Ich war nun schon etwas über eine Woche hier und musste zugeben, es gefiel mir besser als gedacht. Meinen Vater bekam ich nur zu den Mahlzeiten zu Gesicht, da er eine Menge Arbeit zu erledigen hatte, und auch sonst hatte ich keinerlei Verpflichtungen. Frigga ließ mich mit ihren Söhnen und deren Freunden gemeinsam Zeit verbringen, ohne, dass ich auch nur eine Stunde bisher mit Etikette oder göttlichem Benehmen verschwenden musste. Sie schien sich nicht sonderlich an meiner Art zu stören und, falls doch, so konnte sie es wesentlich besser verbergen als meine Mutter. Doch so gern ich diese Eigenschaft an ihr mochte, anscheinend gab es eine Sache, die alle Göttinnen gleichermaßen liebten, sogar noch mehr als alles andere in ihrem Leben. Und das schienen Bälle zu sein. Lange, pompöse Ballkleider, einen gefüllten Ballsaal, unendlich viele Tänze und mindestens genauso viel Wein schienen das Herz einer jeden Göttin höher schlagen zu lassen. Nun ja, einer jeden Göttin außer mir. Ich mochte es nicht, diese aufgesetzte Höflichkeit, die Kleider und am Wenigsten das Tanzen. Natürlich konnte ich tanzen, sonst hätte meine Mutter ja in ihrer gesamten Erziehung versagt und sie würde mich vermutlich nicht mehr als ihre Tochter ansehen, aber dennoch mochte ich es überhaupt nicht. Ich könnte mir tausend Dinge vorstellen, die ich an einem Abend lieber tun würde als tanzen, nur leider lag diese Entscheidung nicht bei mir. Ich müsste jedem, der mich aufforderte einen Tanz gewähren, so besagten es die Regeln. Es galt als unhöflich eine Einladung zum Tanz auszuschlagen und ich konnte nur hoffen, dass der Ball so schnell vorübergehen würde, wie mein Vater mir von der Einladung erzählt hat. Er mochte Bälle auch nicht, doch an diesem Ball sollten wir unbedingt teilnehmen. Zum Einen, da er weder Frigga noch Odin enttäuschen und als undankbarer Gast dastehen wollte und zum Anderen, weil er der Ansicht war, dass es mir ganz gut bekommen würde, zumindest eine erzieherische Maßnahme mitzumachen, um meine Mutter zufrieden zu stellen. Dies offenbarte er mir allerdings erst vorgestern Abend und der Ball würde schon heute Abend stattfinden. Viel Zeit für eine Ausrede hatte ich also nicht, aber selbst wenn mir eine eingefallen wäre, so bin ich mir ziemlich sicher, dass er sie nicht hätte durchgehen lassen. Dafür kannte ich ihn zu gut. Er würde meine Mutter nie enttäuschen und auch, wenn ich ihm dafür meist dankbar war, störte es mich in diesem Fall umso mehr.
Ich stand nun also vor dem Spiegel in meinem Zimmer und sah mich an. Ich wollte und konnte nicht glauben, dass ich in wenigen Minuten von meinem Vater abgeholt werden und mit ihm auf den Ball gehen würde. Was für viele Frauen der Traum schlechthin gewesen wäre, grenzte für mich viel eher an einen Albtraum. Der einzige Trost war, dass sowohl Thor als auch Loki auch erscheinen mussten und sich nicht drücken konnten. Ich hoffte außerdem, dass Thors Freunde auch kommen würden, dann könnte der Abend vielleicht doch ein wenig angenehm werden. Es klopfte an meiner Tür und ich warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Auch wenn meine Mutter mir den rosafarbenen Albtraum eingepackt hatte, würde ich nicht einmal daran denken, dieses Ding anzuziehen. Glücklicherweise hatte ich ja bei der Menge an Ballkleidern, die sie eingepackt hatte die Qual der Wahl und so entschied ich mich für ein gedecktes grau-creme. Das kam mir für mich wesentlich passender vor als das rosafarbene Folterinstrument.
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Gleich und gleich gesellt sich gern | Loki FF
FanfictionEs heißt ja bekanntermaßen "Gegensätze ziehen sich an". Dass das allerdings nicht immer der Fall sein muss, zeigt die Geschichte einer jungen Göttin, die mit ihren Vater an den asischen Königshof kommt. Alvara ist eine Asin und die Göttin der Jagd...