Kapitel 34

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Ich hatte nur wenig geschlafen. Meine Tränen hatten mir den Schlaf verweigert aber ich ließ sie zu, denn ich musste stark vor Luc sein wenn ich mit ihm sprach. Er sollte nicht sehen wie viel Schmerz es mir bereitete wenn ich ihm meine Entscheidung mitteilte. Natürlich sah ich darauf wieder einmal völlig verweint aus, doch ich überschminkte alles und setzte mir wieder einmal eine Maske auf. Nachdem ich es irgendwie geschafft hatte aufzustehen, ins Bad zu gehen, mich zu schminken und mich umzuziehen ging ich nach unten, wo meine Eltern saßen und schon frühstückten. Ich nahm mir nur einen Apfel biss rein , während ich dann sagte "Ich geh joggen"

Mein Vater sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte dann "Joggen?"

"Ja" sagte ich bewusst und fügte hinzu "Ich muss etwas schlanker an den Beinen werden"

"Dein Körperbau ist gut Arthanna. Du brauchst nicht joggen zu gehen"

 "Hör auf zu lügen appa. Ich habe in den letzten Tagen viel zu viel gegessen. Ich muss das alles wieder verbrennen"

"Viel gegessen?" kam es nun von meiner Mutter. "In der letzten Woche hast du so gut wie gar nichts gegessen. Hätte ich dich nicht gezwungen zu essen, wärst du jetzt umgekippt" meckerte sie herum aber sie hatte Recht. In der letzten Woche hatte ich nicht viel Hunger gehabt. 

Während ich zustimmend nickte, kaute ich mein Stück Apfel und schluckte es bevor ich sagte "Richtig und genau deswegen mach ich jetzt Sport, damit ich dafür viel Essen kann"

Meine Eltern lachten und ich lachte mit. Sie lachen zu hören machte mich für einen Moment auf eine Art und Weise auch glücklich. Auf die gleiche Art und Weise wie bei meiner Schwester. Nach dem ich meine Eltern von meinem neuen Hobby überzeugt hatte machte ich mich auch schon los. Natürlich war das Joggen nur ein Vorwand um mich mit ihm zu treffen. Trotzdem war es nicht ganz gelogen denn ich joggte wirklich. Es war ein frischer Morgen. Die Sonne strahlte und dennoch wehte eine kühle Brise in meine Richtung. Und obwohl mir kalt war und ich umkehren und schnell ein Pullover hätte holen können, tat ich es nicht. Ich wollte es endlich hinter mich bringen so grässlich es auch war. Also stöpselte ich mir meine Kopfhörer in meine Ohren, drehte die volle Lautstärke auf und lief los zu unseren verabredeten Ort. Ich musste sagen das laufen half mir sehr. Auch wenn es sich verzweifelt anhörte, für einen Moment fühlte es sich so an als könnte ich von all meinen Problemen weglaufen. Ich konnte all meine Energie dafür verwenden um zu laufen anstatt zu weinen und das stärkte mich irgendwie. Ich lief immer schneller und bemerkte gar nicht das ich schon da war. Er war es der mich stoppte. Mitten im Waldweg stand er und wartete mit einem schwachem Lächeln auf mich. Ich stoppte nur wenige Meter vor ihm, schaltete meine Musik aus und sah ihn an. Auch ich lächelte leicht aber mein Lächeln verging nach dem ich wieder wusste weswegen wir hier waren.

"Hey " sagte er und sein Lächeln wirkte nun traurig. So als wüsste er was jetzt passieren würde.

"Hi" krächzte ich irgendwie so heraus.

Und so machten wir uns auf den Weg zu dem Ort wo wir unser aller erstes Date hatten. Dort wo er mich das erste Mal küsste. Es gab einen Grund wieso ich unbedingt diesen Ort gewählt hatte. Denn ich musste mich nicht nur von ihm verabschieden, sondern von dem Paradies in dem er mich gebracht hatte, in dem ich mich wohl führte. Ich wollte mir alles als gute Erinnerung beibehalten, selbst meine Trennung. Und wo sonst war dies möglich als in unserem kleinen Paradies.

Wir gingen immer tiefer in den Wald rein und genau wie am Anfang hatte ich keinen Orientierungssinn und hätte mich ohne Luc verirrt. Stumm liefen wir nebeneinander und diesmal war es keine angenehme Stille. Ich war so nervös wie noch nie zuvor und meine Hände begannen leicht zu zittern. Ich hatte Angst. Angst davor, wie Luc reagieren sollte, wie ich danach klarkommen sollte. Immer wieder wiederholte ich mir in meinem Kopf, dass ich da durch müsste, das alles ein Ende hätte. Luc hatte das Zittern meiner Hände bemerkt, worauf er meine Hand hielt und stehen blieb. Er stand mir gegenüber sah mich besorgt an.

Das Leben ist kein BollywoodfilmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt