Kapitel 47

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"Hey hier ist Arthanna. Wieder. Ich kann dich seit Tagen nicht erreichen. Es tut mir leid. Ich weiß du hast viel Stress mit dem Umzug und dem Unikram. Ich...Ich will dich auch nicht länger stören. Meld dich. Ich liebe dich."

Ich hätte mir nie erdenken können wie sich Luc's Abwesenheit anfühlen würde, aber jetzt fühlte ich mit jeder Faser meines Daseins, das etwas fehlte. Es war dieses eine unbeschreibliche Gefühl das fehlte. Dieses eine Gefühl, dass meine Sorgen und Probleme in Luft auflöste und Platz für das schöne im Leben schaffte. Immer mehr erlebte  ich wie dieses Gefühl in den Hintergrund rückte. 

Nachdem Luc abgereist war, hatte bei uns etwas später die Schule begonnen. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres, begann auch für mich mein wichtigstes und letztes Jahr auf dieser Schule. Ich wusste, das es ein sehr hartes Jahr für mich werden würde und ich wusste wie hart ich dieses Jahr arbeiten musste. Also herrschte neben meiner Niedergeschlagenheit wegen Luc, noch eine nervöse Stimmung bei mir.

Von Luc hörte ich bedauernd wenig. Er hatte sich nach seiner Ankunft in seiner neuen Wohnung ein paar mal gemeldet und auch mit mir geschrieben. Dennoch rief er in der nächsten Woche immer weniger an und reagierte auch sehr spät auf meine Nachrichten. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Er klang immer sehr gestresst wenn er anrief und war nie richtig bei der Sache. Ich konnte mir gut vorstellen, wie anstrengend die ersten Wochen für ihn sein würden. Trotzdem vermisste ich ihn sehr. Ich vermisste seine Anwesenheit, sein Engelslächeln, seine Augen, einfach alles. Manchmal saß ich einfach an meinem Schreibtisch, unterbrach meine Hausaufgaben und starrte auf mein Handy, das still auf meinem Schreibtisch lag, unschlüssig ob ich Luc anrufen sollte, ob ich nachschauen sollte ob er geschrieben hatte. Und jedes Mal nahm ich mein Handy in die Hand und starrte auf meinen nachrichtenlosen Bildschirm und legte es dann mit einem Seufzen weg. Und dann gab es da Momente wie diese in dem ich es nicht mehr aushielt und ihn anrief und ihm was in die Mailbox sprach.

Es war mittlerweile die dritte Woche seit Luc weg war und ich saß auf meinem Schreibtisch, versuchte Hausaufgaben zu machen und endete damit Luc wieder einmal etwas in die Mailbox zu sprechen. Als ich mein Handy seufzend auf den Schreibtisch legte, vibrierte es Sekunden später. Mit klopfendem Herzen nahm ich es schnell wieder in die Hand und musste zu meinem Elend feststellen, dass nicht Luc mich angeschrieben hatte, sondern Sia. Ich öffnete ihre Nachricht.

Von: Brother from another mother

Hab sturmfrei, komm vorbei Arth;)

Ich schrieb ihr zurück, dass ich gleich da sein würde und beendete schnell meine Hausaufgaben. Sias Nachricht war meine kleine Erlösung, denn länger konnte ich in meinem Zimmer nicht sitzen bleiben, ohne an meinen eigenen Gedanken zu verzweifeln, die immer wieder zu Luc's Abwesenheit abschweiften und diese zu ergründen versuchten. Also erledigte ich schnell meine Hausaufgaben und machte mich auf den Weg zu Sia, nachdem ich meiner Mutter Bescheid gesagt hatte. Sia öffnete mir sofort die Tür und begrüßte mich mit einem Grinsen. Wirklich, es war ein befreiendes Gefühl zu wissen, dass ich die nächsten Stunden nicht mit quälenden Gedanken verbringen musste, sondern mit meiner besten Freundin.

"Also was steht heute an?" fragte ich Sia und folgte ihr in die Küche.

Sia öffnete ihren Kühlschrank und holte eine Schachtel aus einem Schubfach und fragte "Eis und Gossip Girl?" während sie mir das Eis hochhielt und mich grinsend anschaute.

"Das klingt wie Musik in meinen Ohren" sagte ich mit einem Grinsen.

Sia nickte lachend und drehte sich wieder zu den Schubladen um, während sie sagte "Kannst du kurz hoch gehen und die DVD aus meinem Schrank holen?"

"Klar" sagte ich und machte mich auf den Weg nach oben. Ich ging die Treppen rauf und betrat den Flur. Das erste was ich erblickte, war die Tür, die zu Luc's Zimmer führte. Sofort schlichen sich Erinnerungen in meinen Kopf und ließen mich daran denken wie viel Zeit ich eigentlich in diesem Zimmer verbracht hatte. Langsam schritt ich auf die Tür zu und blieb einige Meter vor ihr stehen. In meinem Kopf schwirrten verschiedene Stimmen und redeten auf mich ein. Während eine Stimme in meinem Kopf mir zuschrie die Tür zu öffnen und reinzugehen, redete mir die vernünftige Stimme ein, ich solle weitergehen und das machen wozu ich hochgekommen war. Dennoch konnte ich nicht einfach weitergehen und auf die einzige Möglichkeit verzichten, mich mit Luc auf eine sonderbare Art verbunden zu fühlen. Deshalb öffnete ich langsam die Tür und schaute ob sie offen war. Knarrend ließ die Tür sich öffnen und ich trat langsam ein. Das ich ein Gefühl von Erleichterung spürte als die Tür sich öffnen ließ, ignorierte ich gekonnt. Ich hörte eine Stimme in mir die mir zuschrie, wie falsch es doch was ich gerade tat, aber auch diese Stimme versuchte ich gekonnt zu ignorieren. Mit einem schneller klopfenden Herzen betrat ich das Zimmer und schaltete das Licht an. Das Zimmer wurde mit einem Mal erleuchtet und ich starrte in das makellos aufgeräumte Zimmer. Alles stand genauso wie ich sie zuvor auch gesehen hatte. Nur einige Sachen waren verschwunden. Mein Blick blieb an seinen Schreibtisch hängen. Ich ging näher ran und schaute auf das eine, was ich sofort zu Gesicht zu bekommen hatte. Es war unser Wettglas gewesen, was am Ende des Tisches stand. Ich wunderte mich wie voll unser Glas schon war und nahm es in meine Hände. Augenblicklich dachte ich an all die Wetten die wir geschlossen hatte und blieb an unserer letzten hängen.

Das Leben ist kein BollywoodfilmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt