Das Schweigen in der Kutsche breitete sich wie dichter Nebel aus. Undurchdringlich und feindlich.
»Danke, das du mich mitnimnst«, murmelte Sumse.
Ihre Mutter blickte von den Zetteln auf, die sie in der Hand hielt. Ihre Augen weiteten sich, als wäre sie überrascht, dass Sumse ihr gegenüber auf den weichen Polstern saß. »Natürlich. Das ist doch selbstverständlich. Immerhin sind wir vom gleichen Stamm.«
Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit nutzte die Konsulin die Zeit nicht dafür, einen Vortrag über die Bedeutung der Sangs zu halten. Sie wirkte abgelenkt, beinahe unfokussiert.
»Was denkst, war das Ziel ...?«, begann Sumse, verstummte jedoch wieder, als sich die Tür der Kutsche öffnete.
Der Assistent der Konsulin steckte seine pelzigen Wieselohren ins Innere. Zwei unstete Augen huschten vom Platz der Konsulin zu Sumses. »Wir wären jetzt zur Abfahrt bereit.« Zögerlich kletterte er hinein.
»Gut, dann los.« Ihre Mutter tippte mit den Fingern gegeneinander, während sich ihr Assistent neben Sumse setzte und gegen das Verdeck klopfte. Statt auf Sumses Frage zu reagieren, starrte sie ins Leere.
Ein Poltern riss Sumse aus ihren Beobachtungen. Die Tür wurde erneut aufgerissen. Dieses Mal war es Konstantin, der sich zu ihnen hineinquetschte. »Herrin. Ich übernehme jetzt.«
Selbst nach all den Jahresringen, die ihr der Hauptmann schon diente, konnte er sie immer noch überraschen. Wie hatte er sie nur gefunden?
»Grimmige Borke.« Ein Zettel fiel aus der Mappe, die auf dem Schoß ihrer Mutter lag. »Was soll das denn jetzt?«
Ihr Hauptmann bewegte sich nicht vom Fleck. So würde die Kutsche nicht losfahren können.
»Als Wache der Ministerin kann ich sie nicht unbegleitet lassen.«
Die Augenbrauen ihrer Mutter zogen sich zusammen. Mit dem Kopf deutete sie zum Heck der Kutsche, wo sich ihre eigenen Wachen befanden. »Und meine Wachen reichen nicht aus, um mich und meine Tochter zu beschützen?«
»Bei allem gebührenden Respekt, Konsulin - die Sicherheit ihrer Tochter fällt in meinen Aufgabenbereich.«
Der Schleimpilz neben Sumse zog den Kopf ein. Also war es an Sumse, die Situation zu entschärfen. »Das ist immerhin der Grund, für den er bezahlt wird, Mutter.«
»Richtig.« Draußen ertönte das ungeduldige Fauchen der Zugmarder, die auf ihren Einsatz warteten. Ihre Mutter nickte und wandte sich ihrem Assistenten zu. »Nun gut. Sorge dafür, dass das Haus uns erwartet.«
»Erhabene?«
»Husch, Wieselherz. Eile dich.«
»Selbstverständlich, Herrin.«Der Satyr strich sich vorsichtig die Jacke glatt, bevor er sich zum Ausgang bewegte. In seinen Augen glomm ein Funke. Verletzte es ihn, vor die Tür gesetzt zu werden? »Habe ich die Erlaubnis, auf einen Reitmarder zurückzugreifen?«
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasyGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...