Verbotene Liebe - aber deswegen nicht echt?

Kapitel 9

Es war wieder Wochenende, ich verbrachte die meiste Zeit an meinem Schreibtisch - scheiß Klausurenphase. Meine Eltern waren immer noch unterwegs und ich hatte mit James nicht mehr geredet.

Liebes Tagebuch,
Der Tag heute war mal wieder voll mit lernen, ich hasse es. Nächste Woche sind die letzten beiden Klausuren, dann hätte ich wieder mehr Zeit.  Das letzte Treffen hat er auch abgesagt gehabt und schob vor, dass er noch einiges zu korrigieren hätte. Er kann einfach nicht gut lügen, man sah es an seiner Gestik.  Mir geht die ganze Zeit die Frage durch den Kopf, was ich gemacht habe. Er war der, der sich mir näherte, wenn es nicht geklingelt hätte, hätte er mich vermutlich noch geküsst und dann?
Ich werde ihn die Tage kontaktieren und fragen, ob wir unsere Treffen wieder wahrnehmen wollen, nur was ist, wenn er nein sagt?

Der Samstag war schneller vorbei, als es mir lieb war. Als ich das nächste Mal auf mein Handy sah, war es schon halb neun. Es nervte mich nur noch, dass ich so viel Zeit in die Schule steckte und kaum Freizeit habe, klar ich treffe mich regelmäßig mit Ava, aber das wars. Unsere Treffen sind auch immer sehr kurz, da ich dann wieder lernen muss. Jedes Mal habe ich Angst, dass ich weniger als 13 Punkte bekomme, nicht weil ich selber damit unzufrieden wäre. Nein, wegen meinen Eltern. Wenn meine Note schlechter als eins ist, dann erhalte ich Konsequenzen, ich darf mich nicht mehr mit Ava treffen und sie drohen mir, mich auf ein Internat zu schicken, weil ich hier angeblich zu viel Ablenkung hätte. Seit ich klein bin, erfahre ich nur Kritik und kaum Unterstützung. Ich habe ihnen bis heute nicht von meinem Berufswunsch erzählt, da ich wusste, dass sie es nicht akzeptieren würden. Wenn es nach ihnen gehen würde, würde ich BWL studieren und danach die Firma übernehmen und das will ich nicht. Ich würde so gerne nur eine Woche nichts machen müssen, selbst in meinen Ferien schickten sie mich auf irgendwelche Camps, dass ich mich weiterbilden könnte. Es gibt niemanden, der mich in dieser Sache versteht, außer James.
Ich setzte mich auf die Couch und aß meine Nudeln, die ich mir hab liefern lassen. Ich nahm mein Handy in die Hand und sah sofort die vielen Nachrichten. Einige waren von Ava, die mir eine gewaltige Anzahl an TikTok Links gesendet hatte und die anderen von meiner Mum, die wissen wollte, wie es mir geht und was ich heute so gelernt hatte - war ja klar, weil es ja sonst nichts wichtigeres gibt. Schnell antwortete ich ihr, was ich alles gelernt hatte und meinte, dass ich jetzt vermutlich in der nächsten Stunde schlafen gehen würde, auch wenn ich mir sicher war, dass das nicht stimmte.
Nachdem ich noch ein paar Folgen Friends geschaut hatte, ging ich in mein Zimmer um zu schlafen, doch jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, kam in meinem Kopf die Frage wieder, wieso er mich so abblockte. Jedes Mal, wenn ich übermüdet bin, mache ich Dinge, die ich meist am nächsten Tag bereute, so wie jetzt.

M: Ich hab nur noch nächste Woche Klausuren, können wir dann wieder weiterarbeiten?

Ich wartete eine gefühlte Ewigkeit und dachte, dass er mir nicht mehr antworten würde, doch dann leuchtete mein Handy auf.

J: Marie, du solltest um die Uhrzeit schlafen. Momentan hab ich einiges zu klären, was geht dich nichts an. Ich schaue, wie ich es schaffe!
M: Ok.
Ich stand kurz davor, einfach nur zu weinen. Er hat ja recht, dass es mich nichts angeht, aber musste er es mir wirklich so sagen? Ich realisierte in diesem Moment, dass ich ihn anders mochte, als er mich. Vielleicht war es ja auch so richtig, es ist verboten und vielleicht sollten wir das Projekt doch noch abbrechen. Die Anmeldungen sind zwar schon vorbei, aber wir würden schon einen Grund finden, ich zumindest hatte einen.