Einige Tage waren mittlerweile seit dem Spaziergang vergangen und ich hatte meinen Vater immer nur kurz gesehen. Er kniete sich in seine Arbeit und schien an dem einen Abend einen Wein zu viel getrunken zu haben. Zumindest den ersten 2 Tagen danach zu urteilen. Ich sah ihn, wenn überhaupt meist nur kurz zu den Mahlzeiten und da wir diese mit der königlichen Familie einnahmen, hatte ich nicht wirklich viel Zeit um mit ihm zu reden. Die gemeinsamen Mahlzeiten liefen immer recht ähnlich ab. Er unterhielt sich mit Odin und Frigga über Politik, Asgards wirtschaftliche Situation und Verbesserungsmöglichkeiten bei den Schmieden, während ich mich meist mit Loki und Thor über die unterschiedlichsten Themen unterhielt. Meist waren Loki und ich einer Meinung, oder verstanden zumindest mehr von einem komplexen Thema, als Thor, der immer nur übers Kämpfen, Damen oder Wein und Feste reden wollte. Nach dem heutigen Abendessen begab ich mich wie jeden Abend in meine Gemächer, doch heute wurde ich nicht von Fenris allein begrüßt als ich die Zimmertür öffnete.
„Vater." sagte ich überrascht, da er einer der Letzten war, den ich hier erwartet hätte. Er lächelte mild und stand von dem Stuhl auf, auf welchem er eben noch gesessen hatte. „Alvara. Ich muss mit dir reden." antwortete er und ich nickte und sah ihn, eine Antwort abwartend an. „Du weißt, dass du mit mir über alles sprechen kannst, oder?... Auch wenn ich keine Frau bin und dir das mit einer Freundin vielleicht leichter fallen würde." fing er an und ich war nun komplett verwirrt. Ich antwortete „Aber natürlich." und dachte im gleichen Moment noch, dass ich mit ihm vermutlich noch eher über Dinge reden würde als mit meiner Mutter, da er mir in vielen Dingen viel ähnlicher war und sie bestimmt auch besser verstanden hätte. „Gut..." antwortete er erleichtert und fuhr fort: „Was ist das eigentlich zwischen den Prinzen und dir?". Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich lachte unsicher auf und antwortete: „Verzeihung? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.". Er sah mich mich durchdringend an und sagte: „Ich bin weder blind noch dumm, Liebling.". Ich antwortete „Das weiß ich doch, und ich würde so etwas nie denken. Ich weiß nur tatsächlich nicht, was du jetzt hören willst" und sah ihn immernoch fragend an. Schließlich fuhr er fort: „Du hast beim Ball mit beiden Prinzen getanzt. Du tanzt sonst nie. Dann kommst du mit Thors Umhang wieder und einige Tage später gehst du mit Loki spazieren.... Deine Mutter wäre wahnsinnig stolz auf dich., dass du so einen guten Eindruck bei ihnen hinterlässt, aber ich bitte dich zu bedenken, dass so etwas keine Zukunft hat.". Ich folgte seinen Worten in Gedanken um herauszufinden, was er meinte. „Aber ich verstehe mich doch nur mit ihnen. Wir sind befreundet und..." versuchte ich zu erklären, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.
„Alvara, was das zwischen euch ist, ist mir persönlich relativ egal. Aber vergiss bitte deine Stellung nicht.... Und denk dran, auch wenn es deine Mutter unsäglich freuen würde, müssen wir realistisch bleiben. Die beiden sind Prinzen und führen ein ganz anderes Leben als du. Du bist nur ein Zeitvertreib für sie. Irgendwann werden sie heiraten und ihre Aufgaben als Beschützer und Mitherrscher Asgards wahrnehmen müssen.... Lass dir bitte einfach nicht das Herz brechen." sagte er mit unglaublich viel Mitgefühl in der Stimme. Ich sah ihn an und erwiderte „Das wird nicht passieren, Vater. Glaub mir." kurz bevor ich ihn umarmte. Wie er sich auch jetzt noch so viele Sorgen um sein kleines Mädchen machen konnte, verwunderte mich. Ich war alt genug, meine Entscheidungen selbst zu treffen und doch rührte es mich, wie sehr er sich um mich sorgte und auch, wenn ich es nicht wahrhaben wollte, stellten seine Worte doch etwas mit mir an. Er schien bemerkt zu haben, dass mich seine Worte mir etwas näher gingen, als ich zugeben wollte und wechselte das Thema: „Du siehst deiner Mutter immer ähnlicher. Du wirst von Tag zu Tag schöner und erwachsener.". Ich schmunzelte und fragte: „Soll das jetzt wirklich ein Kompliment sein, oder willst du damit andeuten, dass ich alt werde?". Er schmunzelte und antwortete: „Sei nicht so frech, junge Dame.", setzte aber wenig später ernst hinzu: „Es war eher so gemeint, dass du mir viel zu schnell entgleitest. Wenn du mich fragst, war es erst gestern, als du zur Welt gekommen bist. Ich weiß noch, wie enttäuscht ich anfangs über ein Mädchen war und wie viel stolzer als du deinen ersten Bogen von mir bekommen hast und angefangen hast zu jagen. Du warst so lange mein kleines Mädchen, das ich beschützen musste und jetzt sieh dich an. Du bist zu einer jungen Frau geworden und brauchst keinen Beschützer mehr. Nun ja, außer Fenris vielleicht.". Dabei klang er so wehmütig, dass es mir fast das Herz zerriss. „So ist nunmal der Lauf der Dinge." antwortete ich und lächelte ihn an. „Aber egal, wie erwachsen du wirst, Alvara. Du wirst immer mein kleines Mädchen sein. Und ich bin froh, dass du in einigen Dingen so anders bist als deine Mutter." lächelte er und zog mich in eine Umarmung. Ich konnte mich nicht erinnern mit ihm schonmal so ein tiefgründiges Gespräch gehabt zu haben, doch jetzt gerade empfand ich dieses Gespräch als sehr angenehm. Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn bevor er mein Zimmer verließ.
Zur selben Zeit fand im Thronsaal ein ähnliches Gespräch statt. Allerdings ging dieses Gespräch zwischen Thor und seinen Eltern in eine ganz andere Richtung. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Wie kann das sein, dass ich überhaupt mal in Loki's Schatten stehe und dann ausgerechnet jetzt? Ich musste noch nie hinten anstehen, und erst recht nicht, wenn es um Frauen ging." beschwerte sich Thor in Gegenwart seiner Eltern. „Das ändert sich bestimmt noch. Ihr kennt euch doch immer noch kaum. Und ich kenne keine Frau, die Loki dir vorziehen würde." erwiderte Odin seinem Sohn gegenüber und fügte hinzu „Außerdem ist das bestimmt nur so lange der Fall, bis sie dich hat Kämpfen gesehen.". Im Gegensatz zu Odin teilte Frigga nicht die Meinung ihres ältesten Sohnes: „Nun hört doch auf, ihr zwei." sagte sie und setzte mit Blick auf Thor hinzu: „Kannst du es deinem Bruder nicht auch einmal gönnen, dass er etwas hat, was du nicht hast? Dieses übertriebene Wettkampfdenken habt ihr nun schon seit ihr Kinder seid.". Odin erwiderte: „Das hat doch damit nichts zu tun. Loki hat auch im Allgemeinen noch nicht so viel geleistet um es sich zu verdienen, nicht nur bei dieser Sache. Er hat bisher nicht annähernd so viel Einsatz für Asgard bewiesen, wie Thor.". Frigga sah ihren Mann und ihren Sohn wütend an: „Ihr führt euren kindischen Wettkampf auf Kosten dieses armen Mädchens aus. Lasst sie doch entscheiden. Und legt eure Streitereien beiseite. Wenn ihr einer von euch beiden besser gefällt, wird sie es euch wissen lassen.", woraufhin Odin erwiderte, dass Loki jeden irgendwann hintergehen würde und sie vermutlich mit Thor besser dran wäre. Letzterer sei ehrlich, nobel und außerdem stärker. Frigga antwortete darauf: „Trotzdem solltet ihr das Mädchen entscheiden lassen. Und da du, Thor, wohl jede andere Dame haben könntest, dürfte es ja nicht so schwer sein, dir die Aufmerksamkeit einer einzelnen mal mit deinem Bruder zu teilen.".
So, da wären wir nun. Heute mal mit einem etwas kürzeren Kapitel, als die letzten Tage. Die Sache zwischen Loki und Alvara nimmt langsam Fahrt auf und was wäre eine gelungene Liebesgeschichte ohne Drama? Dass das Drama hiermit allerdings erst beginnt muss ich euch denke ich nicht sagen. Seid gespannt, wie es weitergeht :)
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Gleich und gleich gesellt sich gern | Loki FF
FanfictionEs heißt ja bekanntermaßen "Gegensätze ziehen sich an". Dass das allerdings nicht immer der Fall sein muss, zeigt die Geschichte einer jungen Göttin, die mit ihren Vater an den asischen Königshof kommt. Alvara ist eine Asin und die Göttin der Jagd...