Szene 4 || Dead or Alive

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ϟ【Szene 4: Dead or Alive】ϟ

Nachdem ich meinen Kurs in Kräuterkunde hinter mir habe, treffe ich mich mit Fleur und Marc im Garten wieder. Während wir uns auf den Weg zu Mr. Morton machen, um bei ihr unsere Begleiter abzuholen, greifen wir das Thema von heute Morgen noch einmal auf und grübeln über das, was sich an unserem Internat wirklich abspielen könnte.

"Hallo ihr Drei", begrüßt uns die Gärtnerin munter, als wir auf sie zugeschlendert kommen.

Sie kniet in einem farbenprächtigen Beet Fleißiger Lieschen, ausgestattet mit einer Gartenschere und einer rostigen Gießkanne. Beim Vorbeigehen winke ich ihr kurz zu und folge dann dem schmalen Kieselpfad, der mich zu der etwas abgelegenen Gartenhütte am Rande des Waldes führt, in der unsere Begleiter über Nacht gehalten werden.

Als ich die Tür der Hütte vorsichtig öffne, ist Fleurs Fuchs der Erste, der sich an mir vorbei ins Freie quetscht. Er erblickt seine Besitzerin, die etwas abseits von uns steht, in der Sekunde, in der seine weißen Pfoten den feuchten Rasen berührt haben und kommt fröhlich auf sie zu gelaufen.

"Das ist doch komisch, oder?", fragt meine Freundin, als sie sich zu ihm hinunterbeugt und mit ihrer Hand über sein glänzendes, rotbräunliches Fell streichelt, "Ich meine, füttert ihr eure Begleiter überhaupt?"

"Nein. Wir geben sie doch jeden Abend bei Mrs. O'Sullivan ab. Sie wird sich schon um sie kümmern", meint Marc, dessen Krähe aus dem Schuppen auf ihn zu geflogen kommt und zielsicher auf seiner Schulter landet. Er stupst sie leicht mit dem Finger an, woraufhin sie spielerisch nach ihm schnappt. Dies entlockt meinem Freund einen leisen Lacher, bevor er sich uns wieder zuwendet. "Mal 'ne andere Frage: Habt ihr euch schon einen Namen für eure Begleiter überlegt?"

Fleur und ich schütteln beide gleichzeitig den Kopf.

"Ich bin da richtig schlecht drin", gebe ich grinsend zu und zucke mit den Schultern, "Ich denke, ihr Name ist einfach Katze."

Wir müssen lachen und bleiben dann noch ein wenig stehen, um unseren Begleitern dabei zu zusehen, wie sie sich gegenseitig spielerisch jagen.

"Hey, wo wir schon von deiner Katze sprechen – wo ist sie eigentlich?", fragt Fleur, die der kühle Herbstwind, der um diese Uhrzeit sein Unwesen treibt, ziemlich ins Frösteln gebracht hat.

Stimmt, jetzt erst fällt mir auf, dass mein Begleiter den anderen nicht nach draußen gefolgt ist. Verwirrt stecke ich meinen Kopf ins Innere des Gartenhäuschens, das seltsamerweise bis auf ein paar Gartengeräte und eine zerrissene Latzhose, die neben mir an der Wand hängt, leer ist. 

"Alles okay, Luna?", will Mrs. Morton wissen, die gerade um die Ecke gebogen kommt.

In einer flüssigen Bewegung streift sie sich ihre dreckigen Gartenhandschuhe von den Händen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.

"Haben Sie zufällig meine Katze gesehen?", frage ich sie besorgt.

"Oh, die hat heute Morgen die ganze Zeit an der Tür gekratzt, also habe ich sie nach draußen gelassen. Du weißt ja, Katzen sind freiheitsliebende Tiere. Such sie doch einfach mal in der Nähe der großen Eiche; dort habe ich sie vorhin jedenfalls hinschleichen sehen."

Ich bedanke mich bei ihr und folge dann meinen Freunden auf die weitläufige Grünfläche vor dem Internat. Gerade noch habe ich mir Sorgen gemacht, meinem Begleiter könnte etwas zugestoßen sein, doch auf Mrs. Morton ist Verlass. Sie kennt sich nicht nur mit der Pflege von Pflanzen bestens aus, sondern auch mit der von Tieren.

"Bis nachher Leute. Ich gehe mir mal einen Kaffee holen", verabschiedet sich Fleur von uns.

"Ja, wir sehen uns dann. Ich werde mich jetzt erst einmal um das Kugel-Problem kümmern", murmelt Marc und entfernt sich in Richtung des hinteren Eingangs.

Not Today, Satan (Staffel 1) | 𝐒𝐞𝐫𝐢𝐞 || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt