Kapitel 49 Zurückweisung

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Kapitel 49    Zurückweisung

„Hier ist der Schlüssel zu Dans Wohnung. Geh du hoch. Ich werde Lee holen", sagte Dieckmann zu Österreich, nachdem sie endlich einen Parkplatz gefunden hatten.

„Wo ist denn Lee? Wirst du lange weg sein?", fragte Österreich besorgt.

„Lee ist auf dem Spielplatz auf der anderen Seite des Ufers. Du kannst schon mal einen Tee kochen. Lee ist seit Stunden in der Kälte. Er ist sicher durchgefroren", antwortete Dieckmann kalt und lief los.

Hinterließ einen innerlich aufgewühlten alten Mann.

Österreich fühlt sich von Dieckmann heute zurückgewiesen.

Er ist so kalt.

So kennt er ihn nicht.

Er spottet gerne. Macht sich über ihn lustig.

Ist aber immer warm. Sonst ist er immer warm.

Er guckt Manfred hinterher, bis er im Park verschwindet.

Dieckmann nähert sich langsam dem Spielplatz und sammelt sich mental.

Er weiß nicht, in welchem Zustand sich Lee befindet.

Er muss flexibel und taktisch vorgehen.

Ihn aufrütteln und stabilisieren.

Lee muss jetzt seine höchsten und tiefsten Punkte spüren, um einen Weg einzuschlagen.

Und Dieckmann hofft so sehr, dass dieser Weg ihn zu Dan führt.

Er hofft es so sehr.

Und als er in der kalten Dunkelheit Lees schwarze Gestalt auf der Schaukel sitzen sieht, spürt er die Aufregung in sich aufsteigen.

Er hat es Dan versprochen. Er wird sich um Lee kümmern. Er hofft nur, dass er ihn erreichen kann.

Professor Dieckmann läuft auf die Schaukel zu und setzt sich auf den leeren Sitz.

Lee dreht seinen Kopf langsam zu ihm und lächelt höflich.

Er sieht blass aus. Seine Lippen sind blau. Seine Augen leer.

„Professor Dieckmann, guten Abend", sagt Lee kaum hörbar.

Dieckmann spürt, wie sich seine Nackenhaare aufstellen.

Umgeben von der Dunkelheit und den alten, hohen, blattlosen Bäumen sitzt ein unsichtbarer Mann in Schwarz auf einer Kinderschaukel.

Er sieht nicht gut aus.

Und Dieckmann kann das Gefühl des Unbehagens nicht unterdrücken.

Lee sieht so dunkel aus. Unsichtbar und dunkel.

Dan hat noch mehr Dunkelheit gesehen.

Sein Dan ist durch die Finsternis mit ihm gegangen.

Und sein Dan liebt diesen Mann.

Dieckmann stärkt seine Abwehr und bändigt das Gefühl des Unheimlichen.

„Hallo, Lee. Es ist bereits nach Mitternacht. Du scheinst das Gefühl für Zeit verloren zu haben. Was machst du denn hier?", tastet sich Dieckmann heran.

„Ich warte auf Dan", bekommt er als knappe Antwort.

„Lee, Dan wird nicht kommen. Er hat mich geschickt, um dich hier abzuholen. Lass uns in seine Wohnung gehen und sprechen. Bist du damit einverstanden?", fragt Dieckmann ruhig.

Die Psychologie der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt