Kapitel 24

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Marie:

Ich hatte die ersten beiden Stunden frei, im Gegensatz zu James. Somit hatte ich genug Zeit nachhause zu gehen, mich umzuziehen und dann zur Schule zu gehen. In James Küche sah ich eine Dose stehen, ich machte sie auf und sah sein Pausenesse darin. Ich packte die Dose schnell ein um dann nachhause zu gehen.

Heute würde ich wieder mit Ava Englisch zusammen haben, wovor es mir jetzt schon bammelte. Ihre Worte liefen in meinem Kopf in Dauerschleife. Die Frage, wieso ich es nie gemerkt habe, machte mich nervös. Zwischenzeitlich hatte ich auch das Gefühl, dass etwas anderes dahinterstecken würde, doch den Gedanken hatte ich vermutlich nur aus Angst mich so in ihr getäuscht zu haben.

Im Klassenzimmer meiner Englischlehrerin setzte ich mich heute wieder bewusst in die erste Reihe, auch wenn ich wusste, dass das mein Untergang war. Heute kam ich zehn Minuten zu früh, weswegen ich noch Zeit hatte, zu frühstücken.

Die Stunde vergingen wie im Flug, doch ich ließ mir Zeit das Klassenzimmer zu verlassen. Nicht, weil ich jetzt Mathe hatte, sondern um Ava zu studieren.

 Sie trug wie gewöhnlich eine Jogginghose und einen Hoodie, doch ein Detail störte mich. Sie trug keinen Schmuck, was ziemlich ungewöhnlich war. Umso genauer ich sie betrachtete, desto mehr fiel mir auch der kleine Fleck auf ihrer Hose auf. Es machte mich stutzig, doch ich gab mein bestes, nicht allzu viel hineinzuinterpretieren.

Ich betrat als Letzte James Klassenzimmer, doch er ignorierte es. Der Unterricht verging in schnell und schon konnte ich heim. Aktuell fielen einige Stunden aus, da der siebte Jahrgang auf Klassenfahrt war und auch einige meiner Lehrer.

Wie immer verließ ich als Letzte James Klassenzimmer, auch wenn Chanel mal wieder versuchte, sich an James ran zu machen. Ich verspürte dabei nicht mal einen Hauch von Eifersucht, weil ich wusste, dass ich James vertrauen konnte. Er hatte sie endlich abgewimmelt, weswegen ich zu ihm ans Pult trat. Sein blaues Hemd stand ihm ausgezeichnet und ließ ihn noch einen Hauch dominanter wirken. Ich gab ihm seine Tupperdose, sowie seinen Hausschlüssel und er bedankte sich. Ich wollte nicht allzu viel Zeit mit ihm alleine verbringen, aus Angst vor Gerüchten - Gerüchten, die vermutlich auch der Wahrheit entsprechen würde. Durch das Projekt wusste zwar jeder, dass wir viel Zeit zusammen verbrachten, aber man weiß ja nie.

Wie immer fuhr ich mit dem Bus nachhause, auch wenn meine Eltern darauf bestanden, dass ich mit dem Taxi fahre. Der Grund, wieso ich es nicht tat, ist der, dass ich dort abschalten konnte. Ich stieg aus dem Bus aus und es begann zu regnen. Ausgerechnet heute hatte ich keinen Regenschirm dabei, doch ich hatte keine Wahl. Zu mir nachhause waren es noch zwei Kilometer, doch ich versuchte mir einzureden, dass es gar nicht so schlimm sei.

Nach wenigen Schritten hörte es schon auf zu regnen, nein das stimmte nicht, jemand lief neben mir und bedeckte mich mit seinem Schirm. Als ich meinen Kopf der Person mit dem Schirm zu wandte, zog sich in mir alles zusammen. Diese gerade Haltung und dieser Anzug, waren mir mehr als bekannt Neben mir lief Lucas.

"Marie, wenn du nicht reden willst, dann ist das okay, aber lass mich dich bitte nachhause bringen, sonst bist du bis dahin ganz nass", unterbrach er mich.

"Lucas, ich, was machst du hier und vor allem woher wusstest du, dass ich früher aushatte?", fragte ich ihn. Mir war es ein Rätsel, woher er wissen konnte, dass ich um die Uhrzeit aushatte, schließlich hatte ich ja Entfall und die Zeit war nicht regulär.

"Ich wollte mit dir reden. Ich habe Ava gefragt, wann du aus hast", antwortete er mich. Mir war klar, dass er reden wollte, doch wieso gab Ava ihm Auskunft. Sie war nicht gut auf mich zu sprechen, doch half Lucas sich mit mir zu versöhnen, obwohl sie wusste, dass er auf mich stand. Irgendetwas stimmte hier nicht.

Auch, wenn ich keine Lust hatte, irgendetwas zu klären, bat ich ihn herein. Obwohl ich wütend auf ihn war, war ich auch dankbar halbwegs trocken nachhause gekommen zu sein. Aus der Küche holte ich uns zwei Gläser und ein Eiswasser um mich dann neben Lucas auf den Stuhl fallen zu lassen. Ich löcherte ihn schon beinahe mit meinen Blicken, bis er endlich begann zu sprechen.

"Marie, das war scheiße. Ich...wir, sich dafür zu entschuldigen, wir sind beide deine engsten Freunde, reicht vermutlich nicht aus. Mehr als hoffen, dass du uns verzeihst, kann ich vermutlich nicht. Ich wollte dich eifersüchtig machen, in der Hoffnung, dass du..., dass wir irgendwann vielleicht doch mal klappen und du merkst, wie sehr du mich liebst", entschuldigte er sich.

In meinen Augen war das keine Entschuldigung, er brauchte es eher für sein Gewissen. Wenn ich ihn nun abweisen würde, wäre es nicht mehr nur seine Schuld, sondern auch meine, schließlich habe ich Lucas ja nicht verziehen.

"Ava und ich, wir sind keine Freundinnen, das hat sie mir gestern nochmal verdeutlicht und das ist okay. Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass du mich damit eifersüchtig machen könntest, dass könntest du nur, wenn ich Gefühle für dich hätte und die habe ich nicht", kommentierte ich sein Gestammel.

Nachdem ich das mit Ava gesagt habe, sah ich ihm an, dass sich etwas in ihm veränderte. Seine Hände wurden schwitzig, er spielt nervös an seiner Uhr und schluckte schwer, doch es kam mir nicht so vor, als wüsste er nicht von dieser Auseinandersetzung gestern, als hätte Ava es ihm erzählt.

"Du weißt, dass sie das nur gesagt hat, weil sie dir nicht mehr in die Augen sehen kann. Auch sie wollte dich eifersüchtig machen, ja und das war genau so dumm, wie mein Gedanke, doch sie liebt dich, wenn auch nur so, wie du mich. Sie hat dich nie belogen, doch aus Angst, dass du ihr nicht verzeihen könntest, weil du zu gekränkt bist, wollte sie einen Schlussstrich. Sie wollte dich lieber so verlieren, anstatt dich noch weiter zu kränken und von Tag zu Tag mehr zu verlieren", er sprach noch weiter, doch ich hörte ihm nicht mehr zu. 

Vielleicht stimmte meine Vermutung ja doch, aber was, wenn er sich das nur ausdachte. Ich schluckte schwer.  

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt