Kapitel 45 Abwehrmechanismen

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Kapitel 45   Abwehrmechanismen

Es ist Mittwoch, 21.11.2021, 12.38 Uhr.

Nadine schrieb Dan per Email, dass sie die heutige Sitzung nicht wahrnehmen könne, weil sie eine Klausur schreibe. Die unwichtigen Informationen drumherum und die anmaßenden Schmeicheleien in ihrer Email ignorierte Dan.

Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst ist, freut er sich über die Zeit, die er nun gewonnen hat.

Er liegt auf seiner Therapiecouch in seiner Praxis und gibt sich seinen Fantasien hin.

Von der Hoffnung berauscht, Lee mit seinem Geständnis erreicht zu haben, übermannen ihn die Bilder ihrer schlaflosen Nacht.

Nachdem er ihm seine Liebe gestand, zeigte Lee ihm in dieser Nacht die sinnlichsten Facetten seiner Liebe.

Dan errötet und spürt sich schwellen bei dem Gedanken ihrer Vereinigung.

Ihrer wiederholten und unbändigen Symbiose.

Sie liebten sich bis zum Morgengrauen.

Die Wände seiner Wohnung wurden Zeugen ihrer hemmungslosen Laute.

Ihrer leidenschaftlichen Liebe.

Und Dan dreht sich zur Seite und zieht die Beine an seinen Körper.

Beruhige dich. Beruhige dich.

Er atmet tief ein und spürt, seine Lust in sich aufflammen.

Er will ihn. Will in ihm sein. Eins sein.

Und er erwischt sich dabei, wie er sich von seinen Trieben verlocken lässt.
Seine Sinne imaginieren Lees Geschmack, seine Laute, seinen Duft, seine heiße Wärme.

Beruhige dich.

Doch Dans Schoß glüht und sehnt sich nach Lee.

Heute sieht er ihn endlich wieder.

Wie soll er nur mit ihm arbeiten?

Wie soll er sich zurückhalten?

Er vermisst ihn so.

Einen ganzen Tag sahen sie sich nicht.

Als Lee am Dienstag morgen seine Wohnung verließ, vereinbarten sie, sich erst zur Mittwochs-Sitzung wiederzusehen.

Dan bat darum.

Er forderte Lee auf, sich auf die Vorlesungen zu konzentrieren. Und bat ihn, gut zu ruhen und erinnerte ihn daran, Frau Dr. Lambe anzurufen.

„Lass uns einander frei lieben. Zeitlos frei lieben. Bitte lass dich durch Frau Dr. Lambe geleiten und befreie dich", sagte er zu Lee und ihre Lippen gaben einander ein heiß-inniges Versprechen.

Und den ganzen Tag über spürte Dan, wie sehr er ihn vermisste.

In jeder Sitzung, die er professionell leitete, schwebte der süße Klang seiner Sehnsucht nach Lee in seinem Körper.

Die Hoffnung, Lee könne seinen Schatten verlassen und sich an Dans Seite frei entfalten, ließ ihn regressieren.

Den ganzen Tag lang knabberte er an seiner Unterlippe und versuchte, seine sprudelnde Aufregung zu beruhigen.

Sein Bewusstsein duldete keine Zweifel. Keine Befürchtungen.

Und selbst in der Stille der gestrigen Nacht schenkte sein Ich seinem zur Vorsicht mahnenden Über-Ich kein Gehör.

Sein ES ließ ihn fiebrig hungern.

Lees unbeherrschten Laute lagen in der Luft, sein sinnlicher Duft drang aus seinem Bett empor und sein Körper erinnerte jede Berührung, jeden fleischgewordenen Gipfel.

Die Psychologie der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt