Kein Entkommen

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Wir verließen das Haus der Witwe Fauline und gingen zusammen die wenigen Haustreppen hinunter. Zufrieden lächelten wir beide, wir hatten gefunden, was wir gesucht hatten. Doch plötzlich hörten wir eine uns bekannte Stimme, die den Moment sofort zerstörte: „Du siehst aber sehr adrett aus heute Abend, Kol."

Wir sahen zu Klaus und schluckten beide. Die Wahrscheinlichkeit, dass er uns fand, war so niedrig gewesen und doch war genau das eingetreten. „Oh Korina, Kol hat dich wohl doch noch gefunden", meinte Klaus nun an mich und ich hätte mich am liebsten auf ihn gestürzt, doch ich hielt mich unter Kontrolle.

„Ja, es war ein wirklich erholsamer Schlaf...", fing ich sarkastisch an und beendete laut und wütend: „...mit dem Dolch in meinem Herzen." „Denn du nur zu gut verdient hast", meinte plötzlich eine andere Stimme und ich wandte mich um. Ich erkannte einen jungen Mann, anfang zwanzig und wusste sofort um wen es sich handelte.

Ich lächelte gespielt und meinte an ihn gewandt: „Marcellus, du lebst. Haben sie dich doch noch in einen Vampir verwandelt? Ich vermute nur, dass dein ewiges Leben bald ein Ende finden wird." Ich sah ihn kaltblütig an und er erwiderte taff: „Ich habe keine Angst mehr vor dir, Korina." „Solltest du aber", entgegnete ich, während wir den Weg zum Gartentor zurückgingen. Der ängstliche kleine Junge von damals hatte sich wirklich verändert.

Es blieb kurz still zwischen uns allen, dann ergriff Klaus wieder das Wort: „Eure heutige Kleidung, ist sehr außergewöhnlich." Ich sah auf meine schwarzen Handschuhe hinab, die ich zu dem Kleid trug. Die Handschuhe waren dafür da, dass ich keine Fingerabdrücke hinterließ. „Korinas Kleidung ist nicht so außergewöhnlich, denn es ist ein Muss der Frauen Handschuhe zu tragen. Aber Kol und Handschuhe. Noch dazu Handschuhe ohne einen Frack zu tragen. Das ist ungewöhnlich, findest du nicht auch, Klaus?", meinte Marcellus zu Niklaus und Kol sah stumm vor sich hin.

„Es sei denn, dass die Handschuhe einen gewissen Zweck erfüllen sollen", stellte Klaus die Vermutung und mein Zwillingsbruder erwiderte: „Ich wusste nicht, dass ihr 2 Turteltauben euch für Mode interessiert." „Oh, die ist mir ganz einerlei, Bruder", meinte Klaus und ich glaubte zu wissen, auf was er hinaus wollte.

„Bürgermeister Behman's Stil hingegen ist vortrefflich, vor allem wenn man bedenkt, unter welchem Druck er grade steht", fing Klaus an und blieb stehen. Wir machten es ihm alle nach und schauten zu ihm, während er weitersprach: „Weißt du, er hat sich an mich gewandt. War besorgt wegen des Anstiegs von Diebstählen in der Stadt. Ich setzte Marcel darauf an."

Nun machte Marcellus weiter: „Nach ein paar Nachforschungen hab ich eine Theorie aufgestellt, was unseren Dieb betrifft. Also sind wir dem Verdächtigen gefolgt." Er sah zu Klaus und dieser sprach weiter: „Und er führte uns hierher." Er deutete auf das Haus hinter uns, wir standen nun außerhalb des Gartens.

„Zur Villa der kürzlich verstorbenen Witwe Fauline", meinte er und ich schluckte. Sie wussten, was wir hier gesucht hatten, doch ließen sie uns zappeln. „Wusstet ihr, dass sie berühmt war für ihre Sammlung unbezahlbarer Edelsteine?", fragte Nik und fuhr sofort mit seinem Dialog fort: „Ihnen allen voran natürlich der perfekte makellose Diamant."

Nun veränderte sich seine Stimme und er meinte ernst an uns: „Händigt ihn mir aus." Kol sah zu Klaus, während ich anfing: „Wir denken nicht..." Ich verstummte mitten im Satz, als Kol plötzlich den Diamanten herausholte und ihn Klaus reichte, während er sauer in die Ferne sah.

Zufrieden nahm ihn unser Bruder und ich sah Kol fassungslos an. „Wieso...?" Ich kam nicht weiter, als ich plötzlich Schritte hörte und jemanden in fremder Sprache einen Zauber sprechen.

Ich erkannte eine alte Hexe, die auf das Gartentor zuschritt und den Puppenkopf, der noch auf dem Zaun steckte umdrehte, so dass die Puppe nun zum Haus sah. Ich spürte, die Macht hinter dem Zauber. Das Haus war verschlossen auf magische Weise, niemand konnte mehr hinaus und schon hörten wir Hilfeschreie von drinnen erklingen: „Hilfe!" „Lasst uns hier raus!"

Ich hörte Mary-Alice und Astrid verzweifelt an die Tür klopfen. Die Türen wackelten, doch öffneten sich nicht. Fassungslos sah ich zu dem Haus und auch Kol war überrumpelt und schockiert. „Oh, es ergäbe keinen Sinn auf sie zu warten", meinte plötzlich Klaus und Kol sah zu ihm, während ich weiterhin auf das Haus starrte.

„Denn weißt du", fuhr Nik fort. „...diese Frauen werden dieses Haus nie wieder verlassen. Fröhliche Weihnachten, Bruder..." Ich sah nun ebenfalls zu Klaus und er fügte verächtlich an mich hinzu: „...und dir auch Korina." „Du verräterischer Mistkerl...", fing ich an ihn zu beschimpfen, als er sich schon umdrehte.

Ich hob meine Hand und wollte gerade einen Zauber gegen ihn machen, als die alte Hexe einen Zauber machte und ich schreiend in die Knie fiel. Ich spürte wie die Blutgefäße in meinem Kopf platzten und schrie auf. Sie bereitete mir unendliches Kopfweh, so wie ich es immer bei Klaus getan hatte. Ich hörte diesen hinter mir auflachen und Kol zu mir stürmen.

Kol hielt mich, während ich mir meinen Kopf hielt und einfach nur schrie. Dieser Schmerz war unerträglich. „Ich glaube es reicht", meinte Klaus nach einer halben Ewigkeit und die Hexe hörte auf. Ich öffnete meine Augen, die ich zugekniffen hatte und hörte auf zu schreien. Ich spürte die Heilung in meinen Kopf und atmete tief durch. „Diesmal bin ich dir zuvorgekommen", fügte Nik noch hinzu und nickte dann seiner Hexe zu, die plötzlich eine Handbewegung machte und mir einen Genickbruch verpasste. Bewusstlos fiel ich in Kols Arme und alles wurde schwarz vor mir.

Die Ur-HäretikerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt