Blutrausch

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Ich wischte mir das Blut von den Lippen und ließ die letzte Leiche zu Boden fallen. „Das war köstlich", murmelte ich ehrfürchtig und grinste meinen Zwillingsbruder an, der lässig mit einem Blutverschmierten Hemd an der Wand lehnte. Aber ich sah bestimmt nicht sehr viel besser aus.

„Wieder eine ganze Ortschaft ausgelöscht", meinte mein Bruder und grinste mich an. Ich erwiderte sein grinsen. Was waren schon Menschenleben?

Ich fühlte mich schon wieder viel stärker, es war unglaublich wie das Menschenblut uns stärkte und wie unbeschreiblich köstlich es schmeckte. Blut war atemberaubend gut, wir konnten einfach nicht genug davon bekommen.

Ich schaute mich etwas um und meinte: „Wir haben hier ganz schön aufgeräumt." Überall im Innenhof lagen Leichen und überall war Blut. Ich grinste, es war lustig alle zu jagen und zu töten. Ich liebte die Jagd und dann das trinken darauf. Das Leben war viel lustiger, wenn man das Töten genoss. Wir waren nun einmal, wer wir sind und was bringt es uns unser Leben zu verleugnen, wenn wir es genauso gut genießen können?

Plötzlich ging das Tor des Innenhofes auf und jemand kam mit langsamen Schritten herein. Ohne Begeisterung klatschte der Gast leicht und langsam in die Hände. Verwirrt sahen ich und Kol auf, als wir Elijah unseren Bruder erblickten.

„Bravo", lobte er uns ohne Begeisterung in der Stimme und meinte: „Ich brauchte mich nur umhören, wo die meisten Leichen sich durchs Land gezogen haben und schon finde ich euch. Wollt ihr euch noch aufälliger machen?"

Außer sich sah uns Elijah an, während wir ihn nur angrinsten. „Aber Bruder", fing Kol an und stieß sich grinsend von der Mauer ab. Ich grinste ebenfalls und beendete was Kol sagen wollte: „Wo bleibt den der Spaß, wenn wir uns nicht etwas austoben?" Ich lachte, als Kol noch hinzufügte: „Menschen sind schwach und haben keine Chance gegen uns. Sie sind unsere Beute."

„Und deshalb können wir sie aus Herzenslust töten", beendete ich unseren Dialog. Elijah seufzte über uns und meinte Vernunft getreu wie immer: „Denkt doch einmal nach, vor gerade mal sechs Monaten wart ihr selbst noch Menschen. Ich will euch das Töten ja nicht verbieten..."

Ich unterbrach ihn kurz: „Du kannst uns gar nichts verbieten." Kurz sah Elijah zu mir, dann fuhr er an mich und Kol gewandt fort: „Ich will euch doch nur bitten, dass ihr euch etwas unauffälliger durchs Land bewegt und nicht ganze Dörfer auslöscht. Oder wollt ihr noch alle Menschen auf diesem Planeten auslöschen und unnötige Aufmerksamkeit auf euch ziehen?"

Immer musste er den Vernünftigen spielen. Konnte er nicht einmal Spaß haben? „Ich glaube Bruder, dass es dich nichts angeht wie wir uns durchs Land bewegen und wie viele wir töten. Also danke für deine aufklärende Rede, aber ich glaube wir machen so weiter, wie wir es für angemessen halten", meinte mein Zwillingsbruder und ich nickte zustimmend. Ja, Elijah hatte kein Recht uns zu sagen wie wir leben sollten.

Unser älterer Bruder schüttelte nur den Kopf und teilte uns dann mit: „So bleibt ihr nicht lange unentdeckt und ihr könntet uns alle entlarven. Bald weiß wegen euch beiden noch die ganze Welt das wir Vampire sind, also seit nicht so kindisch und bewegt euch etwas geschickter mit weniger Leichen durch die Dörfer."

Ich verdrehte die Augen. „Aber wo bleibt da dann der Spaß? Und überhaupt wieso sollten wir uns bitte unauffälliger verhalten, wir können nicht getötet werden, also ist es egal ob die Menschen über uns Bescheid wissen oder nicht", meinte ich und grinste. Mein Zwilling stellte sich nun neben mich stimmte mir voll und ganz zu: „Korina hat Recht, lass uns doch den Spaß, Elijah."

Elijah stöhnte und fragte uns: „Kann man euch überhaupt zur Vernunft bringen? Ihr seid zu kaltblütigen Monster geworden, seht ihr es nicht. All die Leichen", er deutete um sich und zeigte dann auf uns, „das sind Menschenleben was ihr auslöscht. Kaltblütig ohne Gnade. Das ist kein Spiel mehr, das ist... das... ihr seid blutrünstige Bestien und irgendwann werdet ihr es einsehen müssen und ihr werdet euch dann schuldig fühlen. Irgendwann holt euch das alles hier", er deutete wieder auf die ganzen Leichen um uns herum, „euch ein. Dass sollte euch klar sein."

Kol und ich verstummten für einen Augenblick und erwiderten dann: „Vielleicht." Ich ließ mir nichts anmerken und grinste während ich sagte: „Aber wieso nicht den Spaß..." Kol beendete meinen Satz: „genießen. Vielleicht holt es uns irgendwann ein, aber jetzt können wir uns noch erfreuen und unser neues Leben auskosten. Also brauchst du noch etwas Elijah?"

Elijah schaute uns kurz stumm an und teilte uns dann mit etwas gedämpfter Stimme mit: „Ihr solltet wissen, das Vater uns jagt. Er will uns auslöschen, weil wir zu kaltblütigen Monstern geworden sind und wenn ihr so weiter tötet wird er euch bald finden. Er will Niklaus zuerst töten, aber danach kommen wir dran und vielleicht ändert er seine Pläne, wenn er hört wie viele Dörfer ihr abschlachtet."

Geschockt sahen wir ihn an. War das sein Ernst? Vater wollte uns töten, schon wieder? Er und Mutter hatten uns zu dem gemacht was wir nun waren und er selbst war auch zum Vampir geworden, also wieso wollte er uns unser ewiges Leben wieder nehmen und mit was?

„Er hat aber keine Waffe uns zu töten", meinte Kol, als hätte er meine Gedanken gehört. Ich nickte und stimmte ihm zu: „Ja Elijah, er ist machtlos gegen uns und außerdem ist er selbst zum Monster geworden." Elijah nickte und meinte: „Ja und er will nicht das solche Bestien auf der Erde wandeln, deshalb will er uns töten. Und glaubt mir Vater hat eine Waffe. Er hat einen Weißeichenpfahl..."

Sofort unterbrach ich ihn: „Wir haben den Baum aber niedergebrannt!" Elijah nickte und erwiderte: „Ja, aber Vater hat noch Holz von dem Baum gefunden und kann uns mit dem Pfahl töten. Ich wollte euch nur diese Information überbringen. Jetzt seid ihr selbst dafür verantwortlich ob ihr Vater auf euch hetzen wollt, dass er euch umbringt."

Mit diesen Worten drehte sich Elijah um und verließ den Innenhof. Es gab also Weißeichenpfähle... Und unser Vater, der mordlustig und uns auslöschen wollte, hatte diese eine Waffe, die uns töten konnte, in seinem Besitz.

Die Ur-HäretikerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt