Der Graf von Martel

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Wir betraten das Schloss des Grafen in wundervollen Gewändern und gaben uns als jene aus, die wir nicht waren und ich wusste verdammt noch einmal nicht wieso ich mich darauf eingelassen hatte. Wir kamen ohne ein Hindernis an den Wachen vorbei und betraten den prunkvollen Saal des wundervollen Schlosses.

„Wow", staunte ich und hörte auf an meinem adeligen Kleid herum zu zupfen. Ich schaute mich staunend um, als uns Lucien Castle - wir wussten mittlerweile den Namen des belanglosen Sterblichen - auf den Grafen aufmerksam machte.

„Dort", sprach Lucien und wir sahen alle auf. Wir standen in einer Schlange voller Gäste die sich immer mit einer Verbeugung bei dem Grafen vorstellten. Der Graf wirkte schon ziemlich alt, aber mit seiner Kleidung auch sehr edel.

„Seht Ihr den Grafen von Martel?", fragte uns Lucien. Ich nickte und erwiderte frech: „Meinst du den Alten in dem Thron?" Streng schaute Lucien zu mir und erwiderte: „Hüte deine Zunge! Sprecht den Grafen mit -Erlaucht- an, alle anderen Edelleute mit -mein Herr-" Lucien schaute kurz wieder nach vorne, wo sich die Reihe weiterbewegte, dann drehte er sich wieder zu uns um und fügte hinzu: „Und wenn Ihr mit ihm sprecht, dann sprecht vom Jagen."

Belustig beugte ich mich zu Lucien hinüber und fragte ihn: „Von welchem Jagen? Von den coolen Bluttrinkjagden oder von dem langweiligen Jagen, wo die Sterblichen Tiere als Hobby abschießen?"

Lucien drehte sich zu mir und antwortete mir: „Um Himmelswillen, erwähne nichts vom Bluttrinken. Natürlich meine ich das normale Jagen, was Sterbliche tun. Der Graf liebt seine Falken und Jagdhunde." Ich verdrehte die Augen. Was für ein langweiliger Graf.

Mein Blick schweifte wieder durch den vollen Saal, als Lucien an mich und Rebekah gewandt noch hinzufügte: „Und verneigt Euch tief, Gräfin Rebekah und Korina, ihn erfreut durchaus ein anmutiges Dekolleté." Was sollte das bitte von diesem einfachen Bauern?!

Ich beugte mich etwas vor und flüsterte ihn Luciens Ohr: „Ich könnte dem Grafen auch meine spitzen Vampirzähne zeigen. Er hat bestimmt ein köstliches Blut, genau wie Sie." Der Leibdiener des Grafen schluckte und ich richtete mich grinsend wieder auf.

Es blieb kurz still, während meine Geschwister sich alle staunend umsahen. Ich schaute mich nun ebenfalls wieder in dem riesengroßen edlen Saal um, als sich Lucien wieder zu uns umdrehte und meinte: „Um Himmels willen, so starrt doch nicht alle nach oben."

Wir hörten sofort alle auf die Decke mit den Kronleuchtern anzustarren und schauten nun nach vorne. Lucien schaute uns kurz alle an ob wir akzeptabel aussahen und wischte Kol kurz über die Schulter. Lucien drehte sich wieder um und wir gingen ein Stückchen in der Reihe weiter vor, als sich Kol zu Lucien vorbeugte und ihm warnend ins Ohr flüsterte: „Fass mich noch einmal an, und ich reiße dir die Arme ab."

Ich grinste über meinen Bruder, als Finn Kol ermahnte: „Benimm dich, Kol. Oder ich vergrabe dich tief in der Erde." Ich wandte mich an Finn und erwiderte: „Wenn du das tun würdest, dann sei dir gewiss das ich dir dein Leben zur Hölle mache."

Rebekah unterbrach unsere kleine Streiterei indem sie gebannt nach vorne starrte und uns leise fragte: „Es wird nicht funktionieren, oder?" Lucien schaute zu Rebekah und flüsterte: „Sprecht, wie wir es geübt haben. Und wisst, Ihr seht wunderschön aus."

Ich verdrehte die Augen, der will sich bestimmt nur bei unserer lieben Schwester einschleimen. Niklaus riss mich aus meinen Gedanken, der sich zu Elijah rüber beugte und ihn fragte: „Bist du besorgt, Bruder?"

„Wir legen unser Leben in die Hände eines Fremden, Niklaus", antwortete Elijah Nik, während er weiterhin gebannt nach vorne sah zu dem Grafen und wir uns ihm langsam näherten. „Vielleicht bringe ich ihn doch noch um", erwiderte ich leise an meine Brüder gewandt, während sich Lucien vor dem Grafen tief verneigte.

Ich schluckte, wir waren nun ganz vorne angekommen. Lucien richtete sich wieder auf, als der Graf zu ihm meinte: „Lucien. Du wurdest entsandt, um den Grafen de Guise herzubringen."

Den haben wir wohl umgebracht, dachte ich mir belustig, als Lucien dem Grafen antwortete: „Er ist unpässlich, Erlaucht. Die Gicht." Gute Lüge, die er dem Grafen auftischte.

Lucien drehte sich zu uns und stellte uns nun dem Grafen vor: „Darf ich seine Kinder vorstellen: die Grafen Finn, Niklaus, Elijah und Kol." Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Ferner die reizenden Gräfinnen Rebekah und Korina."

Ich setzte mein reizendes Lächeln auf, als sich der Graf von seinem Thron erhob und sprach: „Euer Vater hat Euch bei all unseren Geschäften nie erwähnt." Ich schluckte, als es kurz still wurde und Kol und ich uns einen kurzen Blick zuwarfen. Wir würden wohl enttarnt werden.

Plötzlich übernahm Elijah in der Stille das Wort und erklärte: „Ja, Erlaucht, vergebt uns." Er lächelte und trat vor, während wir ihn alle verwirrt ansahen und er die Situation regelte: „Unser Vater war immerzu auf Reisen, und wir wurden einen Großteil der Zeit von der Dienerschaft großgezogen. Vater würde es jedoch als große Ehre ansehen, wenn wir durch Eure noble Hand in die Gesellschaft eingeführt würden, Erlaucht."

Wow, ich schaute Elijah bewundernd an, wie er diese Situation gerettet hatte und sich nun vor dem Grafen kurz verneigte. Aber was wunderte es mich, Elijah war schon immer ein guter Reder gewesen.

„Erlaucht", hörte ich nun Niklaus das Wort übernehmen und drehte mich zu ihm um. Niklaus trat vor und sprach zu dem Grafen: „Ich freue mich darauf, Geschichten von Euren Jagdabenteuern zu hören."

Elijah trat zurück, während Nik sich zu Rebekah und mir drehte und den Grafen höfflich fragte: „Darf ich Euch unsere Schwestern vorstellen?" Rebekah trat vor und stellte sich lächelnd vor: „Rebekah de Guise de Rochefort en Seine." Tief verneigte sie sich, während sie den Grafen anlächelte und noch hinzufügte: „Hocherfreut."

Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte waren aller Augen auf mich gerichtet. Ich setzte wieder mein wundervollstes Lächeln auf und trat nun neben meine Schwester. „Korina de Guise de Rochefort en Seine", stellte ich mich nun ebenfalls vor und machte Rebekah die tiefe damenhafte Verbeugung nach.

Nach der Vorstellung verteilte sich wieder alles und wir wurden immer wieder in Gespräche mit Adeligen gebunden. Gerade sprach Elijah mit dem Grafen und ich stand schweigend daneben, während die beiden sich über die Jagd unterhielten.

Ich schaute mich mit meinem Blick in dem Saal etwas um und bemerkte das sich plötzlich aller Augen im Saal zur Tür wandten. Ich folgte dem Blick aller und erkannte zwei adelige Personen die den Saal betraten.

Es waren eine Frau und ein Mann. Die Frau hatte rötliches Haar und der Mann braunes. Beide trugen sehr edle Kleidung und lächelten freundlich die Gäste alle an.

„Wer sind die beiden die soeben den Saal betreten haben?", fragte ich neugierig den Grafen und er antwortete mir lächelnd: „Das meine Werteste, sind meine beiden lieben Kinder."

Ich lächelte und beobachtete wie die beiden ein paar Gäste ansprachen. Der Graf beobachtete meine Blicke und meinte schmunzelnd: „Komm ich stell sie Ihnen vor, Gräfin Korina." Ich nickte und erwiderte: „Mit größtem Vergnügen, Erlaucht."

Der Graf führte mich hinüber zu den beiden, während Elijah ein Gespräch mit einem adeligen Paar anfing. Die Kinder des Grafen unterbrachen ihr Gespräch mit den Gästen und wandten sich lächelnd an ihren Vater.

Nachdem sie sich freudig begrüßt hatten, stellte mich der Graf ihnen vor: „Meine Kinder, ich will euch eines der Kinder des Grafen de Guise vorstellen. Sie sind heute alle eingetroffen und werden für einen längeren Aufenthalt bei uns bleiben."

Ich nickte kurz, ehe mich der Graf namentlich vorstellte: „Dies hier ist Korina de Guise de Rochefort en Seine." Ich lächelte und verbeugte mich leicht vor den beiden. „Es ist mir eine Freude", fügte ich hinzu.

Der Graf lächelte und stellte mir dann seine Kinder namentlich vor: „Dies hier ist mein Sohn Graf Tristan und dies meine reizende Tochter Gräfin Aurora." Das Mädchen nickte mir kurz höfflich zu, während meine Augen auf Tristan ruhten.

Ich fühlte ein kribbeln im Magen, als er mir freundlich zulächelte und meine Hand ergriff. Er bückte sich und murmelte: „Ich wusste gar nicht, dass der Graf de Guise so eine reizende Tochter hat." Ich lächelte und wurde leicht rot, als er mir einen Kuss auf die Hand hauchte und dies war erst der Anfang...

Die Ur-HäretikerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt