Teil 18 - Fieber

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In den nächsten Stunden wälzte sich Francis entweder fiebernd durchs Bett, fror und zitterte, dass man seine Zähne klappern hörte oder wachte immer wieder schreiend aus Alpträumen auf. Jesse versuchte sein Möglichstes, kühlte ihm das Gesicht bei Fieberschüben, wickelte ihn noch tiefer in die Decken, wenn er fror und versuchte ihn zu beruhigen, wenn er träumte. Letzteres funktionierte nur bedingt. Er versuchte zu verstehen, was Francis da flüsterte und einmal glaubte er sogar, seinen eigenen Namen zu verstehen.

Als es Mittag wurde, kam Esmeralda mit einem Krug Wasser, etwas zu Essen und dem dringend benötigten Nachttopf. Sie warf nur einen kurzen Blick auf ihren ehemaligen Patienten und verschwand schnell wieder, als er etwas nach ihr warf.

Jesse selbst schlief immer wieder kurz ein und als der Nachmittag in den Abend überging, sank endlich das Fieber. Irgendwann in der Nacht wurde er wieder geweckt, von einem Geräusch, das er zunächst nicht zuordnen konnte. Es war leise, kaum vernehmbar, klang aber so tief verzweifelt, dass er beunruhigt hochschreckte. Francis hatte sich dicht neben ihm zusammengerollt, umklammerte die zerwühlten Decken.

Er weinte. Schluchzte leise, das Gesicht tief zwischen den Armen vergraben, so beherrscht wie möglich.
Jesse lehnte sich vorsichtig wieder zurück, er wagte es kaum zu atmen, aus Angst Francis auf sich aufmerksam zu machen. Das war offensichtlich nicht für seine Ohren und Augen bestimmt. Er versuchte, wieder einzuschlafen, aber auch als der Mann neben ihm wieder still wurde, fanden seine eigenen Gedanken keine Ruhe. Was war nur passiert? Und wie konnte er ihm nur helfen ohne ihn bloβzustellen? Vielleicht war es besser, auf die Zeit zu hoffen, die ja angeblich alle Wunden heilte...

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Jesse sah müde aus. Müde, vom Schlaf zerstrubbelt und immer noch ziemlich schmutzig. Und war das wirklich eine Augenklappe über seinem linken Auge? Das fiel Francis als Erstes auf, als er wieder erwachte.

Das Fieber schien vorbei zu sein, er fühlte sich zwar schwach, aber nicht mehr wirklich krank. Was für eine Nacht. Er konnte sich nur an wenig erinnern, auβer dass sein erster Maat wohl wirklich bei ihm geblieben war. Was hatte er selbst nur erzählt in dieser Nacht? Und was hatte Jesse sonst mitbekommen?

Francis seufzte. Es war gut gewesen, nicht allein zu sein. In seinen wachen Momenten hatte ihn Jesses Anwesenheit getröstet und seltsamerweise war ihm stets klar, dass das sein Freund war und nicht... jemand anders.

Er kletterte vorsichtig aus dem Bett, nur um festzustellen, dass er völlig nackt war und offensichtlich genauso schmutzig. Eine gute Seele hatte die Waschschüssel gefüllt und glücklicherweise auch einen Topf für die nächste dringende Angelegenheit dagelassen. Normalerweise verrichteten die Piraten ihr Geschäft über der Reeling, mit dem Wind, ins Meer. Im Moment traute sich der Kapitän diese zusätzlichen Schritte nicht zu und war froh, über diese weise Vorraussicht.

Dann wusch er sich so gut es ging. Manche Stellen seines Körpers taten noch weh, aber zum Groβteil war alles verheilt. Die Narben spannten sich über seiner Haut, hier würde er wohl jemanden um Hilfe bitten müssen, um diese Haut geschmeidig zu halten. Esmeralda hatte sicher die eine oder andere Tinktur in ihrer Hexenküche. Esmeralda. Wer war diese Frau überhaupt und was hatte sie auf seinem Schiff zu suchen? Im Fieberwahn hatte er sie wieder für die Todesgöttin gehalten, als der sie ihm das erste Mal erschienen war. Als ihr Gesicht das Letzte war, was er auf dieser Welt gesehen hatte.

Offensichtlich war sie das nicht. Scheinbar hatte sie ihn irgendwie aus Karvantés Hölle geholt und auch seinen Männern zur Flucht verholfen. Er würde sie fragen müssen, bei nächster Gelegenheit. Jesse zumindest schien ihr zu vertrauen.

Sein erster Maat schlief immer noch tief und fest, murmelte etwas vor sich hin. Drake beschloss sich nun doch etwas anzuziehen, nachdem er nun schonmal wach war. Es war warm, also fischte er nur eine alte Hose aus der Truhe neben dem Bett und schlüpfte hinein. Sein Oberkörper war an menchen Stellen immer noch so empfindlich, dass er ihn lieber unbedeckt lieβ. Auch wenn er vermutlich kein schöner Anblick war.

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