Kapitel 9 - Lycaon

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Frustriert schlug Lycaon die Decke zurück und starrte in die Richtung der Zimmerdecke. Es war schon weit nach Mitternacht, doch an Schlaf war bei ihm einfach nicht zu denken. Ununterbrochen wanderten seine Gedanken zu Zaden. Zu ihm und ihrem gemeinsamen Ausflug in den Wald.

Es hatte sich einfach so gut angefühlt mit ihm zusammen durch die Natur zu streifen. Zu wissen, dass Zaden für ihn da war, ihn führte und auf ihn aufpassen würde. Zadens Flanke an seiner eignen zu spüren und die Seelenfunken, die einfach unbegreiflich und allgegenwärtig waren.

Er hatte sich Zaden so verbunden gefühlt wie noch nie zuvor, dabei hatten sie währenddessen kein einziges Wort miteinandergewechselt. Wie sollte das dann erst werden, wenn ihre Seelen nach ihrer Vollmondtaufe miteinander verbunden waren?

Aber nachdem sie sich in den letzten Stunden durchgehend so nahe gewesen waren, sehnte sich jetzt, wo sie nicht mehr beieinander waren, alles in Lycaon nach seinem Gefährten. Nach Zaden. Die unbändige Sehnsucht hielt alle seine Gedanken auf Trab und ihn dadurch von seinem erholsamen Schlaf ab. Erinnerten ihn stets daran, wie schön und berauschend sich Zadens Nähe doch angefühlt hatte.

Schnaufend drehte er sich auf die Seite und kniff die Augen zusammen. Versuchte zum gefühlt hundertsten Mal in dieser Nacht endlich einzuschlafen, doch blieb wieder ohne Erfolg. Seine Gedanken wollten einfach nicht zu Ruhe kommen. Ohne Pause kreisten sie um ihn – Zaden, seinen Seelengefährte – und nach einer Weile war er es einfach nur satt. Verflucht sei dieses verdammt Gefährtenband. Er wollte doch einfach nur schlafen.

Lycaon schlug die Decke erneut zurück und setzte sich auf. Alles in ihm sehnte sich nach seinem Gefährten und er wusste, dass er erst dann zu Ruhe kommen würde, wenn er endlich bei ihm war.

Er schwang die Beine über die Bettkante und stand vorsichtig auf, darauf bedacht, nicht zu viel Lärm zu verursachen, um möglicherweise den Rest seiner Familie aufzuwecken. Auf Zehnspitzen schlich er zur Tür und durch den Flur, die Treppe runter und bis zu Zadens Tür. Ohne eine weitere Sekunde oder gar einen weiteren Gedanken zu verschwenden, klopfte an die Tür.

Aber noch während er an der Tür klopfte, kamen ihm wie aufs Stichwort die ersten Zweifel in den Geist geflogen. Was, wenn Zaden schon schlief und er ihn jetzt wieder aufweckte? Natürlich schlief er schon. Es war immerhin schon weit nach Mitternacht. Aber würde er wütend auf ihn werden? Waren sie schon so weit oder würde er ihn wieder wegschicken? Was, wenn ...?

Lycaon wollte gerade schon wieder zur Flucht in sein Zimmer ansetzten, als sich die Tür mit einem leisen Quietschen öffnete und er in seinen Bewegungen erstarrte. Der herrliche Geruch von Zaden schlug ihm entgegen und er atmete unbewusst ein paar Mal tief ein.

„Lycaon?", hörte er Zadens verwundert klingende Stimme. „Was machst du hier?"

„Ich ähm ..." Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und kam sich plötzlich ganz dämlich vor. Verflucht, es war eine bescheuerte Idee gewesen herzukommen. Zaden würde ihn nur für verrückt halten, wenn Lycaon ihm erklärte, dass er sich so sehr nach seiner Nähe sehnte, dass er nicht schlafen konnte und deshalb gerne bei ihm schlafen wollte.

„Nichts Wichtiges. Vergiss es einfach und geh wieder ins Bett", sagte er schnell und drehte sich um. Aber nach nur einem Schritt schloss sich eine warme Hand um sein Handgelenk und zwang ihn zum Stehen bleiben. Seelenfunken entbrannten auf seiner Haut und Lycaon wusste sofort, dass es Zaden war.

„Nein, wenn du mitten in der Nacht zu mir kommst, dann muss es schon etwas Wichtiges sein. Also erzähl mir was los ist", widersprach Zaden leise und drehte ihn sanft wieder in seine Richtung, so dass sie sich gegenüberstehen mussten. Und während sie so da standen und Lycaon beharrlich schwieg, konnte er den Blick seines Gefährten nur allzu gut auf sich ruhen spüren. Sekunden verstrichen, in denen sich die Stille zwischen ihnen ausbreitete, bevor Zaden ein erschöpft klingendes Seufzen ausstieß. „Lycaon ich mag dich wirklich gerne und wir sind Seelengefährten, verdammt nochmal, also erzähl mir einfach was los ist. Du kannst mir alles erzählen, mich alles fragen und ich würde dich doch für nichts verurteilen."

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