Als Bise Sollea mit einem falschen Lächeln und ausgebreiteten Armen auf Sumse zu stürmte, war es schwierig, nicht die Zähne zu fletschen.
»Ich freue mich ja so für dich«, zwitscherte die Prinzessin, bevor sie ihren Kopf drehte und Luftküsse verteilte. Eine Wolke aus Zedernholz und Buschveilchen hüllte Sumse ein. Der Duft brachte sie zum Niesen.
»Danke« Mehr als sonst achtete sie darauf, dass ihr Rücken gerade und die Schultern entspannt wirkten. Im gläsernen Palast dürfte man keine Schwäche zeigen. Aber auch hier, im goldenen Reichsgarten war kein Raum für morsches Holz. Markin trat an ihre Seite und nickte hoheitsvoll, bevor sie gemeinsam in Richtung Pavillon schritten, der mit Blumen und bunten Bändern für die Verbindungsfeier dekoriert worden war. Michin folgte ihnen, hielt aber einen angemessenen Abstand.
Ein Meer aus Gesichtern wogte vorbei. Wald-, Wiesen- und Wassernymphen, eigentlich alles was Rang und Namen hatte, war gekommen. Ihr Griff um seinen Arm wurde fester.
Markin verlangsamte seine Schritte und legte eine Hand auf ihre. »Du wirkst angespannt.«
Die Gerüche wurden immer intensiver. Holzrosen, Mischkraut und Bachweibchen standen in voller Blüte. »Es geht schon«, flüsterte Sumse. Kein Zögern. Keine Angst. Sie musste Haltung bewahren
Markins Ohren zuckten, doch ansonsten blieb er ruhig. Sumse musterte ihn, nur aus den Augenwinkeln, damit er nichts bemerkte. Ganz langsam zog er an ihrem Arm, veränderte mit jedem Schritt die Richtung. Der Boden unter ihren Füßen wurde gröber, wilder. Markin führte sie weg vom Pavillon und um einen riesigen Busch herum. Ihr Herz klopfte, als Sumse die Hainbuchen sah. Das königliche Labyrinth. Was hatte er vor?
»Es gibt einen alten Brauch«, begann Markin schließlich. Unter einem Blätterbogen, der den Eingang offenbarte, blieb er stehen.
»Einen Brauch?«
Markin nickte. »Wenn sich das Sollea-Mal auf dem Körper bildet, wird der oder die Auserwählte zum Labyrinth geführt. Es heißt, dass sich hier der Weg und die Stellung offenbart, die dem Träger im Königinnenhaus zusteht.«
Blätter raschelten, als ein kleiner Vogel über die Äste hüpfte. Sein rotes Gefieder schimmerte, wie das Innere eines Bernsteintropfens. »Aber ich bin keine Auserwählte.«
»Aber mit unserer Verbindung wirst du eine Rolle unter den Solleas einnehmen. Du bist eine hochrangige Waldnymphe und du wirst einen Platz zwischen uns erhalten.« Seine Mundwinkel hoben sich und offenbarten ein Lächeln. Sanft und freundlich, allerdings nicht nachgiebig. Es war merkwürdig einen Satyr zu treffen, der im Rang über ihr stand. »Außerdem steht dieser Ort jedem offen, nicht nur uns.«
Der Vogel legte den Kopf schief. Seine Knopfaugen schienen sie zu mustern. Dann nickte er, drehte sich um und schoß wie ein Pfeil aus dem Busch hervor. Direkt in das Labyrinth hinein. Sumse schluckte. »Was erwartet mich dort drinnen?«
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasyGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...