Kapitel 28

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Marie

Es begann sich wieder alles zu drehen und mir wurde schlecht. Alles in mir kämpfte dagegen an, in seine Augen zu sehen, doch ich kam nicht dagegen an. Ich hob meinen Kopf an und unsere Blicke trafen sich, gekränkt wandte ich mich sofort wieder ab. Es war mir zwar von Anfang an klar gewesen, dass er in Elternzeit gehen würde, doch es überrumpelte mich im ersten Moment. Das Getuschel um mich herum nahm ich erst nach kürzerer Zeit war. Ich wusste nicht, was es zwischen uns war, doch meine Reaktion zeigte mir, wie sehr ich ihn liebte. Ich liebte ihn und meine Welt brach gerade zusammen, es fühlte sich an, als würde er mich verlassen, als würden sich unsere Wege nun trennen.

Als ich das nächste Mal aufsah, war das Klassenzimmer bereits leer, nur James stand noch im Raum. Mit Tränen in den Augen studierte ich ihn von unten nach oben. Er wirkte angespannt und als ich an seinem Gesicht ankam, sah ich nicht die sanften Gesichtszüge, die ich so an ihm liebte, nein ich sah in ein schmerzverzogenes Gesicht. Ich kämpfte gegen mich selbst, ich war gekränkt, gekränkt davon, dass er es mir nicht gesagt hat, mich aus seinem Leben ausgeschlossen hatte, doch ich verlor den Kampf. Ich hatte mir geschworen nicht mit ihm zu reden, doch ich konnte nicht, ich musste mit ihm sprechen.

"Also verbringe ich das nächste Schuljahr ohne dich?"
Er sah mich verwundert an, es wirkte so als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt noch mit ihm reden würde.

"Sieht wohl so aus"

"Hast du ein Bild von ihr?"

"Von wem?", fragte er mich verwundert.

"Naja, von deiner...Tochter", stotterte ich nur. Ich wollte sie sehen, ich wollte wissen, wie sie aussah, ich wollte wissen, ob sie ihm ähnlich sah.

"Oh achso, ja warte", er holte sein Smartphone heraus und öffnete die Galerie. Neugeirig beobachtete ich ihn dabei, nicht die Bilder seiner Galerie, sondern seine Hände. Er wischte an sich nur über sein Display, doch das Zusammenspiel seiner Hände beruhigte mich.

Ich vermisste seine Hände, ich vermisste sie vor allem an mir. Ich vermisste seine Berührungen, das Kribbeln im Bauch, wenn seine Hand meine berührte.

Er reichte mir sein Handy und ich nahm es an. Auf dem Display sah ich Bild von einem Baby. Meine Pupillen weiteten sich, sie sah perfekt aus, sie ähnelte ihm, sehr sogar. Sie war süß, ich mochte sie schon jetzt, ohne sie je gesehen zu haben.

"Sie sieht dir wirklich ähnlich, James"

"Findest du?", fragte er mich ein wenig unsicher.

"Ja, viel Glück und Erfolg mit ihr. Ich gehe dann mal"

Nach diesem Satz wirkte er wieder deprimiert, verletzt, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, was für mich das Richtige war, ich wusste nicht, ob ich mit ihm oder ohne ihn besser dran war. 

Ich wusste, wenn er mich wollte, würde er auf mich zukommen, würde er mich abhalten zu gehen, doch bevor ich ging, küsste ich ihn. Ich wollte ein letztes Mal seine Lippen auf meinen spüren, wollte ihm ein letztes Mal zeigen, wie wichtig er für mich war, ein letztes Mal zeigen, dass ich ihn nie vergessen würde, auch wenn es nie zwischen uns so werden würde, wie früher, er würde trotzdem immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Der Kuss war nur kurz, doch ich steckte in ihn alles, was sich in mir angestaut hatte. Ich löste mich von ihm, sah in seine Augen und ging, ging aus diesem Klassenzimmer, ging aus diesem Schulgebäude und ging aus seinem Leben.  


Hey, ich habe lange überlegt, ob ich mich weiter mit James und Marie befassen soll, oder nicht, doch ich wollte, dass die Beiden ein Ende ihrer Geschichte haben. 

Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt