Kapitel 36

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Nach dem ich mich von meiner Schwester verabschiedet hatte machte ich mich auf den Weg nach Hause. Es war schon etwas spät und die Dämmerung brach an. Außer dem Rascheln der Bäume herrschte Stille. Zügig ging durch die menschenleere Straße zum Bahnhof, der nicht weit entfernt vom Haus meiner Schwester lag. Nach einigen Minuten betrat ich den Bahnhof und nahm die Bahn die im Anschluss darauf kam. Auch in der Bahn herrschte Stille, nur nun übertönte meine Musik die Stille und ließ mich seufzend auf mein Platz zurücklehnen. Lange starrte ich aus dem Fenster und versuchte meine Gedanken klar zu ordnen.

Wir waren getrennt, ja. Ich hatte mich damit abgefunden, ja. Er ebenso,ja.

Aber tief in mir herrschte ein Gefühl, das sich nicht in einem Wort zusammenfassen ließ. Es war die Art Gefühl die einen bis in die letzte Sekunde verfolgte und nicht verschwand. Dieses Gefühl, was mich ihn vermissen ließ, obwohl er doch immer da war. Das Gefühl, das mich immer wieder an ihn denken ließ. Das Gefühl, was eine Art Sehnsucht in mir auslöste. Ein komisches, unbeschreibliches Gefühl. Und ich, so naiv wie ich war,ließ dieses Gefühl zu. Ließ es die Oberhand meiner Gedanken werden und mich in ihnen versinken.

So sehr, dass ich nicht merkte wie sich der,der sich stets in meinen Gedanken befand, neben mich setzte und mich belustigt anschaute um dann seine Hand vor meinen Gesicht zu wedeln. Erst dann verschwand dieses Gefühl und ließ mein Herz etwas schneller schlagen.

Ich lächelte und holte meine Kopfhörer aus den Ohren um ihn dann in der Stille zu grüßen.

"Hey" sagte ich und sah kurz in seine Augen, die kurz aufleuchteten.

"Ich dacht schon ich kriege dich nicht aus deiner Traumwelt raus" sagte er darauf grinsend.

Ich lachte kurz und antwortete ihm "Du hast es noch gerade so geschafft" und fragte dann " Warum bist du hier?"

"Das gleiche kann ich dich fragen" sagte er darauf und bemerkte etwas nachdenklich dann "Warte... lass mich raten, du hast Hansika besucht oder?"

Ich sah ihn grinsend an und sagte " So in etwa."

"So in etwa?" fragte er mich verwirrt.

"Ich war schon bei Hansika zu Hause. Besucht habe ich aber mein Baby"

"Dein Baby?" fragte er und fügte darauf lachend hinzu " Hab ich da etwas verpasst?" Es war so ein herzliches, einladendes Lachen.

"Du weißt was ich meine" sagte ich nachdem auch ich gelacht hatte.

" Damit ich das richtig verstehe. Du warst bei deinem Baby, das ungeboren in dem Bauch deiner Schwester wohnt" sagte er dann grinsend.

"Wohnen kann man es jetzt nicht nennen, aber ja du verstehst es richtig" sagte ich und auch er lachte kurz.

"Und wo warst du?" fragte ich als mich die Neugier packte und sagte darauf "Warte lass mich raten" und dann ging ich in meinem Kopf alle Orte durch in denen er seine Zeit vertrieb. Erst dann fiel mir auf das er mit der Bahn fuhr.

"Was machst du hier?" fragte ich ihn dann noch verwirrter.

Er hatte geduldig gewartet um mich jetzt anzugrinsen "Das gleiche wie du, ich fahre nach Hause"

"Ja das ist mir schon klar" antwortete ich dann "aber warum fährst du nicht mit deinem Auto. Du fährst nie mit der Bahn. Du magst Bahn fahren doch gar nicht."

"Ist gerade erträglich" unterbrach er mich lächelnd.

"Du würdest nie freiwillig mit der Bahn fahren, es sei denn.." sprach ich in Gedanken versunken weiter.

"Es sei denn..?" wiederholte er.

"Dein Auto ist kaputt" sagte ich nun lauter während mein Zeigefinger in seine Richtung schnellte und auf ihn zeigte. Ich war mir sicher das ich Recht hatte.

Das Leben ist kein BollywoodfilmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt