Kapitel 2

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Als ich am Bahnhof ankam, hielt nach fünf Minuten auch schon die Bahn. Ich stieg ein und sah mich um. Zu dieser Zeit war es nicht sehr voll in der Bahn. Deshalb fand ich auch schnell einen Platz. Ich setzte mich hin, holte mein Handy und meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche heraus und ließ ein beliebiges Lied meiner Musik laufen. Zwar war die Musik an und ich hörte wie die Stimme der Sängerin in mein Kopf drang und trotzdem konzentrierte mein Kopf sich nicht auf die Musik, sondern auf andere Dinge in meinem Kopf - Dinge wie meine Gedanken. Die Gedanken in meinem Kopf waren wieder einmal wie so oft, lauter als die Musik die lief und übernahmen die Oberhand. Ich dachte über alles nach was mir gerade in den Sinn kam. Jetzt war es meine Schwester.

Seit einem Monat war sie nun verheiratet und ich sah ihr auch an das es ihr gut ging aber das war es auch. Ich sah, dass sie sich gut mit ihren Mann verstand , aber trotzdem sollte es komisch sein für sie oder nicht?

Ich meine, sie wurde arrangiert verheiratet. Das hieß doch, dass es schön und gut war das beide sich gut verstanden, aber sich nicht wirklich liebten sondern, sich lieben lernen mussten. Das passte meiner Auffassung nach nicht zu einer Ehe.

'Arrangiert verheiratet' - dieser Begriff ging mir seit der Ehe meiner Schwester nicht mehr aus dem Kopf. Was musste meine Schwester alles machen nur um die Ehre unserer Eltern nicht zu verletzten, um sie nicht zu verletzten. Nie hatte sie eine Beziehung vor ihrer Heirat. Nie wurde sie zuvor geküsst. Nie gab es bei ihr etwas mehr als Freundschaften mit Jungen. Und das 24 Jahre lang. Meine Schwester hatte mir erzählt, dass sie mal von einem guten Freund gefragt wurde ob sie sich eine Beziehung mit ihm vorstellen könnte, was sie sofort abgelehnt hatte. Sie gestand mir, dass sie ihn echt nett fand und sich  vielleicht sogar etwas mit ihm hätte vorstellen können aber er war aus einem anderen Land und das wäre dann sowieso tabu gewesen.  Aber den Grund den sie mir nannte, wieso sie es nicht tat verfolgte mich seit dem Tag seitdem sie es mir gesagt hatte.....

"Du hättest doch heimlich was mit ihm angefangen können, ich meine wenn du etwas für ihn empfandest?"

Ich lag auf dem Bauch auf meinem Bett , meine Hände stützten meinen Kopf. Ich starrte meine Schwester an die mit dem Rücken auf ihrem Bett auf der anderen Seite des Zimmers lag und die Decke anstarrte. Als sie meine Worte hörte, sah sie mich an und drehte sich auf dem Bauch und starrte mich fragend an.

"Und dann?" fragte sie und musterte mich.

"Was meinst du?"fragte ich verwirrt, während ich versuchte schlau aus ihren Worten zu werden.

" Was soll deiner Meinung nach denn passieren, wenn ich heimlich etwas mit ihm anfange? Soll ich Händchen haltend mit ihm in den Sonnenuntergang spazieren? So leicht ist das alles nicht, Arth. Das weißt du"

Ich wusste genau wovon sie sprach. Ich wusste, das keine normale Beziehung in dieser Kultur möglich sein würde. Ich wusste, das eine Beziehung nur zu mehre Problemen führen würde. Vor allem dann, wenn es sich um einen Jungen aus einem anderen Land handeln würde. Sie könnten sich nie treffen. Nicht wenn es in dieser Stadt nur von Tamilen wimmelte, die auf eine neue pikante Story eines tamilschen Mädchen mit einem Jungen aus einem anderen Land wartete, um darauf dann dass Mädchen und damit die ganze Familie zu demütigen und sie in den Abgrund zu ziehen. Jap, so war es und dennoch wollte ich nicht wahrhaben, dass eine Beziehung für uns nicht möglich wahr. Also versuchte ich es weiter.

 "Ihr könntet euch doch in anderen Städten treffen" schlug ich weiter vor.

"Arthanna ich kann das nicht riskieren. Ich könnte mit ihm abhauen in andere Bundesländer in andere Länder, aber ich tue es aus einem einzigen Grund nicht. "

Sie sah mich an und wartete bis ich sie mit meinen Blicken durchbohrte.

" Ich wurde 21 Jahre lang von Amma (Mama auf tamilisch) und Appa (Papa auf tamilisch) erzogen und das nur zu meinem guten, damit ich eine gute Zukunft habe, nicht leiden muss. Sie haben mich zu dem gemacht was ich heute bin. Und ihn kenne ich seit ein paar Monaten durch die Uni, finde ihn ganz nett und süß, aber das war es auch. Also sag du mir, was würdest du wählen Familie oder Liebe?"

Familie oder Liebe?Was würde ich nehmen? So sehr ich meine Familie liebte so sehr wollte ich auch geliebt werden. Ob das bei einer arrangierten Ehe so sein würde?...


*Geändert am 03.01.2016*


Das Leben ist kein BollywoodfilmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt