Dain klammerte sich an den massigen Körper der Motte, während Eisfeders Libelle ihm folgte. Sein Sattel befand sich direkt hinter dem Kopf, damit er die Flügel nicht störte. Ein dünner Flaum bedeckte die Haut, die beinahe so dunkel wie seine eigene war. Nur die silbernen Flügel hoben sich von der dunklen Erscheinung ab. Barkin hatte recht gehabt: Die Viecher waren brandschnell.
Auch wenn er es vor der Eisfeder nicht zugeben würde, so war er doch froh, dass sie seine Beine am Reitgeschirr festgebunden hatte. Nicht, dass es schlimm gewesen wäre, sollte er abstürzen. Im Gegensatz zu seiner Begleiterin hatte er ja eigene Flügel, mit denen er einen Fall bremsen konnten. Der Gedanke brachte ihn zum Schmunzeln. Neben dem Sattel hingen zwei Beutel. In einem hatte Barkin Hemd und Hose hineingepackt, in welchen er versinken würde. Im anderen steckte Verpflegung. Ein halber Laib Nussbrot, etwas Käse, getrocknete Beeren und ein Glas mit Mottenfutter. Er hoffte sehr, dass sich der Inhalt nicht vermischte, denn die Fliegeneier wirkten nicht besonders appetitlich. Hinter seinem Sitz war eine Decke zusammengerollt. Warum Barkin diese Sachen lächelnd der Eisfeder überließ, wusste er nicht.
Unter ihm glitten die Baumkronen von Aeras Stadtwald entlang. Mit jedem Flügelschlag empfand er mehr Sicherheit. Dain orientierte sich und lenkte die Motte mit einem Zugband nach Norden, in Richtung des massiven Re'taz-Gebirge. Hier oben fühlte er sich dem Himmel nah. Ungewohnt nah, nachdem er sein Leben meist am Boden verbrachte. Direkt über ihm schwebte die Nachtkugel. Die riesige Fläche wurde von Elysias Monden hell erleuchtet, die es ihm ermöglichten, auch ohne seine Feensicht gut sehen zu können.
Mit einem Surren kam die Eisfeder näher. Der Körper ihrer Libelle glänzte blau, während die weißen Haare der Nymphe im Flugwind herumgewirbelt wurden. Sie passten zusammen. »Du hättest den Bärenkäfer nehmen sollen. Die sind schneller.«
Niemand, schon gar keine Seenymphe mit fragwürdigen Methoden, würde ihn dazu bringen, sich einem Käfer zu nähern. Unter keinen Umständen! Daher hatte er sich für die sanfte Motte mit ihren hellen Flügeln entschieden. Sie mochte der Libelle und auch dem anderen Vieh, was die Schnelligkeit betraf, unterlegen sein, aber sie löste weder Panik noch Brechreiz in ihm aus. Abgesehen davon war sie erstaunlich bequem. Sie glitt eher durch die Nacht, nutze Aufwinde und Dain merkte mit jedem Flügelschlag, dass sie den Ausflug genoss.
Nach nicht einmal einer Kerze veränderte sich die Landschaft. Vereinzelt tauchten Hügel auf, Vorboten der Gebirgsketten, die sich weit im Norden befanden. Dazwischen befanden sich dunkle Seen, wenige Lichtungen und düster anmutende Bäume. Sie näherten sich dem Ziel.
Dain signalisierte der Eisfeder, dass sie sich einen Landeplatz suchen würden. Zwischen den Baumriesen stach ein hoher Findling hervor, dessen zerklüfteten Seiten für ein bisschen Spaß sorgen könnten. Die Motte sank tiefer. Dain zog am Zugband und sie drehte eine Kurve über dem Stein. Trotz des rasenden Flügelschlags blieb der Flug ruhig und entspannt.
Die Eisfeder landete natürlich weitaus eleganter, aber Dain war mit seiner Leistung nicht unzufrieden. »Hier?«, fragte die Wassernymphe. Ihr Blick glitt zwischen den Stämmen hindurch.
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasiGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...