Mann über Bord - Bepo

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Ich wusste nicht, wieso der Captain es so eilig hatte hier weg zu kommen. Vor allem nicht, wieso er jetzt auf einmal alleine weiterreisen wollte, aber ich wollte mich seinem Befehl nicht widersetzen… nicht noch einmal.
Ich scheuchte alle ins Innere des U-Bootes und hoffte, dass sich der Log Port an Bord neu eingestellt hatte. Hinter mir schloss ich die Luke und ging erstmal in den Kontrollraum des Schiffes.
„Wir tauchen ab“ gab ich den Befehl weiter.
„Wieso das denn?“ fragte mich Mitzuhiko verwirrt.
„Befehl vom Captain.“ 
„Hättest du das nicht direkt sagen können?“ fragte er lachend.
„Entschuldigung.“
Von hinten kam wie aus der Pistole geschossen von Penguin und Shachi: „Hör auf dich zu entschuldigen!“ Ein endloses Spiel, welches wir seit Bestehen der Heart Piraten spielten.
Da nun aber alles geklärt war, machte die Crew alles breit zum Abtauchen. Das erste Mal seit ungefähr dreieinhalb Monaten.
Alle Systeme wurden gecheckt und alle Luken geschlossen. Nun war es Zeit.
Ich sah aus dem Fenster und konnte sehen, wie langsam das Wasser unser U-Boot umschloss.
Nur ein paar Minuten und das U-Boot war von der Oberfläche komplett verschwunden. Als alles stabil war und wir die Tiefe und den Kurs halten konnten, ging ich zu der Kajüte meines Captains und gleichzeitig besten Freundes.
Ich klopfte vorsichtig und wartete auf eine Antwort.
„Ja?“
„Ich bin’s Captain.“ Antwortete ich. „Darf ich rein kommen.“
Es dauerte ein wenig, doch schlussendlich kam ein „Ja“ aus dem Zimmer. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat herein. Law saß auf seinem Schreibtisch und notierte grade etwas in seinen Unterlagen, die er sich auf den Schoß gelegt hatte. Zuerst wunderte es mich, dass er nicht wie üblich auf dem Schreibtischstuhl saß, doch dann sah ich ihn zerbrochen in der Ecke liegen. Komisch, ich hatte gar nicht gehört, dass er etwas gegen die Wände des U-Bootes geschmissen hätte.
„Was gibt’s Bepo?“ riss er mich schlussendlich aus meinen Gedanken.
„Dein Stuhl ist kaputt.“
„Das weiß ich auch.“
„Willst du einen neuen?“
„Ja, aber deswegen bist du wohl nicht hier oder?“
Ich schüttelte den Kopf und ließ er seufzend ein „Nein“ von mir hören. „Ich mach mir Sorgen. Bis vor einem Monat warst du fast täglich drüben bei Kid auf dem Schiff, dann hast du dich ständig entschuldigen lassen und jetzt bist du weggerannt.“
„Erzähl nicht so einen Müll! Ich bin nicht weggerannt!“
„Entschuldigung.“
Er seufzte. „Bepo, es ist etwas komplizierter zwischen mir und Kid…“
„Aber du magst ihn?“
„Ja. Sogar sehr.“ Sagte er schon fast Gedankenverloren. Er schien wieder alles in seinem Kopf durchzugehen, aber ich wusste, dass es nichts ändern würde. Unser Captain war viel zu Stolz um einen Fehler offen zuzugeben, wenn er nicht grade riesen Bockmist veranstaltet hatte. Und das kam mehr als selten vor.
Ich wollte zu ihm gehen und mich wie üblich von ihm kraulen lassen, wenn er überlegt, doch irgendetwas lag in der Luft. Da war so ein Geruch. Ein mir bekannter Geruch, der mich eigentlich von ihm fern halten sollte.
Ich ging näher auf ihn zu und schnupperte an ihm. Ihm blieb die Aktion auch nicht unbemerkt und er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Was wird das Bepo?“
Und auf einmal erkannte ich den Geruch wieder! „Captain! Du bist…!“
Sofort schmiss er sich auf mich drauf und hielt mir den Mund zu. Ich versuchte mich zu befreien, doch er fixierte mich… Ergo: kämpfe niemals mit einem Doktor, erstrecht nicht, wenn er bekannt war als der Chirurg des Todes!
„Bepo, wenn ich gleich deinen Mund loslasse wirst du ganz still sein, oder ich muss ihn dir zunähen. Haben wir uns verstanden?“
Ich nickte. 
Seufzend ließ er mich dann los und setzte sich neben mich auf den Boden. Ich wusste natürlich, dass solche Drohungen von ihm nie ernst gemeint waren (wenn sie an die Crew gerichtet waren), schließlich waren wir seine Freunde, aber unnötig reizen wollte ich den Captain auch nicht… erstrecht nicht wenn er…
„Du hast eine viel zu feine Nase, weißt du das?“
„Seit wann denn?“
„Acht Wochen.“
„War es das, was du Kid nicht sagen konntest auf der Wahrheitsinsel?“
Ein Nicken. 
„Du weißt, dass du das nicht allzu lange geheim halten kannst? In spätestens…“
„Ich weiß Bepo. Ich bin doch selber Arzt. Schlimm genug, dass mir das passiert ist.“
„Entschuldigung.“
Er musste lächeln. Endlich mal wieder ein positives Zeichen. Er hob seine Hand und fing an mein Fell zu kraulen.
„Willst du deswegen so schnell wie möglich Ivankov finden?“
„Auch. Eigentlich will ich nur mein altes Leben zurück.“
„Ja, klingt logisch.“
Dann kam auf einmal das Leuten der Essensglocke. Penguin hatte das Mittagessen fertig und heute gab’s meine Leibspeise: Curry verfeinert mit Honig und Reis und als Nachtisch Honigkuchen. Ich freute mich wie ein Bärenjunges! Doch ich konnte den Captain nicht allein lassen.
Der schien meine Gedanken lesen zu können. „Geh ruhig. Ich komm klar. Hab eh genug Arbeit vor mir.“
„Züchtest du die Bakterien Kulturen nach?“
„Auch… Sorg dafür, dass wir irgendwann mal an die Oberfläche weiter reisen. Ich will die Nassgewordenen Pilze trocknen, die der Strohhut begossen hat.“
„Aye, Captain… und ich kann  wirklich gehen?“
„Mach schon.“
Ich nickte und ließ meinen Captain allein. Er wollte bestimmt Zeit zum Nachdenken haben. Vielleicht gab er uns auch in ein oder zwei Stunden den Befehl kehrt zu machen und nach den Kid Piraten zu suchen. Und dann wäre alles wie vorher…
Aber jetzt freute ich mich erstmal auf mein Curry! Ich ging schnell in den Speisesaal, bevor mir die anderen alles wegfuttern konnten. Dort angekommen grinste mich Penguin schon an und gab mir einen riesigen Teller. „Den hab ich dir extra zur Seite gestellt.“
Ich bedankte mich mit einem Bärenknuddler bei Penguin und setzte mich dann mit meinem Teller zu Shachi an den Tisch.
„Wo warst du?“ fragte sie mich und musste lachen, als sie mich mit einer Curry Schnute sah. Bei Honig verlor ich manchmal einfach die Beherrschung…
Mit einer Servierte machte mir Shachi den Mund sauber und sah mich dann erwartungsvoll an.
„Ich war beim Captain“ flüsterte ich.
„Und wie geht’s ihm?“
„Nicht gut. Er hat sich mehr hinter seinem Pokerface versteckt als üblich.“
„Das ist nicht gut“ murmelte Shachi nachdenklich. „Was ist überhaupt auf der Insel vorgefallen?“
„Hast du das nicht mitbekommen? Also mit den Prüfungen und allem?“
„Doch, aber wieso ist die Insel am Ende so ausgerastet.“
„Naja… Die letzte Prüfung war an den Captain gerichtet und Kid hat ihn gefragt wieso er zögere. Der Captain antwortete, es sei nichts und im Prinzip war das ja auch die Antwort auf die Frage der Insel, aber er wollte es zurücknehmen. Die Insel hat es als Lüge gewertet und wollte uns fressen.“
„Komische Insel…“ 
Wir aßen beide schweigend weiter und nun schmeckte mein Curry auch nicht mehr halb so gut… war natürlich nicht Shachis Schuld.
Nach ca. zwei Wochen Regenwetter, schien endlich auf unserem Weg wieder die Sonne und ENDLICH konnten wir auftauchen. Ich hatte mich zeitweilig in der Tiefkühlkammer versteckt, weil es zu warm an Bord des Schiffes war. Glücklich rannte ich als erster raus, als wir aufgetaucht waren und kühlte mich an der frischen Luft ab. Die anderen folgten und auch der Captain kam ausnahmsweise aus seinem Labor raus.
Doch anstatt direkt an seine Arbeit zu denken, legte er sich mit mir in die Sonne und genoss das Frühlingswetter. 
Es dauerte auch nicht lange bis ich einschlief, denn es war so schön kühl und mit dem Captain an mir liegend so kuschelig.
Nach einem langen, ausgiebigen Mittagsschlaf stand ich auf und streckte mich. Der Captain hatte mittlerweile schon einen Tisch zum Auslegen und zwei Fässer mit Pilzen hochgeholt.
„Soll ich dir helfen?“
Er schüttelte den Kopf. Schau lieber, ob wir noch auf den richtigen Kurs sind.“
„Aye“ ich ging ins Innere des U-Bootes wieder in den Kontrollraum. Ich checkte den Kurs und die Lage und war zufrieden. In weniger als drei Tagen würden wir die nächste Insel erreichen. Doch dann spürte ich eine Veränderung in der Luft. Irgendetwas war komisch und als ich aus dem Bullauge sah, wusste ich was so komisch war. Ein Sturm kam mit einer hohen Geschwindigkeit auf uns zu. 
Sofort trommelte ich alle zusammen und machte alles bereit zum Abtauchen, als mir vor Schrecken einfiel, dass der Captain noch draußen war!
Ich rannte hoch und schrie noch „Captain, es stürmt komm schnell rein!“ als eine große Welle das U-Boot traf. Ich stand grade am Ausgang, als ich gegen die Tür geschubst wurde. Erschrocken musste ich dann sehen, wie der Captain samt den Fässern von den Wassermassen weggetragen wurde, doch bevor ich reagieren konnte, stießen mich die Wassermassen ins Innere des U-Bootes.
„Bepo, wir müssen tauchen oder der Sturm wird das U-Boot noch ernsthaft beschädigen!“
„Aber der Captain wurde grade davongespült!“ erklärte ich verzweifelt.
Ich rannte mit mehreren an Deck und suchte nach dem Captain, doch im Wasser war keine Spur von ihm.
„Wir müssen ins U-Boot Bepo. Wenn er davongespült wurde, werden wir ihn unter Wasser wahrscheinlich eher finden.“
„Hoffentlich ist er nicht ertrunken“ sprach nun auch Fugu meine schlimmsten Befürchtungen aus.
Wir rannten rein, schlossen die letzte Luke und tauchten ab. Unter Wasser versuchten wir mittels Radar und Scheinwerfer verzweifelt den Captain zu finden, doch der Sturm hatte ihn wahrscheinlich zu weit fort gespült.
„Was ist wenn er doch…“
„Nein! Er wurde mit den zwei Fässern voller Pilze weggespült! Er konnte sich bestimmt noch an einem festhalten und treibt irgendwo in den Strömungen umher!“
„Und was machen wir jetzt? Alleine werden wir ihn niemals finden!“
Ich ging zur nächsten Teleschnecke und rief die einzige Person an, die uns helfen konnte.
„Gotcha“
Die Teleschnecke sendete.
„Wer ist da?“
„Kid, wir brauchen deine Hilfe!“

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