Der Weg zurück zur Tanzwurzel verschwamm zwischen Tränen und Lachen. Sie hatten es geschafft.
Wer hätte auch ahnen können, wie einfach ein solcher Gefangenenausbruch war? In seiner Fantasie hatte Arin sich das viel aufwendiger vorgestellt. Mindestens eine Wachkohorte, die sie verfolgte und bestenfalls ein Entkommen in letzter Sekunde.
Wenn das der Standard war, klangen die Heldentaten seiner Schwester weit weniger beeindruckend. Gut, sie hatten Glück gehabt. Die wenigsten kannten sich so gut unter der Erde aus wie Mauerfuchs, aber dennoch machte ihn der Erfolg nervös. Der lachende Gott war nicht dafür bekannt, kostenlose Gaben zu verteilen. Meist präsentierte er später eine Rechnung. Es blieb zu hoffen, dass er sie würde bezahlen können.
Doch jetzt war keine Zeit für trübe Gedanken. Mauerfuchs hielt eine weitere Überraschung bereit und sie kletterten durch einen schmalen Gang, dessen Ende von einem Kleiderschrank verdeckt wurde. Weiche Stoffe streichelten ihn, glitten an seinen Haaren und Flügeln entlang. Es war eng. Für einen Moment fiel ihm das Atmen schwer, als ob die Luft nur noch aus Federn und Pailletten bestand.
Mauerfuchs öffnete die Holztür. Vor ihnen offenbarte sich ein Traum aus altrosa und mattweiß. Die Wände waren mit unzähligen silbrigen Wurzeln, Bändern und Ranken verziert. Auf dem Boden lagen flauschige blumenförmige Teppiche und über dem Schminktisch hing ein Regal mit verschiedenen Perücken. Alle verfügten über lange Stirnfransen, doch Arin hätte auch ohne dieses Detail gewusst, wem der Raum gehörte. Über diesem Wolkentraum hing der Duft nach Traumfinder und Wald.
Admiral ging sofort zu dem bodentiefen Spiegel, der die Rückseite der Zugangstür bedeckte. »Ihr Lieben, ich sehe ja furchtbar aus.« Sie drehte sich erst in die eine, dann in die andere Richtung. »Ein Wunder, dass ihr mich überhaupt erkannt habt.«
In ihren dunklen Waschbäraugen lag eine Empfindlichkeit, die Arin bisher eher selten an seiner Mentorin wahrgenommen hatte. Ohne die schützende Schicht aus Farbe, Samt und Haaren fehlte Admiral die gewohnte Leichtigkeit.
Sie griff nach der Türklinke. »Ich danke euch. Das tue ich wirklich, von Herzen.« Ihre Hand zitterte. »Aber jetzt sollte ich wohl...«
Mauerfuchs griff nach ihrer Hand, zog sie zurück in den Raum. »Du solltest jetzt nicht alleine sein. Gib uns einen Moment. Wir helfen dir.«
Im ersten Moment verstand Arin nicht, was seine Freundin damit sagen wollte. Trauermantel reagierte als erste. Sie drehte sich zum offenen Kleiderschrank um, wühlte durch die Gewänder und zog schließlich einen ärmellosen Mantel heraus. »Füchschen ist kleiner als du, aber das hier dürfte gehen.«
»Während ihr beschäftigt seid, statte ich der Küche einen Besuch ab. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich bin ausgehungert«, murmelte Koralin und floh hinaus in den Gang. Bevor sich die Tür hinter ihm schloß, klang gedämpfter Gesang aus dem Schankraum herüber. Mehr als alles andere gaben die fröhlichen Töne Arin das Gefühl, wieder in SIcherheit zu sein.
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Nymphentanz und Feenzauber #Elysia
FantasyGanz Aera feiert. Durch die Vermählung von Sumse Weidensang und Arin Rabenfeder sollen endlich zwei der verfeindeten Häuser des Königshauses befriedet werden. Doch nicht alle Nymphen begrüßen diese Vereinigung. Besonders Arin beugt sich nur widerwil...