Der Satyr, der nervös durch die Höhlen schlich, stellte alles dar, was Dain seit seiner Flucht aus der Hauptstadt Aera aus dem Weg gegangen war. Eigennutz, Gier, Arroganz.
Durch die Anwesenheit des Fremden wurden in seinem Inneren tief verschüttete Gefühle erweckt. Das Feuer der Wut, das sich in ihm ausbreitete, hatte er zwar nicht erwartet, begrüßte es jedoch mit offenen Armen. Auf der anderen Seite freute sich wohl niemand über ungeladene Gäste, brachten sie doch regelmäßig Probleme mit sich. Schnell strich er über die Knochenscheiben auf seinem Nasenrücken und atmete tief ein. Der Geruch von Wasser, Algen und Pilzsporen drang in seine Nase. Heimat.
Mit einer Hand fasste der Satyr nach dem feuchten Stein, fuhr über die im Fackelschein schimmernden Kristalladern und hielt inne, als er den Vorhang aus Flechten erreichte. Sein Profil war gut zu erkennen. Die dünnen Lippen des Fremden verzogen sich angewidert, als er das Hindernis zur Seite schob.
Dain folgte ihm in wenigen Metern Entfernung, gerade außerhalb des Sichtbereichs.
Der Satyr schien ein typischer Vertreter seiner Zunft zu sein. Der Stoff der Kleidung wies einen guten, sogar eleganten Schnitt auf. Die Schultern waren gepolstert und seine tierischen Attribute gut in Szene gesetzt. Es war unzweifelhaft, dass der Fremde den Schwanz und die Füße eines Goldwiesels besaß. Die dezenten Bronzetöne seiner Tunika unterstrichen diese Merkmale und es wurde klar, dass der Besucher aus einem ehrwürdigen und vor allem reichen Hause stammte. Aus einer Gegend, in der man sich niemals nach Feinden umdrehte oder sich verfolgt fühlte. Was also wollte er hier?
Dain schob sich durch den Flechtvorhang, ohne das ein Rascheln ihn verraten hätte. Seine Mühe war jedoch grundlos, denn auf der anderen Seite übertönte ein lautes und regelmäßiges Poltern alle Geräusche. Ob dem Fremden klar war, dass er sich einem gigantischen Wasserfall näherte?
Der Satyr packte die Fackel in seinen Händen fester und setzte seine Schritte immer langsamer, je mehr sie sich ihrem Ziel näherten. Sein uneingeladener Gast hatte Angst. Gut so. Schließlich umrundete der Fremde die letzte Biegung und blieb abrupt stehen, als die Versammlungshöhle in Sicht kam.
Dain konnte das gut verstehen, schließlich bot die Höhle einen unglaublichen Anblick. In der Mitte fiel das Wasser durch eine Öffnung in der Decke hinab in den großen See, der fast ein Viertel der Höhle ausmachte. Nebel stieg an der Stelle auf, wo das Wasser auf die schäumende Oberfläche traf. Vom Rand hingen fluoreszierende Ranken herab und tauchten die Umgebung in Grün- und Gelbtöne. Die Barden behaupteten, es erinnere an Sternenglanz, aber da Dain nur selten den Himmel über den Baumkronen gesehen hatte, konnte er nichts dazu sagen. Um das Gewässer führte an der rechten Seite ein Pfad entlang, schmal und glitschig. Neben dem Wasserfall boten ein paar Seile Halt, damit ein versierter Kletterer senkrecht die mit Eisenklammern versehene Felswand erklimmen konnte. Das alles war für den Fremden natürlich nicht genau auszumachen, aber die Seilbrücken, die dort ihren Anfang nahmen und über den See gespannt waren, konnte niemand übersehen. Sie führten in den oberen Teil der Höhle, den Wohnbereich. Es war ein geschützter und gut zu sichernder Ort, an dem die Rebellen lebten. Im Angriffsfall könnten sie die Brücken einfach zerstören und waren unangreifbar, solange sich niemand von oben abseilte. Oder zu ihnen hochflog. Alles in allem war Dain mit der mystischen Wirkung seiner Heimat zufrieden. Nun wurde es Zeit, herauszufinden, was einen Adligen aus Areas Elite zu den Rebellen führte. Lautlos trat er hinter den Fremden und räusperte sich.
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasyGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...