"Leider ist diese entzückende Unterkunft im Moment voll besetzt, ihr wisst ja, es gibt gerade einige Piraten auszupeitschen..."
Francis biss die Zähne zusammen, dieser verdammte Mistkerl...
"Aber wenn wir mit dem Abschaum fertig sind, ist sicher einer der Kammern frei. Genauso wie der da drüben dann verlegt wird. Ihre Mannschaft hält uns ganz schön auf Trab, auf so was sind die Wachhabenden hier nicht vorbereitet. Und schon gar nicht auf soviel Rebellion. Ihre Männer haben unter ihrem Kommando wohl nicht allzuviel Disziplin kennengelernt, was?"
Jetzt platzte Francis langsam der Kragen.
"Meine Männer sind immer noch tausendmal fähiger und disziplinierter als ihr Pack von bezahlten Folterknechten! Das Urteil ist gefallen und ihr werdet weder ihnen, noch meinem ersten Maat etwas antun können. Das ärgert sie, Karvanté nicht wahr? Ihr hättet uns lieber einzeln umgebracht, statt dessen habt ihr nur mich. Muss enttäuschend sein..."
"Ganz und gar nicht, mein Lieber. Eigentlich ist es sogar ganz praktisch, diesen dreckigen Kerl da drüben zu haben. Das hält euch vielleicht etwas länger am Leben, er ist ja sowas wie ihr Schiffsarzt, wenn ich das richtig erinnere?"
Jesse stand dicht vor seinen eigenen Gittern, die Arme vor dem Körper verschränkt, um seine zitternden Hände zu verbergen. Nur weil Karvanté ihn nicht persönlich erledigen konnte, hieß das wohl nicht, dass er ihn nicht dadurch leiden lassen konnte, in dem er ihn zum Zeugen machte.
"Ich bin kein Arzt. Und selbst wenn, werdet ihr mich nicht zu eurem Handlanger machen."
Karvanté lächelte. "Wir werden ja sehen, was du tust, wenn dein Kapitän stirbt und du ihm vielleicht helfen könntest. Ich kann dich nicht zwingen Maat, aber ich denke nicht, dass ich das muss. Sobald hier ein weiteres Zimmer frei ist, wirst du ohnehin gehen. In dein ganz persönliches Höllenloch, in dem du deine letzten Wochen verbringen darfst. Ich habe gehört, es gibt hier ganz possierliche Ratten..."
"Ich hab schon schlimmeres gegessen."
Jesse hob kurz die Augenbrauen und lehnte sich gegen die Wand. Jetzt musste Francis lachen. Noch konnten sie Witze machen.
"Erinnere mich bitte nicht daran."
"Ruhe!!"
Karvanté stand auf. Hier lief etwas nicht so, wie er es geplant hatte. Anstatt Respekt und Angst zu zeigen, machte sich dieser Pirat auch noch über ihn lustig. Er hatte bereits die Faust erhoben, um diesen Aufsässigen zu schlagen, aber einer der Wachen hielt ihn zurück. Zu recht, denn Francis war so gut wie erholt und keineswegs wehrlos. Er hatte ebenfalls die gefesselten Hände erhoben, um den Schlag abzuwehren. Die Eisenringe um seine Handgelenke würden dem Franzosen mehr weh tun als ihm.
"Wie, keine Prügelei? Mir ist so danach."
Karvanté ließ die Hand sinken und öffnete statt dessen das Seil mit dem der Sack zusammengehalten wurde. Heraus holte er eine Schere.
"Haltet ihn fest."
Die zwei Hünen an der Tür kamen näher, etwas vorsichtiger allerdings. Auf ein Kommando verkürzten sie die Eisenkette, die Francis an die Wand band, so dass seine Fesseln nun direkt am Eisenring in der Kerkerwand auf Hüfthöhe festgemacht waren und seine Bewegungsfreiheit nun deutlich eingeschränkt war. Die beiden Wachen hielte seine Arme fest und behielten die Beine im Auge, was auch immer er versuchen würde, sie würden schneller sein. Als ob es viel Sinn machen würde, sich zu wehren.
"Er wird mich sowieso umbringen", schoss es Francis durch den Kopf. "Dieser Kerl hat überhaupt nicht die Ausdauer, das alles lange hinauszuzögern."
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Piratenblut
AdventureFrancis Drake saß auf dem Boden der Gefängniszelle, die Hände im Schoß und den Kopf gegen die Wand gelehnt. Jesse hatte sich auf der Pritsche in der Zelle gegenüber ausgestreckt, stand jetzt jedoch auf und trat ganz nah ans Gitter heran. "Wenn du n...