Magieverbot

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991 nach Christus
als 7-jähriges Mädchen

„Incendia", murmelte Ayana leise und schon erglühte die Feuerstelle in hellen Flammen auf. Sie ging zu unserer Mutter hinüber und nahm ihr die Teller aus der Hand, die sie dann auf dem Tisch verteilte. Fasziniert sahen Kol und ich ins Feuer. Sie hatte dies nur mit einem Wort entzündet!

Unsere Geschwister setzten sich schon an den Tisch oder halfen Mutter und Ayana beim Aufdecken, während Kol und ich uns gleichzeitig zu Mutter umdrehten und begeistert fragten: „Wie hat Ayana das gemacht?" Unser ältester Bruder, Finn lachte belustigt über unsere Frage und meinte: „Sie ist eine Hexe, ihr Dummerchen. Als Hexe kann man nun einmal Zaubern."

Das war mir auch klar, so doof war ich auch nicht. Aber konnte Finn das nicht einfach normal sagen und nicht schon wieder blöde Bemerkungen, wie zum Beispiel ihr Dummerchen von sich abgeben?

Wieso war Finn immer so unfreundlich zu uns? Irgendwie kam es mir vor, dass er uns beide nicht leiden konnte. Immer machte er komische Bemerkungen, wenn wir irgendetwas fragten. Er tat so als würden wir nichts von der Welt verstehen. Was konnten wir dafür das er zehn Jahre älter war? Nichts, aber irgendwie kam mir vor, dass er uns nur nervig fand.

„Das wissen wir auch", erwiderte Kol und ich fügte hinzu: „Ja, aber wie macht Ayana das genau mit der Magie?" „Sie hat die Zauberkraft von ihren Eltern vererbt gekriegt und hat alle Zauberformeln gelernt. Sie ist eine erfahrene Hexe und braucht sich nicht von zwei nervigen Kindern wie euch mit sinnlosen Fragen durchlöchern lassen", erwiderte Finn herablassend zu uns.

„Finn", ermahnte Mutter unseren Bruder streng. „Sei einmal freundlich zu deinen Geschwistern", meinte sie noch und fügte dann mit einem liebevollen Lächeln an uns gewandt hinzu: „Was Finn sagen will ist das jede geborene Hexe dies kann und nur die Zauberformeln dazu lernen muss."

Ayana nickte und erklärte uns: „Ja eure Mutter hat Recht. Jeder der eine geborene Hexe oder ein geborener Hexer ist, ist zum Zaubern fähig." Sie lächelte uns zu und bückte sich zu uns hinunter. Ich lächelte sie an und fragte dann Mutter: „Wieso hast du deine Zauberkraft aufgegeben, Mutter?"

Unsere Mutter überlegte nicht lange und antwortete uns: „Ich brauchte sie nicht mehr. Ich habe alles was ich brauche. Einen Mann der für mich sorgt und sieben wundervolle Kinder. Ich brauche keine Magie um glücklich zu sein."

Plötzlich fiel Kol etwas neben mir ein und fragte aufgeregt: „Können wir dann auch Zaubern?" Er hatte Recht, wir waren doch geborene Magier, da unsere Mutter eine Hexe war. Wie gerne würde ich auch mit nur einem Wort ein Feuer entzünden können oder andere wundervolle Dinge zaubern können.

„Ja, das könnt ihr auch", meinte Ayana und lächelte uns zu, als Mutter sie unterbrach und meinte: „Ja, aber Magie ist auch sehr gefährlich, weshalb ich finde das ihr noch etwas zu jung dafür seid. Aber wenn ihr älter seid, können wir ja wieder darüber sprechen."

Damit wollte Mutter das Thema beenden und wendete sich wieder dem Tisch decken zu. „Aber wir wollen jetzt zaubern erlernen!", meinten mein Bruder und ich gleichzeitig. Wir wollten nicht warten und älter werden, sondern wollten es jetzt! Wir sahen unsere Mutter bittend an. Magie konnte doch nicht so gefährlich sein. Mutter übertrieb wie immer!

Ayana drehte sich zu unserer Mutter um und meinte: „Ach komm schon Esther, ich könnte ihnen doch ein paar einfache Zauber zeigen. Du siehst ja wie sehr sie zaubern lernen wollen." Kol und ich nickten eifrig. „Nein, sie sind noch zu jung Ayana!", erwiderte unsere Mutter streng. Schmollend sahen wir sie an und jammerten: „Aber Mutter..."

Plötzlich betrat unser Vater das Zelt. Es verstummten alle und sahen zu ihm auf, doch ich und Kol bemerkten ihn nicht und jammerten weiter: „Wir wollen zaubern lernen. Bitte!"

Wir hörten plötzlich die strenge tiefe Stimme unseres Vaters hinter uns und verstummten sofort: „Niemand wird hier Magie erlernen! Magie ist gefährlich und nichts für euch beiden. Sie bringt nur Gefahren mit sich und wenn man nicht richtig mit ihr umzugehen weiß kann sie sogar tödlich für einen enden."

Mucksmäuschen still sahen wir zu Vater hoch und hatten uns beim Umdrehen zu ihm an der Hand genommen, die wir jetzt noch immer jeweils vom Anderen hielten. Als Vater zu ende gesprochen hatte meinte Kol: „Aber Vater..." Ich beendete den Satz meines Bruders und meinte: „...Ayana zaubert doch auch und Mutter hat früher auch gezaubert!"

Streng sah er uns an, was mir eine Gänsehaut bereitete. Ich hasste es, wenn Vater wütend war, dann hatte ich nämlich immer Angst vor ihm. „Ich will nichts mehr darüber hören! Ihr werdet keine Magie erlernen, genauso wie eure anderen Geschwister. Magie ist gefährlich, Ayana weiß mit ihr umzugehen, aber ihr wisst dies nicht. Also kein Wort mehr darüber!", rief er und wir nickten ängstlich.

„Setzt euch jetzt", fügte unser Vater noch hinzu, als wir immer noch erstarrt vor ihm standen. Sofort liefen wir zu unseren Plätzen und setzten uns. Ich saß neben Kol und Rebekah, gegenüber von mir saß Elijah, der mir aufmunternd zulächelte.

Ihn hatte ich schon immer gemocht, er war immer nett zu mir und hatte immer Verständnis für mich. Rebekah war meine lieblings Schwester, naja sie war auch meine einzige, aber trotzdem! Mit ihr verstand ich mich sehr gut und konnte mit ihr über alles reden.

Hingegen mit Finn verstand ich mich gar nicht, ich fand ihn mega langweilig und er war nie für Späße zu haben. Er verpetzte mich und Kol immer, wenn wir auch nur annähernd irgendetwas verbotenes zum Spaß machten. Wegen ihm hatten wir schon so oft Ärger bekommen, das ich zu Zählen aufgehört hatte.

Mit Niklaus verstand ich mich eigentlich gut. Manchmal war er bei verboten Sachen, die Kol und ich unternahmen dabei. Er konnte sehr lustig sein, aber er hatte große Angst vor unserem Vater, mehr als wir anderen und hatte aus Angst das Vater es herausfand und er es wusste, mich und Kol manchmal verpetzt. Aber ich nahm es ihm nicht übel, er hat es aus Angst getan, während Finn es als Bestrafung tat.

Unseren jüngsten Bruder Henrik mochte ich auch gerne, ich machte nicht oft etwas mit ihm, aber wenn dann hatten wir ganz viel Spaß. Mein lieblings Bruder war aber Kol natürlich, mein Zwillingsbruder. Mit ihm konnte ich immer Spaß haben und herumtollen. Wir verstanden uns ohne Worte und waren unzertrennlich. Ich war so froh das ich ihn hatte.

Im Allgemeinen hatte ich aber alle meine Geschwister lieb und auch meine Eltern. Sie waren meine Familie und auch wenn ich oft Angst vor Vater hatte, wegen seiner strengen Art und weil er leicht wütend wurde, so liebte ich ihn doch und irgendwie musste er mich doch auch lieben, seine nervige kleine Tochter, die mega stur war und nicht sehr gehorsam.

Still und leise aßen wir zu Abend und nach dem Essen legten wir uns schlafen. Kol und ich trauten uns nicht mehr nach Magie zu fragen, erst Jahre später fassten wir wieder einen Gedanken daran und taten etwas Verbotenes...

Die Ur-HäretikerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt