Kapitel 6

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Der Tag verging wie im Flug und schon lief ich wieder zum Café. Ich bestellte zwei große Kakaos und wollte gerade klopfen, als mir meine Englischlehrerin die Tür fast ins Gesicht schlug - wow, damit verlor sie ihre ganzen Sympathiepunkte, obwohl sie hatte eh nie welche.
Aber wieso war sie bei ihm, und warum ist ihr Lippenstift so verschmiert. Panik stieg in mir auf und als ich ihren Lippenstift an seinem Hemd sah, verspürte ich Eifersucht. Ich dachte, dass er mich genauso mag, wie ich ihn. Ich versuchte nicht zu weinen, was mir sehr schwerfiel, vor allem nachdem ich seinen glücklichen Gesichtsausdruck sah und seine zu lockere Krawatte. Wow mein Lehrer hatte wahrscheinlich gerade Sex mit meiner Englischlehrerin und ich war eifersüchtig, das kann was werden.
„Marie, da bist du ja sogar mit Kakao, danke" und er nahm mir den Kakao lächelnd aus der Hand.
„Ja, ähm kein Problem"
„Ist alles in Ordnung?", war ja klar, jetzt kommt er mit seiner Fürsorge an...
„Ja, bin einfach nur müde, können wir bitte einfach anfangen?", bettelte ich ihn förmlich an.
„Naja, gut, ich habe während der Klausur ein paar Ideen gesammelt, schau mal durch, vielleicht findest du ja was interessant" und er gab mir die Zettel.
Er hatte wirklich gute Ideen, das konnte ich nicht leugnen. Ich versuchte mir meine Lehrer beim Sex aus dem Kopf zu schlagen, leider vorerst vergeblich.

„Ich finde alle gut, dass ist echt schwer. Aber das hier mit der Glühbirne finde ich glaube ich am besten" und war auf einmal in meinem Element.
„Gute Wahl Marie, ich habe um ehrlich zu sein schon gehofft, dass du das wählst, es ist meine Lieblingsidee" und auch er war in seinem vollen Element.
„Also was müssen wir alles machen?"
„Also wir müssen einen Text schreiben über den Verlauf, unsere Erwartungen, das Ergebnis und auch darauf eingehen, wie das physikalisch gesehen, funktioniert. Zudem müssen wir ein Video drehen, wie wir daran arbeiten und der Versuch muss natürlich auch nochmal beim Wettbewerb funktionieren. Ich bin mir aber sicher, dass wir beide das schaffen, wir sind ein gutes Team"
„Klingt nach Arbeit, wie viel Zeit haben wir denn?"
„In zwei Monaten müssen alle Teilnehmer ihre Ideen eingereicht haben. Der Wettbewerb auf kommunaler Ebene findet in einem Jahr statt"
„Das klingt am Anfang ja echt nach viel Zeit, aber ich denke, dass wir uns trotzdem ranhalten müssen"
„Da hast du Recht, wann hast du denn immer Zeit, ich denke ein bis zwei feste Termine pro Woche wären eine optimale Lösung, oder?"
Ich würde ihn ein bis zwei Mal mehr pro Woche sehen und dann sind wir noch alleine?! Ich könnte Luftsprünge machen, doch dann kam mir wieder das Ereignis von gerade eben in den Kopf. Ich muss, auch wenn ich diesen Gedanken nicht mehr aus dem Kopf bekommen werde, über meinen Schatten springen, ich schaffe das schon.
„Ähm ja, was hältst du von Mittwoch und Freitag?" und hoffte inständig, dass er an keinem dieser Tage kann.
„Klingt gut, was hältst du davon, wenn wir uns jeweils von 15:00 bis 17:00 Uhr hier treffen? Oder möchtest du öfters?" und ich bildete mir ein, ein Zwinkern gesehen zu haben.
„Ähm also falls du es vergessen hast, ich mache so ganz nebenbei mein Abitur, ich denke, dass mich die vier Stunden schon genug auslasten werden" und lachte wie eine Krähe, weswegen ich errötete.
„Wie konnte ich das nur vergessen? Wir schauen einfach, wie es passt. Ach übrigens Marie, du bist knallrot, schäm dich nicht für deine Lache, ich mag sie" und lächelte mit einem Glänzen in den Augen.
„Oh ähm danke, hör auf sonst werde ich noch röter" und wurde tatsächlich noch röter.

Endlich tranken wir unseren Kakao, ich stand schon unter Entzug. Es war alles so friedlich, die vorhandene Stille war auch nicht unangenehm, bis mir wieder die Situation von vorhin in den Kopf kam und meine Stimmung schlug wieder um. Ich fühlte mich unwohl und wollte hier weg.
„Wollen wir dann nach Hause? Ich bin eigentlich noch mit Ava verabredet und sie war schon angepisst, als ich ihr erzählt habe, dass ich erst später kommen kann"- wow ich werde immer besser im Lügen erfinden, naja kann mir bei meinen Eltern vermutlich nicht schaden.
„Oh klar, ich glaube, dass Ava sonst morgen zu mir im Unterricht kommen würde und mich deswegen anmeckert" und er grinste.
Schätzt er meine Freundin wirklich so ein? Sie würde nicht nur meckern, sie wäre ihn anschreien.
Ich war schon auf dem Weg zu Tür als er nochmal seine Stimme erhob.
„Danke, dass du das mit mir machst, ich freue mich. Dir einen schönen Tag noch mit Ava, bis morgen" und er winkte. Irgendwie war das süß.
„Danke, werde ich haben, bis morgen" und verließ den Raum. Wie soll das nur weiter gehen, ich würde ihn jetzt wirklich jeden Tag sehen, ich muss mir das Bild von ihm und ihr aus dem Kopf schlagen und ich muss aufhören ihn anzulügen. Ich befürchtete, dass ich irgendwann den Überblick verlieren würde und das vermutlich schon sehr bald. Ich stieg in den Bus ein und fuhr zurück nach Hause um mir meine Gedanken über die Situation zu machen.

Liebes Tagebuch,
Heute haben wir uns zum ersten Mal wegen des Projekts getroffen, ich hatte mich mega gefreut gehabt, bis sie, meine Englischlehrerin seinen Raum verließ. Ich weiß bis jetzt nicht, ob die Gefühle, die ich empfunden hatte in Ordnung waren oder ob ich diese überhaupt empfinden darf, ich meine wir sind kein Paar - leider. Ich war noch nie so eifersüchtig und vor allem nicht wegen meines Lehrers. Ich dachte bis heute wirklich, dass er auch was für mich empfand, aber jetzt bin ich mir unsicher, sehr unsicher. Vermutlich stimmt sein Ruf wirklich und ich dachte, dass es nicht stimmte. Soll ich mit ihm reden, ach ich weiß es nicht.

Ich klappte mein Tagebuch wieder zu und lag es zurück in mein Nachtkästchen. Ich nahm mein Handy in die Hand und schrieb Ava an.

M: Ich muss dir was erzählen, ich brauche deinen Rat
A: Was ist los?
M: Ich bin ja dann noch Kakao kaufen gegangen also für ihn und mich. Ich wollte gerade seine Tür aufmachen, als mir die Müller die Tür ins Gesicht geschlagen hat. Ihr Lippenstift war komplett verschmiert, seine Krawatte war zu locker und er hatte Rückstände von ihrem Lippenstift am Kragen...
A: Marie, beruhig dich bitte erstmal. Ich glaube nicht, dass die beiden was miteinander hatten, dafür schaut der dich viel zu verliebt an, hast du mal seine Rehaugen gesehen in Physik?
M: Rehaugen?! 😹
A: Naja, der reißt seine Augen immer so mega auf, ich habe schon immer Angst, dass sie ihm gleich rausfallen
M: Oh, da habe ich nie drauf geachtet. Ach Ava, ich weiß nicht, du kennst seinen Ruf genauso wie ich, wieso sollte er nicht mit ihr ins Bett gehen, er ist ein freier Mann...
A: Ja und? Ein Ruf sagt nichts über einen aus. Außerdem ist der so in dich verknallt, dass er nur dich im Kopf hat, außerdem ist die Müller eh ein bisschen, naja wie soll ich sagen, verrückt. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie sich einfach an ihn rangemacht hat.
M: Meinst du?
A: Ja und wenn du mir nicht glaubst, gehe ich selbst zu ihn und frage das höchstpersönlich
M: *sendet TikTok link um einer weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen*

Vielleicht hatte Ava ja wirklich Recht und es war die Williams, die es so aussehen lassen wollte, aber warum? Ich meine, jeder weiß, dass sie auf ihn steht. Vielleicht hat er ja nur einfach Befriedigung gebraucht
Frisch geduscht ging ich in mein Bett, es war zwar noch zu früh um zu schlafen, aber was sollte ich auch sonst machen. Meine Eltern waren wie immer nicht daheim und Geschwister habe ich keine. Ich entschloss mich mein Buch weiterzulesen um an meiner Rezession weiterzuschreiben.
Ich muss über meinem Buch eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war es schon dunkel. Ein Blick auf die Uhr beruhigte mich, es ist erst ein Uhr. Ich drehte mich um und schlief weiter.

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt