17. Kapitel: Verletzt

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Der Wind flüsterte nach Freiheit. Mit seinen kühlen Fingern strich er durch Zukos Haare, während die Oberfläche des Ozeans unter ihnen glitzerte. Zuko konnte atmen. Die Welt, alles. Er war frei.

Er öffnete die Augen und sah vor sich Katara, wie sie Appa lenkte. Sie sah wunderschön aus, auch wenn sie seit ihrem Abflug abwesend gewirkte. Zuko konnte es ihr nicht verübeln. Aang hatte ihnen viel zum Nachdenken mitgegeben.

Wenige Minuten bevor, sie weggeflogen waren, hatte er ihn tatsächlich zur Seite gezogen. Aang hatte verlegen gewirkt und Zuko hatte sich nichts dabei gedacht, bis sein Gegenüber zu reden anfing und er verstand.

Ich wollte dich etwas fragen. Kannst du darauf achten, dass Katara nichts passiert? Denn es ist so, dass mir Katara wichtig ist. Viel mehr, als du vermutlich denkst. Ich... ich liebe sie.

Natürlich würde Zuko auf Katara achtgeben! Allein der Gedanke, in welche Gefahren er sie brachte, machte den Prinzen verrückt vor Sorge. Katara bedeutete ihm ebenfalls mehr, als Aang es vermuten würde. Sie war... einfach wundervoll. Jeder Augenblick in ihrer Gegenwart, jedes Mal, wenn sie ihn anlächelte, erwärmte es sein Herz. Als bräuchte er noch einen Grund. Wie diesen. 

Aang war in Katara verliebt.

Lächerlich... Katara würde nie...

Zuko konnte nicht verhindern, dass bei diesem Gedanken seine Eingeweiden sich schmerzhaft zusammen zogen.

Andererseits kannten sie sich bereits sehr lange. Ein Band schien sie beide zu verbinden, aus Zuneigung, Respekt und Freundschaft, das Zuko vermutlich nie verstehen würde. Bedeutete das...? Nein! Und selbst wenn, ihn störte es nicht.

Die Sonne versank im Meer, langsam das Licht ausblutend. Die Wellen schäumten in all dem Rot, während die letzten Strahlen sich hinter dem Horizont brachen und zum letzten Mal aufleuchteten. Der Wind zog auf und Zuko zitterte leicht. Es würde eine kalte Nacht in den Lüften werden, aber Katara hatte darauf bestanden weiter zu fliegen. Sie war entschlossen.

Morgen würden sie den Mann finden, diesen Mörder. Zuko wusste nicht genau, wie er sich deswegen fühlen sollte. Sie hatten die Information, dass die südlichen Räuber auf den Walschwanzinseln waren, heimlich in einem Kommunikationsturm der Feuernation gefunden.

 Sie waren bereit. Was ließ ihn dann nicht los?

Vielleicht war es Katara, wie sie eisern die letzten Stunden durchgeflogen war. Stur und entschlossen, vorwärts zu kommen, niemals zu ruhen. Sie war das letzte, was er sah bevor er einschlief.

Als er das nächste Mal, aufwachte, von einem namenlosen Albtraum geplagt, saß Katara immer noch da. Steif, in der selben Position.

„Du solltest dich ausruhen", sagte Zuko, während er sich streckte. „Wir werden in wenigen Stunden dort sein. Du wirst deine Kraft brauchen".

„Sorge dich nicht um meine Kraft". Sie drehte sich nicht um. „Ich habe genug. Ich bin nicht mehr das hilflose, kleine Mädchen wie damals, als sie kamen". Zuko konnte sich nur vorstellen, wie grimmig, sie gerade aussah.

„Ich weiß". Zuko rückte vor und drehte sie langsam zu sich. „Und du bist eine der Stärksten. Aber dein Körper braucht die Ruhe, um zu heilen. Mein Onkel sagt das immer".

„Danke, Zuko". Sie wandte sich wieder nach vorne. „Aber ich brauche das hier".


„Da". In dem endlosen Blau des Ozeans tauchte vor ihnen das Graurot eines Feuermarinenschiffs auf. „Siehst du diese Seerabenfahnen?" Zuko zeigte auf die roten Stoffe am Kohlenturm, die aus dem große Rauchfahnen aufstiegen. 

Ein verloren geglaubter TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt