Mit den ersten Sonnenstrahlen breitete sich unter Dain ein Teppich aus Sand und Hügeln aus. Ein weites, karges Land. An mehreren Stellen erhoben sich dichte Staubwirbel, die bis in den Himmel hineinreichten. Die Libelle der Eisfeder umflog sie stets in respektvollem Abstand, aber Dain fragte sich dennoch, was wohl passieren würde, wenn sie einem zu nahe kämen. Würde er sie verschlingen und gefangen halten? Oder wären ihre Flugtiere stark genug, der Anziehung zu widerstehen?
Die Eisfeder drehte bei und flog in einem Bogen in Richtung Meer. Dort erhoben sich die Ausläufer von Dragonis und bildeten eine natürliche Wand zum Wasser. Die wenigsten Lebewesen würden diese Berge passieren können. Auf der anderen Seite bot die Wüste auch kaum jemandem einen akzeptablen Lebensraum. Die Landschaft änderte sich, Dain entdeckte Wüstengewächse und sogar ein paar Palmen. Das Meer schickte eine Brise über die Berge und brachte ihnen Abkühlung. Wahrscheinlich war es den beiden Frauen zu heiß über der Wüste. Dain klopfte Motti den Hals. Auch wenn die Temperaturen für ihn angenehm waren, wäre eine kühlere Gegend auch für sein Flugtier angenehmer. Er würde sich daher über den Umweg nicht beschweren.
Eine Bewegung zwischen den Felsen zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Das Fell war nur Nuancen dunkler als der orangene Sand, doch die Füße und der Kopf schienen eher braun zu sein. Das Tier erinnerte ihn an die Schattenparder seiner Heimat, auch wenn es deutlich größer war. Motti schlug mit den dunklen Flügeln und trug ihn weiter nach Süden.
Schließlich wurde es Zeit, sich der Wüste zu stellen. Am Horizont konnte Dain bereits die Oase Ki'an erblicken. Hohe Palmenwedel warfen ihren Schatten auf glitzerndes Wasser. Hier würden sie einen Zwischenstopp einlegen, um herauszufinden, wie man die nächste Zutat beschaffen könnte. Es sei denn natürlich, dass die Eisfeder bereits mit einem ihrer elenden Pläne aufwarten konnte. Zuzutrauen wäre es ihr ja. Motti hechelte, hielt jedoch unbeirrt auf die Oase zu. Es war ruhig und still, nur das Flügelschlagen der Tiere war zu vernehmen. Keine Vögel, kein Leben.
Doch je näher sie den Palmen kamen, desto mehr zeigte sich, dass der Schein trog. Im Schatten dösten hässliche Huftiere mit dicken Nasen und Hörnern. Dain wusste nicht, ob es tatsächlich Reittiere waren, allerdings wirkten sie friedlich. Auf der anderen Seite des Sees deuteten ein paar Zelte auf einen Nomadenstamm hin, der die Oase als Ruheort nutzte.
Die Libelle flog eine Schleife, doch nichts regte sich. Dain übte etwas Druck mit den Schenkeln aus und Motti ging in den Sinkflug über.
Erst als sich Motti auf einem freien Grasflecken niederließ, öffnete sich die Zeltplane. Ein blasser Mann trat heraus, neben dem selbst die hellhäutige Smilla gebräunt aussah. Ohne sich zu bewegen, stand er einfach nur da und musterte ihn und seine Gefährtinnen, die sich schließlich auch zu einer Landung bequemten. Die Eisfeder sog die Luft ein, warf ihm einen warnenden Blick zu, den er nicht deuten konnte und reichte Smilla eine Hand.
»Ui«, murmelte Smilla, als sie den Mann musterte. Dann schnüffelte sie, knurrte und stieß ein Heulen aus, bei dem sich die kleinen Haare auf seinen Unterarmen aufrichteten.
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasyGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...