Kapitel 5 - Zaden

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Zaden seufzte erleichtert auf, als die Tür schließlich hinter ihm ins Schloss fiel und wenigstens einen Teil des im Rudelhaus herrschenden Lärms ausblendeten. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür und schloss erschöpft die Augen.

Die Verhandlungen waren doch um einiges anstrengender als er erwartete hatte. Vor allem dann, wenn die meisten Rudelvertreter keinerlei Ahnung von dem hatte, worüber sie überhaupt sprechen wollten, und die ganze Zeit nur kreuz und quere durch die Gesprächsthemen hüpften. Er war ja an sich verständlich, dass jeder nur das Beste für sein Rudel und nirgends außen vorgelassen werden wollte, doch konnten die nicht wenigsten mit einem ungefähren Plan an diese Verhandlungen heran gehen? Nur ein vager Plan, damit man einen Punkt nicht gleich fünf Mal in einer Stunde diskutieren musste?

Er gähnte und ließ seine Augen durch sein Zimmer gleiten. Er wollte nichts lieber, als sich einfach in sein Bett fallen zu lassen und nie mehr aufstehen. Nicht, nachdem er den ganzen Tag, vom gefühlten Morgengrauen bis in den frühen Abend in diesen Verhandlungen gesessen hatte. Lediglich eine winzig kurze Mittagspause hatte ihm eine Auszeit gegönnte von all diesen Menschen, die eine Konzentration aus Stein haben mussten und sich von nichts ablenken ließ.

Er wusste nicht, wie er das noch eine ganze Woche aushalten sollte. Wusste nicht, wie Talon das machte, hatte er doch an allen Diskussionen aktiv teilgenommen, während es sich schon nach drei Stunden nicht mehr hatte konzentrieren können.

Zaden fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, stieß sich von der Tür ab und ging auf seinen Nachttisch zu.

So gerne er doch auch einfach nur ins Bett fallen und schlafen wollte, hatte er doch noch etwas anderes vor. Etwas, was wahrscheinlich der einzige Grund war, wieso er diese Verhandlungen überstanden hatten und nicht schon nach wenigen Stunden einfach nur den Kopf auf die Tischplatte geknallt und gehofft hatte, ohnmächtig zu werden. Hauptsache, dass er sich dieses Theater nicht noch länger hätte antuen zu müssen. Oder auch wieso er nicht einfach nur schreiend aus dem Raum gerannt war und nie mehr zurückgeblickt hätte. Es war etwas, was ihn davon abgehalten hatte, den anderen Teilnehmern einen Vortrag darüber zuhalten, welche verdammten Vorteile es haben würde, wenn man zumindest mit einem ungefährer Plan an solchen Diskussion herangehen würde. Es war einzigalleine der Gedanke an seinen Gefährten – an Lycaon –, der ihn davon abgehalten hatte durchzudrehen. Der Gedanke, dass er ihn schon am Abend wiedersehen würde und auch noch mit ihm und seiner Familie zu Abend essen würde.

Ein Lächeln schlich sich auf Zadens Lippen, als er den kleinen Beutel aufhob, der auf dem Tischchen lag. Der Beutel allein war nichts Besonderes. In Größe und Breite ungefähr so groß wie seine Handfläche, vielleicht auch etwas größer, doch er war mit Thymian gefüllte. Thymian, den er erst am Morgen, noch bevor die Verhandlungen begonnen hatten, im Wald gesammelt hatte, und den er Lycaon geben wollte. Als kleines Geschenk, wenn sie sich später wiedersehen würden.

Er drehte seinen Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster heraus, ließ seinen Blick über die Dächer der Häuser gleiten und versuchte das von Lycaon und dessen Familie ausfindig zu machen. Nur waren es zu viele Häuser deren Dächer alle gleich aussahen, so dass er schnell wieder aufgab.

Er legte den Beutel vorsichtig wieder ab und wandte sich seinem Schrank zu, um sich etwas Neues zum Anziehen rauszusuchen. Etwas, wodrin er nicht schon den ganzen Tag über in öden Verhandlungen gesessen hatte, und etwas, in dem man sich auch zeigen lassen konnte, wenn man zu seinem Gefährten und dessen Familie zum Essen eingeladen war. Sprich ohne Löcher oder ungewollter muffige Gerüche.

Alpha Rankar hatte zwar allen Besuchern und Teilnehmern der Versammlung eine ganze Bandbreite an Klamotten zur Verfügung gestellt, mit denen man locker eine Woche an Verhandlungen überstehen konnte, trotzdem empfand Zaden in dem Moment nichts als wirklich passend.

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