Szene 1-3 || Dunkles Mal

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♞【Szene 1: Dunkles Mal】♞

"Fleur, was ist denn bloß los mit dir?", rufe ich ungläubig, als ich vergeblich versuche, meine Freundin wachzurütteln.

Normalerweise ist sie eine Frühaufsteherin, doch heute scheint sie einfach nicht aus dem Bett zu kommen. Und ich dachte, ich hätte einen anstrengenden Abend gehabt. 

Das Gespräch mit Mrs. O'Sullivan hat mich etwas verwirrt zurückgelassen. Ich werde nicht bestraft werden, das hat meine Mentorin schon von Anfang an klargestellt. Diese Entscheidung hat mich sehr verwundert, ich meine, immerhin hat mein Leichtsinn einer Schülerin das Leben gekostet! Mrs. O'Sullivan konnte darüber nur milde lächeln.

"Manchmal kann es sich sehr gut anfühlen, Böses zu tun", hat sie mir erklärt. "Natürlich sollte im Idealfall dabei nicht eine deiner Mitschülerinnen zu Schaden kommen, aber der Direktor und ich können sehr wohl nachvollziehen, wenn du deinen Spaß daran findest, ab und zu mal gegen die Regeln zu verstoßen."

Damit hat sie auch nicht wirklich unrecht – es fühlt sich gut an, ab und zu die Regeln zu brechen. Aber nicht so, nicht – ach verdammt, ich habe das doch alles gar nicht gewollt. Vielleicht stimmt es aber, was Mrs. O'Sullivan gesagt hat. Was ich getan habe, ging zu weit. Aber worin besteht denn der Sinn in einer Strafe? In unserem einstündigen Gespräch habe ich die Möglichkeit gehabt, mir alles von der Seele zu reden, während meine Mentorin aufmerksam zugehört hat, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Sie muss verstanden haben, dass ich meine Tat bereue und mir meiner Schuld durchaus bewusst bin. Das nächste Mal werde ich vorsichtiger sein, um zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert. Außerdem war der Unfall mit Amber nur ein extremer Einzelfall – ich konnte immerhin nicht ahnen, dass sie allergisch gegen die Rinde der Moja-Palme ist. Auch das hat mir Mrs. O'Sullivan noch einmal genauestens vor Augen geführt. Vieles, was sie mir in unserem Gespräch gesagt hat, hat für mich Sinn ergeben. Dennoch verspüre ich noch immer ein unwohles Ziehen in der Brustgegend, wenn ich daran denke, was ich alles Verbotenes getan habe, bevor es überhaupt zu dem Unfall kam. Bei Erwähnung dieser Taten hat meine Mentorin nicht einmal mit der Wimper gezuckt und nur gemeint, sie hätte das immerhin, als sie jung war, auch oft getan. Wenn also nichts weiter dabei ist, ab und zu gegen die Regeln zu verstoßen, warum fühlt es sich dann so falsch an? Warum will mich eine Stimme in meinem Kopf noch immer davon abbringen? Es ist einfach nur verwirrend.

Bis ich mir aber über diese Schuldfrage im Klaren bin, werde ich auf jeden Fall eine Rede auf Ambers Beerdigung halten und mich bei ihr und ihren Freunden entschuldigen. Denn hierfür brauche ich keinen Rat von Außen, Herz und Kopf sind sich in diesem Fall ausnahmsweise mal einig, dass es das Richtige ist, zu tun.

Aber genug über gestern Abend gegrübelt. Mein Hauptziel sollte jetzt erst einmal sein, Fleur dazu zu kriegen, endlich aufzuwachen.

Der ganze Schlafsaal hat sich mittlerweile geleert und wir sind die einzigen, die noch übrig bleiben. Mist, wenn wir uns nicht beeilen, schicken sie noch einen der Mentoren los, um nach uns zu suchen!

"Fleur, Fleur?", rufe ich ein weiteres Mal, doch sie gibt noch immer kein Lebenszeichen von sich.

Aber sie atmet immerhin gleichmäßig, was schon mal etwas Gutes ist, oder?

Die große Tür, die unseren Schlafsaal mit dem Flur verbindet, ist nur angelehnt und ich merke gar nicht, wie sich ihr von Außen jemand nähert.

"Was macht ihr denn noch hier?", fragt plötzlich Mrs. Scott und kommt vorsichtig zu uns in den Raum geschlüpft. "Ihr Mädchen solltet schon längst im Speisesaal sein."

Not Today, Satan (Staffel 1) | 𝐒𝐞𝐫𝐢𝐞 || AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt