ZWEIUNDDREISSIG

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Die Zeit auf Tour verging diesmal nicht so schnell wie sonst, es war eher eine Zeit, die ich nicht so sehr genießen konnte. Die Tatsache, dass mein Exfreund über mich diese Lüge erzählte und mich als Betrügerin in der Öffentlichkeit hinstellte, brachte mir viele Anfeindungen durch Harrys Fans. Sie wollten meinen Freund beschützen und fingen an mich fertig zu machen. 

Harry sagte immer wieder, dass ich dieses nicht zu nah an mich ranlassen lassen sollte. Doch mich machte sowas innerlich fertig. Ich verstand nicht, wieso Menschen andere Menschen etwas böses möchten. Ich wusste nicht mal ob es ihnen bewusst war, was sie mit ihren Aussagen, Kommentaren und Handlungen machten. Sie wollten Harry beschützen und mischten sich so in Dinge ein, die denen nichts anging. 

Sie dachten nicht darüber nach, dass sie Harry damit nicht helfen, sondern eher schaden. Durch dieses blöde Gerücht und deren Auswirkungen war die Stimmung bei mir und ihm angespannt. Wir sollten diese gemeinsame Zeit und den Umzug in unser Haus genießen, doch unser Alltag sah anders aus. 

Wir stritten uns sehr oft, zickten uns wegen jeder Kleinigkeit an und es gab immer wieder Vorwürfe wegen irgendwelchen Dingen, die im Netz über den anderen geschrieben wurde. Man wusste langsam nicht mehr, was oder wem man glauben schenken konnte.

Ich vermisste diese Zeit, bevor es kompliziert wurde. Eigentlich hatten wir alles was wir wollten. Wir lebten in diesem wunderschönen traumhaften Haus. Hatten genug Zeit für uns und konnten über alles reden. Doch ließ ich mich zu sehr von seinen Fans und Berichten aus den Medien verunsichern und ließ dieses alles an ihm aus. Harry hatte sowas nicht verdient und ich wünsche ihm nur das Beste was es gibt. Ich war mir zur Zeit nicht mehr so sicher, ob ich dieses Beste auch wirklich für ihn war. 

Diese Zweifel kamen immer häufiger und ich war mir auch nicht mehr sicher, ob dieses ganze mit dem Haus eine gute Entscheidung war. Ich habe alles zurück gelassen. Aufgegeben um mit Harry ein neues Leben anzufangen. Doch war dieses nicht vielleicht doch alles zu kurzfristig und unüberlegt? Ich Liebe ihn, doch denke ich, dass Liebe nicht immer ausreichend für ein gemeinsames Leben ist. Vielleicht machten wir uns einen vor und haben auch dieses ganze nur durch diese rosa Brille wahrgenommen und gesehen. 

Unsere Gefühle waren echt, meine Gefühle waren echt und daran gab es kein Zweifel, doch an dem ganzen drumherum gab es einige Zweifel. Heute war mal wieder so ein Tag. Harry war mit Freunden unterwegs und ich hockte in unserem Haus und schrieb für encounters

Ich versuchte dafür zu schreiben, doch ließ ich mich schnell von den Kommentaren und Hassparaden ablenken. Ich fragte mich, ob andere unbekannte Frauen auch sowas erleben. Ich griff zu meinem Handy und rief sie an. Sie war die einzige, die mir in dieser Situation immer zur Seite stand und mich auf andere Gedanken bringen konnte. 

"Hey El, schön deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?" "Hi Darling, mir geht es gut und dir? Wie läuft es mit Harry?" Wir sprachen bestimmt eine Stunde über alles und jenes, ich verlor auch einige Tränen und Eleanor hatte immer die richtigen Worte um mich aufzumuntern und ich wünschte mir, dass sie nicht auf einem anderen Kontinent wäre und wir uns persönlich treffen könnten. Doch war dieses ja bald wieder möglich.

Nachdem wir bestimmt über eine Stunde telefonierten, klappte ich mein Mac zu und ging nach unten ins Wohnzimmer und warf mich aufs Sofa um einen Film zu gucken. Der Abend würde lang werden. Harry sagte mir, dass er spät wiederkommen würde und ich nicht auf ihn warten sollte. 

Dieses machte ich auch schon länger nicht mehr. Wir hatten mittlerweile den Punkt einer Beziehung erreicht, indem wir einfach funktionierten. Wir machten den üblichen Smalltalk, hatten vielleicht 1x die Woche Sex und benahmen uns einfach wie ein altes Ehepaar. Ein altes Paar, dass seine eigenen Wege ging, zusammen lebte und sich noch Liebe schenkte. 

***

"Guten Morgen" nuschelte es von der linken Bettseite. "Morgen" bekam er nur von mir zurück, dann stand ich auf und ging ins Badezimmer unter die Dusche. Am Anfang kam er noch oft zu mir unter die Dusche, doch jetzt ging er meistens nur an mir vorbei zur Toilette oder ging direkt nach unten Kaffee kochen. Es war wirklich seltsam, wie schnell sich Bindungen verändern konnten. 

Ich fragte mich, ob es vielleicht nochmals so wie am Anfang werden könnte. Als wir nicht die Finger voneinander lassen konnten, uns jederzeit liebevolle Worte sagten und einfach frisch verliebt durch die Welt gingen. Wir waren ein normales Pärchen, die sich nichts von anderen sagen ließen. 

Jetzt führten wir eine Beziehung, die durch andere beeinflusst wurde. Wir haben es zugelassen, dass andere unsere Beziehung bestimmten. Es muss sich etwas ändern, entweder müssen wir wieder anfangen mehr für unsere Beziehung zu machen oder wir müssen getrennte Wege gehen. Es gab nur zwei Entscheidungen die wir treffen können. Welche Entscheidung die richtige ist kann man niemals sagen, dieses stellt sich immer erst anschließend heraus. 

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"Wir müssen reden!" Harry setzte sich vom Sofa auf, stellte den Fernseher aus und sah mich zustimmend an. "Das denke ich auch" Ich setzte mich zu ihm auf das Sofa und schaute ihm direkt ins Gesicht. 

"Ich liebe dich Styles, das tue ich wirklich...Doch liebe ich auch mich. Du hast mir gezeigt wie sich lieben anfühlt und mich gelehrt mich selber zu lieben. Ich kann nicht einfach verdrängen was mit uns und unserer Beziehung passiert. Diese Lüge und was sie mit uns gemacht hat...Es ist nicht mehr richtig. Ich fühle mich nicht mehr wohl und einige deiner Fans behandeln mich wie Dreck. Wir können nicht mal mehr zusammen etwas unternehmen, ohne das sich die Leute auf uns stürzen und es wieder negative Kommentare gibt. Ich habe das Gefühl gerade alles zu verlieren." 

Er sah mich mit nachdenklichem Blick an. "Du hast recht, so kann es nicht mehr weitergehen. Ich empfinde sehr viel für dich Aria. Aber ich merke auch, dass es dir nicht mehr gut geht. Du ziehst dich zurück, schreibst wirklich deprimierende Blogbeiträge bei encounters. Ich wollte mit dir etwas neues aufbauen, hier in unserem Heim ein Leben gemeinsam beginnen. Doch du hast dich abgekapselt und lässt dich durch die Öffentlichkeit beeinflussen" Seine Worte waren ehrlich und auch mit Trauer gesagt. Seine Stimme war brüchig und ich merkte, dass er verletzt war. 

"Ich möchte dich nicht verlieren und doch brauche ich eine Auszeit...Ich muss wieder klar denken können und mich auf andere Dinge konzentrieren und alles erstmal verarbeiten." "Was bedeutet das nun für uns?" Ich schaute ihn an und spürte die Tränen meine Wange herunter laufen. 

"Ich werde einige Zeit nach Birmingham gehen und dort bei einem Verlag ein Praktikum machen. Es ist die beste Möglichkeit für uns. Wir haben Abstand und können schauen ob unsere Beziehung stark genug ist." 

"Und das entscheidest du einfach so?" Er stand auf, ging zur Terassentür und schaute in unseren Garten. "Lass es uns versuchen Harry...nicht einfach aufgeben, diese Chance nutzen und dann schauen ob sich alles ein bisschen legt. Es ist ja keine Trennung, nur eine auf Zeit...so wie mit deiner Tour. Da haben wir auch solche Trennungen durchgemacht und überstanden" Ich stand auf und ging auf ihn zu und nahm ihm von hinten in den Arm. Er legte seine Hände auf meine und wir standen einfach nur so da. 

Er drehte sich um und schaute mir in die Augen. "Wirst du zurückkommen?" "Natürlich Styles! Mich wirst du so schnell nicht mehr los, es wird uns gut tun" Ich küsste ihn wie schon lange nicht mehr und der Kuss wurde inniger. Seit längerem ließen wir wieder unsere Gefühle zueinander zu. Es fühlte sich nach etwas wundervollem aber auch nach Abschied an. Ich war gespannt wo dieses alles noch hinführte, doch in diesem Moment war alles egal. Denn jetzt gerade gab es nur Harry und mich und unsere tanzenden Körper.

Morgen würde es dann erstmal nur mich geben und das Ziel zu mir zurück zu finden, dann packe ich meine Sachen und würde erstmal eine Zeit auf einem anderen Kontinent verbringen. Ohne Harry, ohne Öffentlichkeit, ohne Fans. Es würde endlich wieder nur um mich gehen. 

encounters (H.S)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt