Kapitel 18

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Marie:
Die Nacht verbrachte ich wach im Bett. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um das Kind und vor allem auch, wann er es mir sagen würde. Mein Wecker klingelte bereits um vier Uhr, doch dieser war eigentlich unnötig, da ich sowieso wach war.
Ich checkte mein Handy auf dem ich ein paar Nachrichten von Ava und Lucas hatte, aber auch eine von James.

J: Du schläfst wahrscheinlich jetzt schon und ich werde schlafen, wenn dein Flieger geht. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub und auch einen guten Flug. Ich hoffe, dass du dich meldest, wenn du gelandet bist. Schick ab und zu mal ein paar Bilder, aber Hauptsache du genießt deinen Urlaub, du hast es dir verdient!
Dein James

Ich musste grinsen, als ich die Nachricht las. Es war einfach seine Art so zu schreiben, es passte perfekt zu ihm.
Ich hatte sofort wieder sein Bild vor Augen – sein maßgeschneiderter Anzug, die leicht gelockten schwarzen Haare und sein dominantes Auftreten. Das "dein James" machte es perfekt und löste in meinem Bauch Schmetterlinge aus und das wusste er genau.
Ich rappelte mich aus dem Bett und ging ins Bad um unter die Dusche zu steigen. Während das kühle Wasser über meine Schultern lief, fühlte es sich so an als würde sich die Frage, die ich mir heute Nacht gestellt habe, von mir lösen.
Von Sekunde zu Sekunde fühlte ich mich befreiter, was wohlmöglich an dem Wasser lag, sowie meinem Minzduschgel.
Frisch geduscht, stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah genauso aus, wie zum Schuljahresanfang, als James mich wie Dreck behandelt hatte.
Ich hatte allerdings keine Wahl und musste meine Augenringe überschminken, sonst müsste ich mich für diese rechtfertigen. Der Concealer verbrachte Wunder, meine Augenringe waren nicht mehr zu erkennen.
Ich schnappte mir noch eben mein Portemonnaie und verließ das Haus. Lucas wartete schon im Taxi auf mich und ich war erstaunt, wie gut er mal wieder aussah mit seinem Hemd und seinen gegelten Haaren.

"Wie immer ganze fünf Minuten zu früh", neckte er mich.
"Kennst mich ja, entweder zu früh oder gar nicht", stoß ich seinen Oberarm.

Ich ließ mich in den Sitz zurück, während ich Lucas anlächelte. Sein Blick wandte sich meinen Lippen kaum ab. Um die Situation ja nicht zum eskalieren zu bringen, begann ich ihm von seinem Studium erzählen zulassen. Anfangs musterte er mich, vor allem, weil er wusste was das Studium für ein empfindlicher Punkt bei mir war. Ich nickte ihm nur zusichernd zu und er begann zu erzählen. Ich hörte ihm gerne zu, auch wenn man allein an seinen Erzählungen erkannte, dass er dem Klischee schlecht hin entsprach.
Am Flughafen angekommen, ging alles sehr schnell. Die Sicherheitskontrolle verlief einwandfrei und schon nach einer halben Stunde saß ich auf meinem Sitz, während Lucas noch unser Handgepäck verstaute. Ich nutzte die Zeit um meinen Eltern und Ava noch eben zu schreiben, dass ich jetzt saß. James schreib ich ebenfalls, da ich wusste, dass er sich Sorgen machte.
M: Sitze jetzt im Flieger
J: Wäre jetzt gerne bei dir! Melde dich, wenn du gelandet bist, sonst mache ich mir Sorgen. Liebe dich!
M; Jaja, mach ich schon. Ich dich auch

Ich wusste nicht, ob er mir nochmal geschrieben hat oder nicht, da ich mein Handy in den Flugmodus stellen musste. Während des gesamten Flugs lösten Lucas und ich Kreuzworträtsel und redeten über unsere Pläne für die nächsten Tage.
Wir entschieden uns dafür heute nur ins Hotel einzuchecken, in ein Café zugehen und abends essen zu gehen. Allein der Gedanken, dass es noch ewig dauerte, was zu essen zu bekommen, machte mich noch hungriger. Ich bereute es zutiefst nicht gefrühstückt zu haben.

Während Lucas auf unsere Koffer wartete, verzog ich mich in ein Eck um James anzuschreiben.
M: Wir sind gerade gelandet, lebe noch. Lucas holt unsere Koffer
J: Gott sei Dank, habe mir schon Sorgen gemacht. Leg jetzt aber dein Handy weg und genieß deinen ersten Tag. Wenn du möchtest, können wir gerne heute Abend telefonieren
M: Okay, ich schreibe dir, wenn ich wieder im Hotel bin
J: Ich freue mich und jetzt Handy weg!

Seine Nachricht passte zeitlich sehr gut, da Lucas gerade mit unseren Koffern kam. Wir stiegen in ein Taxi um zum Hotel zufahren. Ich wusste nicht, wie es aussieht, das war eine Überraschung für mich. Das Taxi hielt vor dem Hotel und meine Pupillen weiteten sich. Ich bin zwar fünf Sterne Hotels gewohnt, doch mich fesselte die Architektur des Gothikstils. Lucas lächelte mich an und legte seine Hand auf meine Schulter.

"Ich wusste, dass es dir gefällt"
"Wow, danke", gab ich leise von mir.

James:
Maries Nachricht beruhigte mich, ich hatte Angst, dass irgendetwas passiert war. Ich verbrachte den Tag damit mich durch Elternbroschüren zu lesen.
In drei Monaten bin ich Vater und hatte bis jetzt keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Allerdings bin ich auch nicht davon ausgegangen ein alleinerziehender Vater zu sein. Zudem war es langsam nötig die erste Ausstattung zu kaufen.
Die Zeit ran und schon hatten wir 21:30 Uhr und ich wartete auf Maries Anruf. Ich knöpfte die zwei oberen Knöpfe meines Hemds auf, dass ich nicht ganz so angespannt rüberkam. Mein Handy klingelte und ich hob mit einem Lächeln ab.

M: "Na"
J: "Na"
M: "Der Tag war so schön. Wir waren in einem Café und sind dann Rad gefahren. Es war so schön und danach waren wir noch Essen. Das Essen schmeckte so himmlisch, wir müssen da auch mal hin. Ich muss dir außerdem mal meine Suite zeigen, die würde dir gefallen"
J: "Ganz langsam Süße. Zeig mal dein Zimmer"

Begeistert führte sie mich mithilfe ihres Handys durch ihre Suite. Das Zimmer war wunderschön und ich notierte mir den Namen des Hotels um sie dort auch mal hin zuentführen, doch vermutlich nie so, wie sie es sich wünschte. Als alleinerziehender Vater, der keine Unterstützung von seiner Familie hatte, werde ich immer meine Tochter dabeihaben. Ich wusste immer noch nicht, wie und wann ich ihr das sagen werde, nur es musste bald sein.

M; "Und?"
J: "Wow, da hast du aber einen Luxus ganz für dich alleine"

Sie lächelte mich nur an und mir wurde mal wieder bewusst, dass ich mit ihr glücklich werden wollte.
J: "Wenn du willst, können wir noch solange telefonieren, bis du eingeschlafen bist"
M: "Oh das wäre schön"

Wir beide schlüpften jeweils in unsere Betten und ich hörte ihr gespannt zu, was sie noch alles zu erzählen hatte. Ihr fielen öfter die Augen zu, bis sie ganz einschlief. Ich sah sie da schlafend liegen und hatte das Gefühl mich wieder neu in sie verliebt zu haben – in ihr Lächeln, ihre Art, ihr Herz, ihre Worte und ihre Augen.

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt