30. Botenfalter

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Auch wenn Sumse wusste, dass Konstantin und Koralin Zwillingsbrüder waren, verblüffte sie die Ähnlichkeit der beiden jedesmal aufs Neue

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Auch wenn Sumse wusste, dass Konstantin und Koralin Zwillingsbrüder waren, verblüffte sie die Ähnlichkeit der beiden jedesmal aufs Neue. Die Hörner ihres Wächters waren eine Spur dunkler, seine Schultern breiter und sein Gang irgendwie federnder. Dennoch konnte sie sich gut vorstellen, dass man sie häufig verwechselte.

Es war komisch, dass Koralin den weiten Weg auf sich genommen hatte, um sich nach ihrem verschwundenen Diener zu erkundigen. Irgendwas steckte dahinter. Im Moment hatte sie jedoch nicht den Kopf frei, um sich auch um dieses Detail zu kümmern.

Nachdem sie sich im Gardentrakt den Bericht über die Unruhen durchgelesen hatte, würden sie sich nun auf den Weg zu den Höhlen machen. Einer der Festgenommenen würde dort verhört werden und sie würde hoffentlich ein paar Details zu den Hintergründen aufschnappen.

»Warum interessiert dich dieser Vorfall so?«, frage Sumse. »Kanntest du den Mann?«

Koralin seufzte. »Nein, nicht persönlich. Aber wir spüren die Unruhe.«

Nachtlicht schien vom Innenhof in die Galerie und ließ seine Hörner silbrig leuchten. Eine kleine Motte flog herbei, kreiste einmal um die Spitzen herum, bevor sie sich Sumse näherte. Um den Körper des winzigen Falters war ein kleines Band gebunden. Das Tier ließ sich auf ihrem ausgestreckten Finger nieder.

Glücklicherweise lag ihr Büro nicht weit entfernt. »Ihr werdet euch einiges zu erzählen haben«, erklärte sie, bevor sie voraus eilte. »Ich muss noch etwas aus meinem Zimmer holen und schließe mich dann an.«

»Herrin?« Auch wenn Konstantins Tonfall auf eine Frage hindeutete, wusste sie genau, was er eigentlich sagen wollte. Sie drehte sich um und zog eine Augenbraue hoch.

Der Hauptmann ihrer Wache blickte ihr fest in die Augen. »Selbstverständlich werden wir hier draußen auf euch warten. Erlaubt mir nur kurz, den Raum zu sichern.«

So sinnvoll das Wächterprotokoll in vielen Situationen auch war, meistens waren die Maßnahmen völlig überzogen. »Wir sind hier im Floratium. Was für eine Gefahr sollte denn hier auf mich warten?«

Doch ihr Lächeln überzeugte den Stiersatyr nicht. Sein Bruder schaute erst zu ihr, dann zu ihm. Dann trat Koralin einen Schritt zurück, um eines der Bilder näher zu bewundern.

Sie versuchte ihren Missmut durch Blicke auszudrücken, doch leider reagierte der Wächter darauf nicht. Es war offensichtlich, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnte. »Schön. Dann, bitte, nach dir.« Mit einer übertrieben Verbeugung ließ sie ihn vorbei.

Es war einer von Konstantins besten Eigenschaften, dass er einen Sieg nie auskostete. Immer stand ihre Sicherheit im Vordergrund, nie das Bedürfnis zu gewinnen. Ohne zu zögern ging Konstantin auf die Tür zu, öffnete sie mit dem Zweitschlüsselbund, den sie ihm überlassen hatte und betrat das Zimmer.

Sumse zählte lautlos bis drei, lächelte dem anderen Stiersatyr entschuldigend zu und folgte ihrem Wächter. Wenn eine Gefahr gelauert hätte, wären schon Kampfgeräusche aus dem Büro erklungen. Im Moment wollte sie dringend die Nachricht lesen.

Nymphentanz und Feenzauber #ElysiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt