Kapitel 15

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„Das hier zwischen uns, du weißt, dass es nicht erlaubt ist. Ich fühle mich zu dir hingezogen, doch ich weiß nicht, ob es richtig ist. Ich möchte nur, dass du glücklich bist", sagte er. Nervös wartete er auf meine Reaktion, er spielte mit seinen Fingern.

Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Ich war glücklich hier bei ihm, doch irgendwas in mir widerstrebte sich ihm zu antworten. Ich konnte meine Gefühle nicht in Worte fassen. Er sah mich an, in seinen Augen spiegelte sich schon Enttäuschung und ihm lief eine Träne die Wange herunter. Es zerbrach mir das Herz ihn so zu sehen und ich bewegte mich auf ihn zu. Bevor er verstand was vor sich ging, lagen meine Lippen bereits auf seinen. Es war ein sanfter Kuss, doch er war wichtig. Er lächelte und nahm mich in den Arm.Ich löste mich aus der Umarmung um ihn die Träne von der Wange zu wischen, wobei ich ihn wieder küsste. Ich liebe seine Lippen und vor allem, die Art wie er küsst.

„Wie gehen wir damit um? Ich meine, wie verhalten wir uns in der Schule und wie machen wir das privat?"
„Marie, du weißt, wir dürfen das nicht. In der Schule bist du meine Schülerin, nicht mehr. Es wird mir sehr schwer fallen, aber anders geht es nicht. Wir dürfen nicht gesehen werden, unsere Treffen können nur hier stattfinden". Sein bedrücktes Lächeln kränkte mich ein wenig.
„Ja, ich weiß. Das ist aber okay für mich solange wir zusammen sein können".

Das war eine Lüge, es ist nicht okay für mich. Ich wollte keine geheime Beziehung und ich wusste schon jetzt, wie sehr es an unsere Nerven gehen würde. Die Gefahr gesehen zu werden, war zwar in seiner Wohnung geringer, aber immer noch nicht bei Null.

„Meldest du dich bei mir, ich bin mit Ava verabredet". Er sah mich ein wenig verdattert an, doch es entwickelte sich zu einem Lächeln.
„Klar, aber willst du wirklich so rausgehen?". Er runzelte seine Stirn, während er mich musterte. Ich benötigte kurz Zeit um zu verstehen, dass ich noch seine Klamotten trug.
„Du hast nicht durch Zufall eine Jogginghose die drei Nummern kleiner ist, als diese?"
Er lachte nur, nickte daraufhin aber. Wir gingen in sein Schlafzimmer und er reichte mir die Jogginghose sowie einen Hoodie.
„Hoffe, der Hoodie passt dir auch"
„Ich probiere es gleich an", James lächelte mich an und verließ dann den Raum. In mir löste seine Rücksichtnahme ein Gefühl von Geborgenheit aus, was mir nochmal zeigte, wie gern ich ihn habe. 

Die Hose passte wie angegossen, doch der Pulli war immer noch zwei Nummern zu groß, doch damit konnte ich rausgehen.

„In den anderen Klamotten sahst du süßer aus", lachte er mich aus. Ich schlug ihn als Antwort nur auf den Arm, doch kurze Zeit später fand ich mich eng an ihn gezogen. Er küsste mich auf die Stirn und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

James brachte mich noch zur Tür und ich winkte ihm noch zum Abschied zu, er ebenfalls. Es erinnerte mich an eines unserer Treffen, weshalb ich gleich wieder schmunzeln musste.

Im Café angekommen, bestellte ich mir einen Kakao bis Ava kam.

„Du trägst eine Jogginghose?", ihr fragender Blick brachte mich zum Lachen.
„Hab heute einfach keine Lust gehabt mich in eine Jeans zu zwingen", ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht, ob sie es mir abkaufte, doch ich konnte ihr ja nicht sagen, wo ich die Nacht verbracht hatte. Sie kannte keine meiner Jogginghosen, da ich nie eine trug, was ich heute zu meinem Vorteil machte.

„Erzähl mir alles über den Abend Marie"
„Ich war mit Lucas Burger essen und auf einmal fällt mir der Smith ins Auge. Er hat mich schon die ganze Zeit beobachtet gehabt, doch nachdem Lucas und ich uns vielleicht etwas zu intim verhalten haben, wollte er ihn umbringen. Ich musste mich so zusammenreißen. Danach ist er gegangen". Es war nur die halbe Wahrheit, doch ich konnte ihr es nicht sagen. Jede mitwissende Person stellte ein Risiko da.

„Dachte, dass da jetzt was richtig aufregendes kommt, naja egal". Ich war ein wenig gekränkt, doch ich lächelte es weg. Sie erzählte mir von ihrem Freitagabend, was mich um ehrlich zu sein nicht interessierte. Es soll nicht egoistisch denken, doch sie schob ihr Leben mal wieder in den Vordergrund.
Ab und an lächelte ich oder gab einen Kommentar ab, doch schielte regelmäßig auf die Uhr.

„Oh schon so spät, ich muss los. Ich habe meine Nachbarin versprochen ihr bei der Gartenarbeit zu helfen".

„Marie, du und deine Gartenarbeit. Wie kann einem das nur so Spaß machen?". Sie versetzte mir mit dieser Frage ein Stich ins Herz, doch ich lächelte es weg. Ich mochte es nicht sie anzulügen, doch daran musste ich mich jetzt gewöhnen.

Daheim angekommen lies ich mich in mein Bett fallen. Ich war fix und alle von der Nacht in der ich wegen ihm nicht geschlafen habe. Ich nahm mein Handy in die Hand und wischte durch Instagram.
Jeder zweite Post handelte von einem Pärchen. In mir kam ein Gefühl auf, was ich nicht zuordnen kann, da ich sowas nie haben kann- zumindest jetzt noch nicht. Ich wusste nicht mal, ob wir überhaupt Bilder zusammen machen konnten aus Angst, dass sie unabsichtlich veröffentlicht werden. In mir kam heute zum zweiten Mal Bedenken auf, ob und vor allem wie lange ich das psychisch schaffen würde.

Gerade als ich mich aufrappeln wollte um in den Garten zu gehen, klingelte mein Handy.

J: Na, hoffe du hast einen guten Kakao getrunken.
M: Klar, kennst mich doch
J: Sind deine Eltern daheim?
M: Nein, erst in drei Tagen
J: Ich hab zu viel Essen gemacht, soll ich dir was vorbei bringen? Ist auch ohne Fleisch☺️
M: Oh das wäre schön, du kannst einfach in den Garten gehen, da sitze ich über dem Blumenbeet

Ich zog mir meine Gartenklamotten an und ging mit einem Sack Erde, Schaufel und Handschuhen an das Beet. In letzter Zeit hatte ich wenig Lust und Motivation was zu machen, weshalb mittlerweile einiges an Unkraut wucherte. In das rupfen von Unkraut vertieft, bemerkte ich gar nicht, dass ein Auto gekommen ist.

Eine Hand auf meiner Schulter lies mich kurz zusammenzucken.
„Daran wirst du dich jetzt wohl gewöhnen müssen", hörte ich James Stimme hinter mir.
„Ich war einfach nur vertieft ins Unkraut jäten", antwortete ich ein wenig trotzig.

Er drehte mich zu sich und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„James ich bin doch ganz dreckig"
"Stört mich nicht. Also so verbringst du also deine Nachmittage?"; fragte er mich.
„Ich liebe es hier draußen. Geh schon mal rein, ich komme gleich nach"

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt