Für den restlichen Abend ließ Dain den Jungen nicht aus den Augen. Die Ähnlichkeit war da, wenn auch auf den zweiten Blick. Die Eisfeder war etwas größer und muskulöser, während Arin deutlich feinere Glieder besaß. Als sein Pfeil das Ziel getroffen hatte, war die Sache eigentlich für ihn erledigt gewesen. Jetzt drückte ihn die Schuld seiner Entscheidung nieder.
Die Zeit hatte den Satyr verändert. Dort, hinter dem Tresen sah er kantiger aus, ernster.
Admirals Truppe schwärmte in regelmäßigen Abständen zum Tresen und gab Bestellungen weiter. Der Junge hielt ganz gut mit.
Während Lore von den Ereignissen auf der Bühne förmlich gefesselt war und nichts aus den Augen ließ, verfolgte Falk die Vorführungen mit einer gewissen Distanziertheit. Das gab ihm genug Zeit, eine Verbindung zu knüpfen.
»Wenn du hier bei den Nyrs lebst, hast du auch ein Interesse an sowas? Schauspielerei? Musik?« Zunächst galt es, mehr über den Jungen herauszufinden.
»Tanz«, murmelte Arin und schaute wehmütig zur Bühne.
»Oh, ich mag tanzen. Das ist gut.« Das könnte er bestimmt zu seinem Vorteil ausnutzen. Wenn seine Informationen richtig waren, hatte sich Arin verletzt. »Warum tanzt du denn nicht? Oder bist du später dran?«
»Ich tanze nicht. Nicht mehr.«
Die Ungeduld brannte unter seinen Nägeln. Warum musste man Andere immer zum Reden motivieren? »So?«
Der Junge atmete tief ein. »Mein Fuß ist versehrt. Ich werde nie wieder tanzen.«
»Oh.« Dain legte den Kopf schief. Eigentlich kam der Junge gut zurecht. Ab und an massierte er seinen Oberschenkel, aber ob aus Schmerzen oder Gewohnheit war schwer zu sagen. Er nahm Bestellungen auf, schenkte ein und tauschte leere Flaschen und Fässer aus. »Und warum?«
Blassblaue Augen starrte ihn an. »Wie, warum? Weil es nicht mehr geht?«
»Ja, aber warum nicht?«
Die Furchen auf Arins Stirn gruben sich tiefer ein. Seine Worte waren langsam, als spräche er zu einem verwirrten Kind. »Mein Fuß kann das Gleichgewicht nicht mehr wahren.«
»Ja, das verstehe ich. Aber warum lässt du dich davon unter Druck setzen? Du könntest doch trotzdem tanzen. Also wenn du möchtest.«
»Schlickschwarzflüglerschweif, willst du mich veralbern?«
»Nein, wo denkst du hin?« Dain stand auf und streckte seine Flughäute aus.
Der Junge starrte ihn an, zu gleichen Teilen entsetzt und fasziniert. »Flügel? Aber es sind doch nur Anhängsel. Wie sollten die mir helfen?«
Mittlerweile verfolgte auch Falk ihren Dialog, aber nachdem er sich nicht beteiligte, störte er auch nicht.
Von der Bühne her ertönte ein Glockenspiel. Wenn es ein Vorbote des Lachendes Gottes war, so besaß der Eine ein nahezu perfektes Zeitgefühl. Dain ließ seinen Blick über den Jungen wandern.
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasyGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...