Szene 3-4 || Eine Frage des Vertrauens

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【Szene 3: Eine Frage des Vertrauens】

Mit einem lauten Keuchen wacht Luna neben mir auf. Erschrocken drehe ich mich zu ihr um und sehe, dass meine Freundin schweißgebadet ist. Hatte sie vielleicht einen schlimmen Albtraum, der sie so unsanft geweckt hat?

Eine Bewegung in meinem Augenwinkel lässt mich herumfahren: mit einem gekonnten Sprung landet Lunas Begleiter vor ihrem Bett auf dem Boden und stolziert anschließend aus dem Schlafsaal. Verblüfft blicke ich der Katze hinterher. Was hat die denn hier zu suchen gehabt? Muss man seine Begleiter nicht immer abends bei Mrs. O'Sullivan abgeben?

Neben mir stöhnt Luna leise auf und ich widme ihr wieder meine volle Aufmerksamkeit. Das blonde Haar meiner Freundin steht ihr in alle Richtungen ab und sie sieht so aus, als hätte sie die ganze Nacht über kein Auge zugedrückt und benötige jetzt dringend eine Kopfschmerztablette.

"Hey, alles okay?", frage ich sie besorgt und lege ihr behutsam meine Hand auf die Schulter.

Meine Freundin scheint mich gar nicht richtig wahrzunehmen, sondern starrt mit glasigen Augen aus den großen Rundbogenfenstern, durch die die Sonne zu uns ins Zimmer lacht. Bei genauerem Hinsehen kann ich erkennen, dass Luna im Schlaf geweint haben muss und mich überkommt eine Welle des Mitleids. Sie muss wohl von etwas wirklich Schlimmem geträumt haben, vielleicht sollte ich sie danach fragen...?

Doch ehe ich auch nur meinen Mund aufmachen kann, springt Luna plötzlich wie von der Tarantel gestochen aus ihrem Bett auf und rennt in Richtung Badezimmer. Kurz darauf kann ich hören, wie darin eine Dusche angeht. Verwirrt schüttle ich den Kopf und wende mich dann wieder meinen Sachen zu, die ich unter meinem Bett verstaut habe. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass Luna wohl wieder eine ihrer merkwürdigen Phasen hat. Ich bin mir sicher, dass sie nach einer warmen Dusche, die sie doch so liebt, schnell wieder die Alte sein wird.

Gedankenverloren bürste ich mir das Haar und summe dabei eine Melodie vor mich hin, die ich bei meiner letzten Tanzstunde gehört habe und die mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf gehen will, als sich jemand vor mir leise räuspert.

Erschrocken lege ich die Bürste aus der Hand und verstumme wieder, da es mir peinlich ist, dass mich jemand wohl nun schon seit einer Weile so beobachtet haben muss. Dann drehe ich mich langsam zur Tür unseres Schlafsaals um. Zu meinem Schreck steht dort Liam, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und mit einem verlegenen, fast schon beschämten Ausdruck im Gesicht. Ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt und drehe mich schnell wieder von ihm weg. Doch Liam scheint keine Anstalten zu machen, zu gehen und ich komme mir mittlerweile blöd vor, ihn weiterhin so offensichtlich zu ignorieren. Ich kann ihm doch nicht ewig aus dem Weg gehen und irgendwann müssen wir die Sache zwischen uns einfach mal persönlich klären...

Doch in mir herrscht gerade komplettes Gefühlschaos. Luna hat mir geraten, Liam aus dem Weg zu gehen und vorwärts zu blicken, da er mir nicht guttut und im Prinzip hat sie auch vollkommen recht damit; er hat mich mit dieser Aktion immerhin ziemlich verletzt. Aber so sehr ich es auch versuche, ich muss noch immer ständig an ihn denken. Und meine Gefühle für ihn lösen sich eben auch nicht einfach so in Luft auf. Je länger ich mich damit auseinandersetze, desto klarer wird mir, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe.

Also fasse ich einen Entschluss: Ich werde mich dem Gespräch mit Liam stellen. Vielleicht besteht ja noch ein winziges Fünkchen Hoffnung für uns?

Hektisch streiche ich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und glätte meine Schuluniform, bevor ich langsam von meinem Bett aufstehe und dann, ohne auch nur zu ihm aufzublicken, auf ihn zugehe. Mein Herz beginnt, wie verrückt zu pochen und ich muss schlucken - weiß aber, dass das, was ich tue, das Richtige ist. Es wird endlich Zeit für mich, erwachsen zu werden und mich meinen Problemen zu stellen.

Not Today, Satan (Staffel 1) | 𝐒𝐞𝐫𝐢𝐞 || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt