Kapitel 19

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Marie:

Gegen halb acht wachte ich aufgrund von Vogelgezwitscher auf. Noch verschlafen nahm ich mein Handy in die Hand um Lucas zu schreiben, dass ich wach war. Ein wenig verdattert sah ich auf mein Display auf welchem ich meinen Freund sah. Er schlief noch tief und fest.

Ich merkte mir jedes Detail. Er lag mit einer graue Jogginghose in seinem Bett und seine schwarzen Locken fielen ihm über die Stirn. Das Vogelgezwitscher, welches mich geweckt hatte, kam aus meinem Handy, somit aus seinem Garten.

Nachdem ich Lucas geschrieben habe, entschied ich mich, mich zu kultivieren. Wie immer war ich zu faul meinen Koffer auszupacken, da ich den Sinn nicht verstand für vier Tage einen Schrank einzuräumen.

Ich entschied mich für ein graues langärmliches Kleid mit einer schwarzen Strumpfhose, meine Haare macht ich in einen half up Dutt.

Als ich fertig wurde, hörte ich ein Gähnen. Ich nahm mein Handy wieder und sah in die verschlafenden Augen von James.

"Hattest du etwa nicht vor aufzulegen?", neckte ich ihn.

" Ich wollte dich einfach länger sehen. Seit wann bist du eigentlich schon wieder wach?"

"Circa halb acht, die Vögel in deinem Garten waren so laut"

Er lachte nur und sah mir dabei zu, wie ich meine Sachen aufräumte.

"Du siehst hübsch aus", sagte er zu mir, weswegen sich in mir ein wohliger Schauer ausbreitete.

Ich lächelte ihn als Antwort an und verabschiedete mich von ihm, da Lucas mir geschrieben hatte, dass er fertig war und in fünf Minuten vor meiner Tür stand.

Ich zog schnell eine Jacke an, nahm meine Schlüsselkarte und meinen Geldbeutel bis ich ein Klopfen hörte. Das musste Lucas sein.

"Guten Morgen", kam es von Lucas, der im Türrahmen stand.

"Siehst noch sehr verschlafen aus" und ich stoß gegen seinen Arm.

"Die Nacht war kurz, ich hatte Besuch", erzählte er mir während er zwinkerte.

"Ich hoffe, dass ihr verhütet habt, sonst gibt es noch mehr solcher nervigen Menschen, wie dich", neckte ich ihn.

Er nickte nur lachend und wir gingen zusammen zum Buffet. Lucas und ich hatten solch einen Hunger, dass wir uns nicht entscheiden konnten und von allem etwas nahmen.

Nachdem ich alles probiert habe, wusste ich schon, was ich mir ab sofort nehmen würde. Das Vollkornbrot mit gesalzener Butter, Marmelade in Kombination mit dem Joghurt und diversen Früchten schmeckte herrlich. Lucas erging es genauso.

Wir tranken noch unseren Kaffee und unseren Saft aus, holten unsere Sachen aus unseren Zimmern und gingen los.

Für heute stand das Van-Gogh-Haus auf dem Plan. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir wieder mit den Rädern in den Park gefahren, doch Lucas wollte dort hin.

Wir verbachten viel Zeit in dem Museum, welches ich am Ende gar nicht so schlimm fand, allerdings taten mir meine Füße weh, weshalb ich mich auf eine Bank setzte und wartete bis Lucas mir eine Pommes brachte.

Ich nutzte die Wartezeit und ging an mein Handy. Mal wieder hatte ich mehrere Nachrichten von Ava, meinen Eltern, doch keine von James, was mich ein wenig enttäuschte.

Ava fragte nur, ob alles okay ist, da ich mich nicht gemeldet hatte. Ich antwortete ihr, dass ich einfach nur ein wenig im Stress war und mein Handy verlegt hatte.

Meine Eltern wollten nur wissen, ob ich noch lebe und was unser heutiges Programm war. Ihnen schrieb ich auch schnell eine Nachricht, auch wenn sich dabei mein Magen zusammenzog. Ich genoss es, zumindest ein paar Tage ihren Erwartungen nicht gerecht werden zu müssen.

Vor einer Woche gab es Zeugnisse, wobei ich in Französisch nur neun Punkte hatte. Meine Mutter beschimpfte mich deswegen, ignorierte aber meine 13-15 Punkte in all den anderen Fächern. Ihre Worte laufen bis heute noch Dauerschleife in meinem Kopf: "Ich bin wirklich enttäuscht von dir, wie kann man nur so schlecht sein? Diese Leistung kann nicht von meiner Tochter stammen, das ist nämlich überhaupt keine!". Ich hatte schon immer meine Schwierigkeiten mit Fremdsprachen, doch ich hatte früh entdeckt, wo meine Stärken lagen und diese ausgebaut, wobei ich das Lernen von Vokabeln und Grammatik schnell links liegen gelassen hatte.

Lucas kam mit den Pommes zurück, die wir genüsslich aßen, wobei wir darüber diskutierten, ob Mayo oder Ketchup besser zu Pommes passten. Es war sinnlos darüber mit ihm zu diskutieren, da er auf sein Ketchup schwur, was ich nicht ganz verstand.

Zurück im Hotel zog ich mich erstmal um. Ich wollte raus aus meinem Kleid und in eine bequeme Jogginghose, auch wenn ich mich in weniger als zwei Stunden wieder in einen Hosenanzug zwängen müsste, da wir dann zum Abendessen mussten.

In meiner grauen Jogginghose und meinem weißen T-Shirt ging ich zu Lucas, um mir bei ihm die Zeit totzuschlagen.

Ich klopfte an seine Tür, die er nach kurzer Zeit öffnete. Ich begutachtete ihn, er trug nur ein Handtuch um die Hüften und seine Haare waren noch feucht. So wie es aussah, hatte ich ihn gerade aus der Dusche geholt. Dadurch, dass nur sein Glied und Po verdeckt waren, hatte ich einen genauen Blick auf seinen Oberkörper.

Er war nicht durchtrainiert, doch seine Bauch- und Brustmuskeln waren stark definiert.

Mein Unterleib zog sich zusammen, so wie ich es früher bei ihm hatte. Ich wusste nicht, was in mir vorging, doch es machte mir Angst. Ich empfand nichts für ihn, doch gerade spürte ich, wie mich sein Auftreten erregte. Ich versuchte meinen Blick von ihm abzuwenden - vergeblich. Das Pochen wurde immer intensiver und ich musste mich zusammenreisen Lucas nicht um den Hals zufallen.

Ich war vergeben und das auch glücklich. Ich verspürte keine Art von Liebe, sondern einfach nur Lust.

Ich schob es darauf, dass mir der Geschlechtsverkehr fehlte. Seit James und ich zusammen waren, hatte ich keinen Sex mehr. Ich wollte es schon seit längerem, doch er wollte noch ein wenig warten, was ich in Ordnung fand, doch mittlerweile fehlte es mir. Das Verlangen wuchs von Tag zu Tag, doch ich riss mich zusammen.

Das würde ich auch jetzt schaffen. Ich atmete einmal tief ein und betrat das Zimmer. Das Pochen ließ nach, worüber ich sehr dankbar war.

"Kannst du dich vielleicht mal anziehen, das ist ja eklig", meckerte ich.

"Sei nicht so scheinheilig, vor zwei Jahren wärst du über mich hergefallen", zog er mich auf.

Er hatte Recht und das war das Problem.

"Zum Glück sind wir ja im jetzt und nicht im damals"

Er schüttelte nur seinen Kopf und ging in sein Bad um sich endlich was anzuziehen. Ich schnappte mir die Fernbedienung und startete Netflix.

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt