Kapitel 53

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"Arth? Was machst du hier?"

Sia's braungrüne Augen blickten mich verwundert an, während sie mir die Tür offen hielt. Ich seufzte entmutigt, als ich das Haus betrat. Für einen Moment hatte ich gehofft Luc würde mir die Tür öffnen. Aber das war mir im nächsten Moment wieder völlig egal als ich in Richtung Treppen ging. Ich rief Sia noch ein kurzes "Hey" und ein "Hab nicht lang Zeit." hinterher und stürmte nach oben, als ich hörte wie Sia die Haustür schloss.

"Arthanna!" hörte ich sie noch hinterher rufen, doch ich achtete nicht mehr auf sie. Ich nahm zwei Stufen auf einmal, als ich nach oben lief. Der obere Flur schien ziemlich ruhig als ich ihn betrat. Mit wenigen Schritten stand ich vor Luc's Tür. Mein Herz polterte wie verrückt und mein Atem ging unregelmäßig. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen als ich an Luc's Zimmertür klopfte und sie nach ein paar Sekunden Stille öffnete.

Sein Zimmer war leer. Er war nirgends zu sehen. Ich sah in die selbe Kulisse, in die ich schon so etliche Male gesehen hatte nachdem er weggegangen war.


"Nein, nein, nein, nein, nein" flüsterte ich vor mich hin während sich meine Hände zu Fäusten formten. Meine Fingernägel krallten sich schmerzhaft in meine Haut und waren dennoch nicht so groß wie der Schmerz in meiner Brust.

"Er ist vor einer Stunde mit Gabriel und den anderen raus gegangen. Wir wussten nicht das du kommen würdest. Du hast nicht Bescheid gesagt."

"Ja" sagte ich nur und starrte weiter in sein Zimmer. Meine Sicht richtete sich in die Ferne und ich gab mir in Gedanken eine Ohrfeige, die ich sichtlich verdient hatte. Ich war dumm und naiv und hatte eine weitere Chance verpasst. Und ich hatte gedacht, das es an diesem trostlosen Tag wenigstens etwas schönes geben würde. Tja, falsch gedacht, Arthanna.

"Ich kann ihm schreiben Arth, dann ist er in einer Stunde hier."

Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zu Sia um, die die ganze Zeit hinter mir gestanden hat. 

"Schon gut. Ich...", ich stockte und atmete einmal tief durch bevor ich ihr mit einem Lächeln sagte, "Ich sehe ihn dann ein ander Mal."

Sia betrachtete mich aufmerksam und schien in Gedanken versunken. Einen Moment später befand ich mich in ihren Armen und spürte, wie mir Tränen aufstiegen. Ich erwiderte ihre Umarmung und versuchte mit aller Kraft das Beben in meinem Körpers zu verhindern, aber ich konnte meine Gefühle vor Sia nicht verstecken. Alles was ich versucht hatte zu verdrängen, als ich durch die Haustür gegangen war, tauchte wieder auf. Vielleicht war das die letzte Gelegenheit gewesen Luc zu sehen, bevor ich am Ende dieses Tages mein Einverständnis geben sollte , das ich jemanden den ich nicht liebte heiraten sollte. Vielleicht war das die letzte Gelegenheit mit ihm Zeit zu verbringen, aber ich hatte alles verbockt. 

Sia strich behutsam über mein Rücken während sie versuchte mich zu beruhigen. "Shht Arth berhig dich. Du wirst ihn sehen. Alles ist gut."

"Nichts ist gut." brachte ich hervor. "Sia, ich stecke in der Scheiße."

Sia blieb für ein Moment bewegungslos, bevor sie sich aus der Umarmung löste und mich skeptisch ansah. "Was ist los, Arth?"

Ich wusste das ich es ihr nicht sagen sollte. Sie war die Schwester meines Freundes und das Glück ihres Bruders ging sie auch etwas an. Sie würde es ihm zu hundert Prozent sagen, egal wie sehr ich sie darum beten würde es, nicht zu tun. Und obwohl ich hier mit dem Entschluss gekommen war es Luc nicht zu sagen- und ich wusste das er es erfahren würde sobald ich es Sia erzählen würde- konnte ich nicht anders als dem Drang zu bekämpfen und es Sia doch zu sagen, denn Sia war ebenso meine beste Freundin. Wem sonst sollte ich es sagen, als ihr.  Also tat ich genau das.


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"Und was passiert jetzt sobald du dieses Haus verlässt?" 

Sia, die mir stumm zugehört hatte und bis eben keine Emotionen gezeigt hatte, schien nun streng, schon fast sogar wütend zu sein. Wir hatten uns auf Luc's Bett gesetzt und ich hatte ihr alles erzählt, was bis zu diesem Moment passiert war.

"Gehst du gleich nach Hause und dir wird ein Verlobungsring an dein Finger gesteckt oder wie soll ich das verstehen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Bei meiner Schwester war es so gewesen, das sich die Familien miteinander getroffen hatten, um über die Möglichkeit einer Ehe in ferner Zukunft zu reden. Unsere Eltern hatten Hansika und Kabil dazu zu überredet sich zu treffen und sich kennen zulernen und dann wenn alles gut lief, zu heiraten."

"Okay." sagte Sia verstehend und fügte hinzu, "Dann 'trifft' euch doch und dann sagst du das es zwischen euch nicht geklappt hat."  während sie Gänsefüßchen in der Luft malte.

Ich schüttele seufzend den Kopf. "Mein Vater ist überzeugt davon, das wir miteinander klar kommen werden. Er sagte meiner Mutter heute morgen wie sicher er sei, das ich ihn nicht enttäuschen würde. Und ich kann ihn nicht enttäuschen Sia. Ich kann einfach nicht."

"Und Luc kannst du enttäuschen?" warf sie barsch ein.

Mein Herz schmerzte bei ihren Worten. Ich schüttelte den Kopf und schaute auf die Bettdecke. "Nein. Natürlich nicht und das weißt du."

"Ich weiß."

Es blieb eine Weile still. Jeder war in seine Gedanken versunken. 

"Du musst es Luc sagen." sagte Sia dann in die Stille hinein.

Wieder schüttelte ich den Kopf. "Ich kann nicht."

"Du musst oder ich tue es."

"Tu es nicht." flüsterte ich. Ich hatte gewusst, das sie ihm es sagen würde. Vielleicht konnte ich sie vom Gegenteil überzeugen. "Mach ihn nicht unglücklich."

"Unglücklich wird er so oder so sein, wenn es so kommt wie du sagst."

"Dann lass ihn glücklich sein, solange es noch geht."

"Arth, er ist jetzt schon unglücklich dich nicht zu sehen."

"Bitte."

"Das kannst du von mir nicht erwarten."

"Ich weiß."

"Arth ich werde es ihm sagen,wenn du es nicht tust, aber mir ist es wichtiger das du es ihm sagst. Sag ihm die Wahrheit. Erzähl im alles. Ihr könnt das Problem gemeinsam lösen."

Ich blieb still, nickte stumm.

So verweilten wir in der Stille bis das Geräusch einer zuschlagenden Tür ertönte.

"Hat deiner Mutter heute früher Schluss?" fragte ich und schaute Sia fragend an.

"Nein.."

Ich hörte schnelle Schritte die Treppen hinaufkommen und auf einmal stand er da.

"Ich hab ihm geschrieben, das du hier bist." hörte ich Sia sagen während ich ihn betrachtete. Und dann sah ich noch wie sie an ihm vorbei ging und das Zimmer verließ...


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Ein kleines Kapitel 

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