Die Eisfeder verschränkte die Arme. Ihr Gesichtsausdruck war nachdenklich, der Zug ihrer Mundwinkel sprach von Resignation. Offensichtlich hatte sie eine Entscheidung getroffen, doch Dain war nicht sicher, ob sie ihm diese auch mitteilen würde.
Um die Stimmung ein bisschen aufzulockern, schenkte er ihr ein breites Grinsen. »Tja, hängen oder nicht hängen, das ist hier die Frage.«
»Was nicht ist, kann ja noch werden, Feender.« Ihr Gletscherblick ruhte weiterhin auf ihm. Was hatte sich der Lachende Gott nur dabei gedacht, dass er ihm diese Nymphe in den Weg geworfen hatte?
Sie war dermaßen kalt, dass selbst ihre Nähe reichte, um ihn frösteln zu lassen. Sanft schürte er die Glut in seinem Inneren, um seine Körpertemperatur anzuheben. Leicht würde er es ihr jedenfalls nicht machen. »Die Hoffnung stirbt zuletzt.«
»Aber sie stirbt.«
So kamen sie nicht weiter. Vielleicht sollte er sich weniger auf seinen Charme und mehr auf seine Fähigkeiten verlassen, auch wenn es anstrengend wäre.
Die Eisfeder unterbrach seine Gedanken und deutete in den weiteren Gang.
Hinter einem Torbogen führte eine Treppe hinab. Noch weiter nach unten? Wie verzweigt waren die Höhlen eigentlich?
»Komm« Ihr straffes Tempo war eine Herausforderung. Sie stiegen zahllose Stufen nach unten, bis seine Muskeln zu krampfen begannen. Mehr als einmal kämpfte er mit seinem Gleichgewicht.
Die Gänge wurden schmaler, sodass Dain seine Flügel eng am Körper tragen musste. Natürlich wäre ihm die Anstrengung wesentlich leichter gefallen, wenn er die vergangene Nacht nicht bewusstlos am Boden einer Zelle zugebracht hätte. Allerdings würde er lieber umfallen, als der Eisfeder gegenüber eine Schwäche einzugestehen und so torkelte er verbissen hinter ihr her. Die Treppe endete in einer Nische und mit einem Stöhnen blickte Dain in einen weiteren Gang. Hier unten war das Licht schwächer. Zum Glück funktionierte seine Feensicht. Seine Umgebung versank in Grautönen.
Es dauerte eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass sie sich rauschendem Wasser näherten. Mittlerweile hatte er völlig die Orientierung verloren. Hatten sie die Höhlen schon verlassen? Er schreckte aus seinem dumpfen Trott auf.
Die Wände um ihn herum waren von einer glitschigen Schicht bedeckt, die einen strengen, beinahe fischigen Geruch absonderte. Seine Augen schmerzten. Zu lange schon verließ er sich auf seine Feensicht. Wie die Eisfeder das wohl machte? Er rieb sich eine pochende Schläfe. Wie konnte sie in dieser Dunkelheit denn überhauptet etwas erkennen?
Der Tunnel gabelte sich erneut, das Rauschen wurde schwächer. Am Liebsten hätte er die Eisfeder mit ihrem Zopf, der neckisch vor seiner Nase wippte, erdrosselt. Dann, endlich, sah er ein Licht.
Die Eisfeder beschleunigte ihre Schritte und Dain musste erneut die Zähne zusammenbeißen, um mitzuhalten.
Sie verließen den Gang und tratten in das gedämpfte Licht des Waldes. Irgendwie hatten sie die Stadtmauer unterwandert, denn sie waren eindeutig nicht mehr in Aera. Das Laub unter ihren Füßen raschelte, als sich die Eisfeder zu ihm umdrehte.
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
ФэнтезиGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...