Kapitel 23

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James:

Sie trug meinen Hoodie. Mir schoss das Blut in die Wangen und meine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Ich sah mich kurz um, aber alle waren in ihre Aufgaben vertieft. Die Stunde verging wie im Flug und verabschiedete die Klasse, auch wenn ich sie nachher noch in Mathe unterrichten würde.
Meine Freistunde hatte begonnen und ich entschied mich ins Café zu gehen, doch auf dem Weg dorthin bekam ich eine Streiterei mit. Neugierig wie ich war, lauschte ich um festzustellen, wer sich dort stritt, Marie und Ava. In mir machte sich ein ungutes Gefühl auf, da Marie ihr eigentlich aus dem Weg gehen wollte.

A: "Typisch, wenn dir einmal etwas nicht in den Plan passt, dann machst du die Szene, anstatt dass du mich unterstützt"
M:" Ava, du bist in einer Beziehung, jetzt beruhig dich erstmal!"
A:" Ja, im Gegensatz zu dir wollen auch Typen was von dir, nicht mal der Smith schaut dich mehr so an"

Warte, war das gerade mein Name. Hatte Marie ihr davon erzählt oder hatte ich sie einfach nur so angestarrt?

M: "Bist du auf den Kopf gefallen?! Denk nochmal darüber nach, was du gesagt hast"
A: "Du hast mich schon richtig verstanden. Du bist einfach nur abgehoben und dir wird alles in den A*rsch geschoben. Du weißt doch gar nicht, wie es ist jeden Tag sehen zu müssen, wie hart deine Eltern arbeiten und trotzdem nichts übrigbleibt!"

Ich musste dazwischen gehen, doch wie sollte ich das begründen und vor allem was ist dann? Als Ava diesen Satz sagte, wusste ich, dass in Marie etwas zerbrochen ist.

M: "Ich... Ach lass es einfach"
A: "Kein Wunder, dass du keine anderen Freunde hast. Wie du nie gemerkt hast, dass ich dir nur etwas vorspiele, so dumm kannst auch nur du sein"

Ich nahm ein Schluchzen war, ich sah wieder in den Gang um dort Marie zusehen, Ava ist gegangen. Mit festen Schritten ging ich zu ihr. Mir war es egal, ob uns jetzt sehen würde, zur Not habe ich sie weinend gesehen und wollte mich um die kümmern und das nicht, weil ich ihr Freund war, sondern ein Lehrer, dem seine Schülerinnen am Herz lagen.

"Marie, hey. Wieso weinst du denn?", ich legte trotz allem eine seriöse Tonhöhe auf. Sie sah mich aufgeschrocken an und musste überlegen, was sie sagen sollte.
"Mr Smith... Ich, ach nichts", kam es von ihr.
"Komm erstmal mit, ich gebe dir ein Taschentuch in meinem Klassenzimmer"
Sie nickte nur und ich legte meinen Arm um sie. Ich wollte sie vor allem beschützen, auch wenn ich vermutlich die Person war vor der man sie beschützen sollte.
In meinem Klassenzimmer konnte ich sie endlich richtig in den Arm nehmen. Ihre Tränen nässten mein Hemd, während sie sich immer mehr an mich drückte. Ich streichelte ihren Rücken bis ich feststellte, dass sie sich beruhigte. Beruhigt atmete ich tief aus, weswegen Marie ihren Kopf hob. Es zerbrach mir das Herz ihre verweinten Augen zu sehen, Augen, die ich sonst so liebte, doch jetzt hasste. Ich wischte über ihre Wange um die letzten Tränen von ihrem Gesicht zunehmen.
Ihr Lächeln war traurig. Ich entschied mich für etwas, was ich mir geschworen hatte, nie in der Schule zu tun. Ich küsste ihre Lippen.
Anfangs verspannte sie sich, doch nach kurzer Zeit wurde ihre Atmung immer langsamer und sie beruhigte sich.
"Wir müssen nicht reden, wenn du nicht willst", kam es von mir. Sie musste mir nichts erzählen, da ich es schon längst wusste.
"Ava...sie hat mich angesprochen und dann...dann ist es ausgartet. Scheiße James, ich habe ihr all meine Sorgen anvertraut, ich...sie wusste alles von mir. Vielleicht hätte ich meinen Eltern glauben sollen, sie haben immer Recht. Vielleicht sollte ich auch BWL studieren, ich meine, sie haben vermutlich Recht", sie schniefte.
Ich konnte gar nicht glauben, was sie da gerade gesagt hatte.
"Marie, beruhig dich. Es ist jetzt so, aber hänge doch nicht deine Träume an den Nagel nur weil deine Eltern vielleicht hierbei recht hatten"
"Ich, ich weiß es nicht. Vielleicht war es ja schon immer nur eine Art Widerstand, mich von meinen Eltern abzuspalten", mir zerbrach es gerade das Herz. Ich wusste, was sie durchmachen musste und das hätte sie nie gemacht, wenn es nur eine Trotzreaktion gewesen wäre.
"Hey, du musst wissen, was für dich richtig ist und es ist egal, was andere meinen, ja?"

Marie:
Ich sah ihn mit großen Augen an und realisierte gerade, dass ich bis jetzt fast immer nur das gemacht habe, was von mir erwartet wurde und nie das, was ich wirklich wollte. Ich war nie Marie, ich war immer die Tochter meiner Eltern.
"Danke", murmelte ich.
"Hör bitte auf damit, du musst dich nicht immer bedanken und entschuldigen. Ich bin dein Partner und ich liebe dich. Ich möchte die Person für dich sein, die ich damals nicht hatte"
"Ich liebe dich auch", kam es von meinen Lippen.
Ich lehnte mich noch gegen ihn und wir genossen die letzten Minuten Stille bevor ich gehen musste.

Die letzten Stunden vergingen wie im Flug und schon verabschiedete sich James in der zehnten Stunde von uns allen und wünschte uns einen schönen Abend. Ich würde heute wieder zu ihm gehen, er hatte mir unauffällig einen Zettel auf den Tisch gelegt, als er die Blätter ausgeteilt hatte.

Ich koche, sei um 18:30 da
-J.S.

Ich verlies als letzte den Raum und zeigte James einen Daumen nach oben- ich würde das sein.
Meine Eltern waren wie immer nicht daheim, weswegen ich mir nicht mal eine Ausrede ausdenken musste. Ich zog mich schnell um und rief mir ein Taxi. Im Normallfall würde ich mit dem Rad fahren, aber es ist Montag und außerdem der erste Tag nach den Ferien.
Schon nach fünf Sekunden öffnete sich seine Tür, vor mir stand James. Seine Haare waren noch leicht feucht und er trug eine ausgewaschene graue Jeans und ein weißes T-Shirt. Ich mochte seine Alltagskleidung, es stand ihm, auch wenn mir das Hemd um einiges mehr gefiel.
"Dachte nach zehn Stunden könntest du mal was Richtiges zum Essen brauchen und da du vermutlich bestellt hättest, könnte ich ja auch für meine wunderschöne Partnerin kochen", er gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Kennst mich zu gut, wieso bist du eigentlich so gut gelaunt?", fragte ich ihn ein wenig misstrauisch. James war generell sehr fröhlich, aber nach zehn Stunden in der Schule war auch er im Normalfall müde.
"Freue mich eben, dass du da bist. Setz dich schonmal hin, Essen kommt gleich", rief er mir nur zu als er schon wieder in der Küche verschwunden war.
"Hast du eigentlich noch welche von diesen leckeren Muffins?", fragte ich ihn.
"Gibt es als Nachtisch", hörte ich noch aus der Küche, doch dann stand schon ein Teller mit Kloß und Soß und Wirsing vor mir.
"Hoffe man kann es essen", zwinkerte er, obwohl er wusste, dass sein Essen einfach mehr als nur gut war. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er das für sein Ego brauchte.
Wir aßen noch genüsslich und er brachte mich in sein Wohnzimmer, indem ein riesiger Blumenstrauß mit roten Rosen und zwei Büchern.
"James, ich wow danke"
"Marie, was habe ich dir vorhin gesagt?! Ich dachte, du bräuchtest vielleicht eine kleine Ablenkung", ich umarmte ihn. Es tat gut bei jemandem zu sein, der wusste, was ich mochte mich aber nie verurteilen würde.
"Es ist zu spät um heimzugehen, wenn du willst, darfst du hier schlafen", flüsterte er in mein Ohr. Seine Stimmer verpasste mir wie jedes Mal eine Gänsehaut.

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt