Kapitel 33

335 17 3
                                    

Eine Woche war vergangen. Eine Woche indem ich viel Zeit hatte um nachzudenken und indem auch Tränen flossen. Aber ich hatte entschieden und es schien auch gut so.

Am Sonntag nach all dem Chaos mit Luc verfolgte ich nur zwei wichtige Ziele um die nächsten Tage zu überstehen. Zum einen wollte ich ihn so gut wie möglich vermeiden. Ich weiß nicht wieso aber ich hatte Angst ihn Wiederzusehen. Also vermied ich ihn. Zum anderen wollte ich nicht an ihn Denken.Ich wollte mich so gut wie möglich ablenken, denn ich wusste wenn ich daran dachte würde ich innerlich wieder zerbrechen. Also flüchtete ich am Sonntag zu meiner Schwester und verbrachte den ganzen Tag bei ihr. Sie hatte bemerkt, dass ich nicht ganz bei ihr war und hatte mich angesprochen doch ich sagte ihr schlicht das alles in Ordnung sei. Natürlich ließ sie nicht locker.

"Arthanna du kannst mir alles sagen, ich bin deine Schwester." hatte sie gesagt.

"Ich hab dich einfach nur vermisst Schwesterherz" sagte ich ehrlich nachdem ich sie lange nachdenklich angeschaut hatte und kurz in Erwägung zog ihr von alles zu erzählen aber es jedoch ließ . Ich hatte sie wirklich vermisst. Die Zeit mit meiner Schwester bei uns zu Hause war so unbeschwert gewesen und jetzt herrschte Ruhe, wo eigentlich unser Geschreie sein sollte. Aber sie war glücklich. Ich sah es ihr jetzt irgendwie an. Immer wieder streichelte sie ihr Bauch, dass schon etwas runder geworden war und lächelte seelenfroh. Ihre Freude steckte mich an und auch ich musste leicht lächeln. Genau darum war sie die beste Schwester, denn obwohl sie selbst es nicht wusste , holte sie mich aus meinem kleinen dunklen Gefängnis voller Qualen heraus und zeigte mir die anderen schönen Seiten des Lebens.

"Das so was aus deinem Mund kommt 'Schwesterherz' " sagte sie lachend auf meine Antwort und wir lachten.

Doch sobald ich aus ihrem Haus war, holten mich die Gedanken wieder ein und trieben mich in den Wahnsinn. Ich versuchte trotzdem es so gut wie möglich zu vermeiden.

Am Montag entschied ich dann mit dem Bus zu fahren. Wie gesagt ich wollte ihm so wenig wie möglich sehen. Ich wollte erst mit meinem Gewissen im reinen sein bevor ich ihn sah und das dauerte etwas. Auch in der Schule versuchte ich mich so oft wie möglich in den Klassenzimmer zu verstecken mit der Unterstützung meiner besten Freundinnen. Sie waren genau wie am Samstag für mich da gewesen, hatten mich getröstet nach dem ich ihnen davon erzählt hatte.  Es war aber nicht so, dass Luc auch kurz eine Pause brauchte.Nein er versuchte so gut wie möglich mit mir zu reden, doch ich flüchtete, wich ihm aus, während ich versuchte nicht in seine wunderschönen Augen zu schauen.  Wie verzweifelt muss das klingen wenn man sich vor jemanden verstecken muss, den man liebt? Sehr verzweifelt. Irgendwie stand ich den Tag auch durch, das dachte ich zumindest. Als ich am Ende des Tages erleichtert das Schulgebäude verließ, stand er unerwartet da. Er zog mich sanft hinter eine Mauer und sah mir lange in die Augen, bevor er sagte:

"Rede mit mir"

Ich schaute schnell zu Boden, wollte mich nicht in seinen Augen verlieren. Also starrte ich auf seine Schuhe vor mir atmete tief ein und aus schaute wieder hoch und sagte mit kratziger Stimme.

"Gib mir Zeit" 

Und das tat er auch. Er nickte verstehend, küsste mich auf den Kopf und verschwand. Ich musste nachdenken und der ganzen Sache hier gerecht werden. Zuhause fing dann das ganze Durcheinander in meinen Kopf wieder an , aber diesmal richtete ich meine Aufmerksamkeit voll und ganz auf meine Gedanken. Ich wollte endlich zu einem Schluss kommen. Immer wieder las ich Lucs Nachrichten nach unserem Streit

Von: Lara

Arthanna es tut mir leid ich habe überreagiert

Von: Lara

Arthanna lass uns reden

Von: Lara

Bitte schreib

Von: Lara

Es tut mir leid Arthanna bitte...

Und dann kam nichts mehr. Eine Teil von mir wollte ihm sofort zurück schreiben, ihm sagen alles sei in Ordnung aber das tat es nicht. Stattdessen las ich mir einfach immer wieder seine Nachrichten durch und ließ meinen Gedanken freien Lauf.

Natürlich hätte ich einfach mit ihm reden können und wir hätten uns wieder vertragen können, aber es ging mir hierbei mehr als uns zu vertragen. Ich hatte seit dem Beginn unserer Beziehung die Gedanken die all meine Konsequenzen für diese Beziehung  beinhalteten in eine Schublade gesteckt um mit einem Schloss fest verschlossen. Nicht eine Sekunde hatte ich mich diesen Punkten gewidmet. Nicht eine Sekunde dachte ich daran und nun war es soweit. Luc und Arjun hatten meine sichere Schublade aufgebrochen und nun stand sie speerweit offen vor mir und bombardierte mich von allen Seiten und es wurde Zeit mich dieser Schublade zu widmen, endlich aufzuräumen und allem klar zu werden.

Also tat ich es. Ich dachte an jede einzelne Konsequenz nach. Ich dachte daran was ich Luc nicht bieten konnte, was er nie mit mir erleben würde. Ich dachte daran, wie viel Aufwand er sich geben musste um nicht mit mir aufzufallen, wie anstrengend es für ihn gewesen sein muss zu sehen das andere wie Arjun eine bessere Chance auf eine Zukunft mit mir haben könnten als er. Und plötzlich verstand ich ihn. Ich verstand seine pure Eifersucht und sein Hass gegenüber Arjun. Ich verstand es. Und genauso verstand ich wie einfach sein Leben doch ohne mich wäre. Wie einfach eine ganz normale Beziehung mit einem ganz normalen Mädchen wäre. Ich verstand es und ich akzeptierte es.

Die Woche verging recht schnell und ich wusste, was ich wollte. Ich musste es ihm nur noch sagen.

Freitagabends schrieb ich ihm dann

An : Lara

Können wir reden?

Nach einer Weile bekam ich eine Antwort.

Von: Lara

Wann und Wo?

Ich schrieb ihm das es Morgen Mittag am besten wäre und schlug ihm ein Ort vor. Dann bekam ich seine Antwort.

Von: Lara

Ja geht klar. Wir sehen uns morgen <3

Ich legte mein Handy weg und legte mich in mein Bett. Es war schon sehr spät und meine Eltern waren vor paar Minuten schlafen gegangen und nun wollte ich schlafen, doch ich konnte nicht. Meine Gefühle überrannten mich. Ich wusste was ich tun würde war das richtige und dennoch wollte ich es nicht, denn ich liebte ihn. Aber ich musste es tun und ich würde es tün. Trotzdem hinderte es mich nicht wieder einmal mit einem Kissen voller Tränen einzuschlafen. Morgen würde ein anstrengender Tag werden und zum ersten Mal wünschte ich mir die Zeit würde langsamer verlaufen...

-Keep Reading ;)

Das Leben ist kein BollywoodfilmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt