gefährliche Aufgabe zu sein. Lasst mich sie machen."
"Hey", protestiert Emma, "wir sind ein Team, schon vergessen? Wir sollten versuchen zusammen die Aufgabe zu erledigen."
"Glaubt mir, ich tue euch damit nur einen riesigen Gefallen", antwortet Thea kühl und sucht mit ihren Augen den Raum ab.
Ich tue es ihr gleich und entdecke in der hinteren rechten Ecke ein in sich zusammengesunkenes, menschliches Skelett auf einem morschen Stuhl sitzen, das seine knochigen Arme fest um seinen bleichen Brustkorb geschlungen hat. Es scheint etwas beschützen zu wollen, doch was genau es ist, kann ich aus der Ferne nicht exakt ausmachen. Den anderen Mädchen muss es wohl ebenso ergehen, denn sie nähern sich der Puppe bereits mit einem leisen Tuscheln.
Der Rest des Raumes ist größtenteils leer, bis auf ein paar Heuballen, die neben dem Skelett an der Hecke lehnen. Auf ihnen hat jemand eine altmodische Petroleumlampe abgestellt, deren orange Flamme ein unruhig zuckendes Licht auf den regungslosen Körper des Toten wirft. Über versteckte Lautsprecher in der Hecke spielt leise Grabmelodie.
Thea, die das Skelett mittlerweile erreicht hat, schnappt sich sofort die Lampe, um den Toten aus der Nähe zu betrachten. Unsicher bleibe ich mit etwas Abstand zu den beiden stehen und beobachte das Geschehen aus sicherer Entfernung. Emma beginnt sich am schlaff herabhängenden Totenschädel der Figur zu schaffen, während Thea ihr leuchtet.
DU LIEST GERADE
Not Today, Satan (Staffel 1) | 𝐒𝐞𝐫𝐢𝐞 || Abgeschlossen
Mystery / ThrillerSatan, Personifizierung des Bösen und Herrscher über die Unterwelt, begeht in dieser übernatürlichen Serie einen folgenschweren Fehler, indem er sich mit drei toughen, sechzehnjährigen Jugendlichen anlegt, von denen gesagt wird, dass man sich an ihn...