Kapitel 51

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Das ich nicht in bester Stimmung war, konnte man mir nicht verübeln. Wer sollte es mir auch übel nehmen, dass ich traurig darüber war, meine Zeit nicht mit dem liebsten Menschen der Welt zu verbringen. Wer konnte verübeln, dass mir fünf Minuten mit Luc nicht gereicht hatten? 

Meine Mutter. Meine Mutter nahm es mir sehr wohl übel, das ich still am Esstisch saß und mich nicht mit Arjun's Schwester unterhielt, die neben mir saß und genauso ruhig aß wie ich. Woher sollte meine Mutter auch wissen, dass die einzige Konversation die ich führen wollte, die mit meinem Freund  war. Sie konnte es nicht verstehen weil sie so viele Dinge doch nicht wusste. Demnach konnte sie meine Stille nicht verstehen, aber das war auch gut so. Für sie und für mich. Demnach warf sie mir Blicke zu, die ich zunächst nicht verstand aber etwas später zu erkennen schien. Sie wollte das ich rede, also tat ich es, auch wenn es gewissermaßen gezwungen war. Ich versuchte meine schlechte Laune zu verstecken, als ich mich zu Arjuns Schwester drehte. Arjun's siebzehnjährige Schwester, die sich am Anfang als Saheera vorgestellt hatte, schaute von ihrem Teller hoch als sie merkte das ich mich in ihre Richtung gedreht hatte. Sie schaute mich neugierig an, wartete auf Worte, die aus meinem Mund kommen sollten. Aber was sollte ich ihr sagen? Ich kannte sie kaum.

"Und Ähh..." fing ich die Konversation an zu starten während ich mir tausende von Smalltalkmöglichkeiten in meinem Kopf durchging. "...warst du schon in der Wohnung deines Bruders?" 

Von der Seite sah ich wie Arjun -der vor seiner Schwester saß-zu uns rüberschaute, als ich anfing zu sprechen. Auch er war während des Essens in Gedanken versunken gewesen. Ob er auch an Pen dachte? Und ob seine Schwester davon wusste, wie es meine auch tat? So in Gedanken versunken überhörte ich die Antwort Saheeras und sah sie entschuldigend an als ich sie darum bat ihre Worte zu wiederholen. 

"Ja das waren wir. Ist wirklich eine kleine Wohnung, aber für Arjun reicht es auf jeden Fall."

Ich nickte zustimmend, unsicher was ich als nächstes sagen sollte, wurde aber von Arjun abgelöst.

"Amma hat angefangen aufzuräumen sobald sie das Zimmer betreten hat." sagte Arjun und grinste in unsere Richtung.

"Du hättest ja auch vorher aufräumen können, wenn du wusstest das wir kommen" entgegnete Saheera ihrem Bruder und lächelte angriffslustig.

"Vorher aufräumen?" Arjun sah seine Schwester an als hätte sie etwas völlig absurdes gesagt und schaute dann in meine Richtung "Weißt du wann ich wusste das sie kommen?"  

Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

"Zwei Stunden bevor sie aufgebrochen sind!" sagte Arjun etwas ernergisch. "Zwei Stunden hätten nie im Leben gereicht um mein Zimmer aufzuräumen, vor allem weil ich in dem Moment nicht einmal Zuhause war!"

Ich lachte über seine gespielte Aufgebrachtheit und verstand auch jetzt warum ich erst heute davon erfahren hatte. Saheera lachte und wollte gerade etwas sagen als sich unsere Eltern erhoben und in die Küche gingen.

"Arthanna nimm die Teller der anderen und zeig ihnen die Toilette, wo sie ihre Händen waschen können." sagte meine Mutter in einem Ton, den sie immer auf ein Mal hatte, wenn Gäste da waren. Diesen gespielt lieben und aufrichtigen Ton, der mir echt auf die Nerven ging. Ich nickte und tat was meine Mutter mir sagte. Während die anderen also zur Toilette verschwanden folgte ich meiner Mutter mit einer Hand voll Tellern in die Küche. Ich nutze die Chance um Fragen zu stellen.

"Wie lange bleibt die Familie nochmal hier?" fragte ich so beiläufig wie möglich währenddessen meine Mutter die Teller reinigte.

"Bis morgen"

"Bis morgen mittag oder Abends?" sagte ich und versuchte es so klingeln zu lassen, als frage ich aus bloßer Neugier.

"Ich weiß es nicht. Wieso willst du irgendwo hin morgen?" meine Mutter musterte mich von der Seite und ich schüttelte viel zu heftig meinen Kopf. 

Das Leben ist kein BollywoodfilmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt