Kapitel 35

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"Ich bin glücklich" sagte ich meiner Schwester und lächelte sie an. Schon seit Stunden sah sie mich misstrauisch an und fragte mich ob irgendetwas passiert sei. Ob ich nun wirklich glücklich war oder nicht, war mir selbst nicht richtig bewusst.

Es war ein Monat vergangen seit meiner Trennung mit Luc und es ist nichts sonderlich schlimmes passiert. Ich fuhr wieder wie jeden Morgen mit Sia und ihm zur Schule und redete mit ihm genau wie früher und hatte auch Spaß. Und obwohl ich ihn doch jeden Tag sah und mit ihm redete, vermisste ich ihn. Es kostete mich so viel Anstrengung, nicht an die alte Zeit zu denken. An die Zeit in der ich mich in seinen Augen verlor, in der ich ihn berührte, in der ich ihn küsste. Doch jedes Mal wenn ich in seine Augen sah, in sein Lächeln überholten mich meine Gedanken und ließen mich an die gute alte Zeit Denken. Luc erging es anfangs auch so. Es gab Momente in denen wir uns einfach ansahen und durch die Augen des anderen in die schöne gemeinsame Vergangenheit schauten, bevor sich einer von uns aus der starren Position löste und schnell aus der Situation flüchtete. Es war komisch. Gerade noch vor paar Tagen hatten wir uns geküsst und jetzt versuchten wir uns nicht in die Augen des anderen zu verlieren.Vergebens. So war es anfangs, aber mit der Zeit gewöhnten wir uns an die Situation und bald war es für Momente wirklich so als hätten wir keine Beziehung gehabt. Wir ärgerten Sia, diskutierten über unsere Wette über die Beziehung von Sia und Tyson und lachten einfach wie in den alten Zeiten. Ich konnte spüren das Luc sich an die Situation gewöhnt hatte und nun wieder er selbst war. Und obwohl ich mich auch an die Situation gewöhnt hatte, wurde ich trotzdem nur so von Erinnerung bombardiert. Jedes mal wenn ich mein Zimmer sah, sah ich wie ich mit ihm in mitten des Zimmers getanzt hatte. Jedes Mal wenn ich in Sias Zimmer saß und zu ihrem Schminktisch schaute, erinnerte ich mich wie sie mich für ein Date mit ihm geschminkt hatte und jedes Mal wenn ich bei Penelope Zu Hause war, sah ich wie Luc in mitten auf dem Weg von Rosenblättern auf mich gewartet hatte. Wie er gesagt hatte das er mich liebte. Man könnte es Ironie nennen das ich mich in seiner Gegenwart weniger an unsere Beziehung dachte als wenn ich in den Zimmern meiner Freunde saß. Also flüchtete ich von meinem Zimmern und den Zimmern meiner Freundinnen und fand mich letzten Endes im Wohnzimmer meiner Schwester wieder, die natürlich merkte das irgendwas nicht stimmte.

"Sicher Schwesterchen? Irgendwas ist los" bemerkte sie in Gedanken versunken.

Ich nickte, während ich sagte " Ja sicher und jetzt hör auf die große Schwester zu spielen und erzähl wie geht es meinem Baby?"

"Deinem Baby?" fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Ja" sagte ich und grinste triumphierend, da ich sie abgelenkt hatte.

" 'Deinem' Baby" sagte sie während sie Gänsefüßchen in die Luft malte, " geht es hervorragend" und bemerkte dann grinsend "liegt wohl an ihrer Mutter"

Ich lachte und sagte dann " Glaub ich eher nicht"

"Apropos Mutter" begann meine Schwester und ihr Grinsen wurde breiter "Amma hat mir erzählt das ihr vor einem Monat Besuch hattet"

Sofort wusste ich das sie Arjun ansprach und meine Stimmung senkte sich ein klein wenig und ich fragte schulterzuckend "Ja und?"

"Ja und?" fragte sie mich und sah mich an als wäre ich geistesgestört " Du hast mir ein Monat lang verschwiegen das ein Junge bei euch gelebt hat, der zufällig ungefähr in deinem Alter ist und hier studieren wird." Sie hatte einen verletzten Unterton in ihrer Stimme, während sie sprach.

Wieder zuckte ich meine Schultern " Schien mir nicht eine wichtige Information zu sein" sagte ich dann

"Genau denn es spazieren ja jeden Tag Jungen in unseren Haus rein und raus" bemerkte meine Schwester ironisch und dann blitzte Neugierde in ihren Augen " Und jetzt erzähl wie sieht er aus, ist er nett? Habt ihr miteinander geredet?"

Zum dritten Mal zuckte ich meine Schultern und seuftzte als ich sagte "Er ist ok"

" Du magst ihn nicht" deutete meine Schwester aus meinem Verhalten.

"Doch er ist ok" sagte ich dann. Außer das er einer der Gründe für meine Trennung mit Luc war. Luc. Meine Gedanken schwirrten zu ihm und ich dachte an das schiefe Lächeln was er mir früher immer geschenkt hatte.

"Arthanna?" sagte meine Schwester und wedelte mit ihren Hand vor meinem Gesicht und holte mich aus meinen Gedanken raus.

"Äh ja" sagte ich und sagte dann wieder "Er ist ok"

"Hast du gerade an ihn gedacht?" fragte meine Schwester und hob und senkte ihre Augenbrauen.

Ich lachte und schüttelte mein Kopf während ich sagte "Manchmal denk ich das ich hier die ältere von uns beiden bin"

Meine Schwester lachte und fragte dann neugierig weiter " Also ist er nichts für dich?"

Ich sah meine Schwester mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte sie dann " Seit wann hast du so eine Einstellung, dass ich mir meinen Mann aussuchen kann. Das kenne ich ja gar nicht von dir"

"Arthanna" sagte Hansika und seufzte " Ich habe nie gesagt das du darauf warten sollst dass Amma und Appa dir einen Typen suchen. Ich will nur das du glücklich bist. Und ich will das amma und appa glücklich sind. Und ich meine, wenn amma und appa einen Jungen in ihren Haus lassen, haben sie wohl kein Problem damit, dass er sich mit ihrer Tochter anfreunden könnte und vielleicht mehr daraus werden könnte"

Daran hatte ich nie gedacht. Ob sie wohl Luc genauso in unser Haus gelassen hätten? Wahrscheinlich nicht. Er gehört nicht zu unserem Land, nicht zu meiner Religion, nicht zu meiner Kultur, nicht zu meiner Kaste, nicht zu meinen Sternzeichen. Ok, das wäre nie passiert.


Schließlich schüttelte ich mein Kopf wieder und sagte ihr "Er ist nichts für mich Hansika" und beantwortete ihre Frage von vorhin.Dann ergänzte ich grinsend "Und außerdem hat er bald vielleicht schon jemand anderes"

Die Augen meiner Schwester weiteten sich "Ich will alles wissen" sagte sie und sah mich neugierig an.

Lachend fing ich ihr von Penelope und Arjun an zu erzählen und natürlich wie von selbst wanderten meine Gedanken zu Luc und zu dem Bild von Arjun, das nun zerstört in irgendeinem Müllcontainer lag. Und trotzdem hallten immer wieder seine Worte in meinem Kopf

Arjun grinste siegessicher und fragte " Also hab ich die Wette gewonnen?"

"Definitiv" sagte ich während ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Bild richtete.

"Du weißt was das heißt?" sagte er darauf.

"Ich muss dich zeichnen"...


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