Willkommen Jamie - Trafalgar

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Wir verbrachten einen ganzen Monat auf der Insel um uns zu entspannen. Zwei Monate waren eingeplant, da wir nicht mit mir als hochschwangeren Captain weiterfahren wollten. Die See konnte schließlich sowohl unser Freund als auch unser Feind sein und Stress mit Schwangerschaft gepaart war keine wirklich gute Kombination.
Und trotzdem ging etwas schief. Eustass und ich machten grade einen Spaziergang durch den Park (er mit ‘nem starken Kaffee und ich mit grünem Tee in der Hand), als ich mich vor Schmerzen krümmte und dabei meinen Pappbecher fallen ließ. Besorgt warf nun auch Eustass seinen Becher achtlos weg (ich meinte einen Schrei gehört zu haben von einem Kerl, der sich am Kaffee verbrannt hatte, den Eustass irgendwo hin geworfen hatte) und beugte sich zu mir runter. „Ist alles in Ordnung?“
Ich spürte wie Flüssigkeit an mir runtertropfte, ich war doch erst im 8. Monat…
Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte mit ihm reden und ihm sagen was los war, doch die Schmerzen ließen mich entweder still leiden oder aufschreien und letzteres kam für mich nicht in Frage. Schlussendlich entschied sich Eustass dafür, mich so schnell er konnte zum U-Boot zu tragen. Ich versuchte währenddessen trotz der Schmerzen zu atmen.
Auf halbem Wege ließ der Schmerz nach und ich konnte durchatmen… fürs erste. Ich ließ mich in Eustass Arm hängen und versuchte mich zu beruhigen. Ich brauchte eine regelmäßige Atmung, damit ich nicht in Ohnmacht fiel und ich musste mich mental langsam darauf einstellen, dass die Schmerzen schlimmer werden würden.
„Keine Sorge. Ich hab alles im Griff. Wir sind gleich beim U-Boot und da werden sie irgendetwas machen, damit es dir besser geht.“
Ein Lächeln durchfuhr mein Gesicht. Es war irgendwie niedlich, wie Eustass versuchte mich zu beruhigen.
As wir endlich das U-Boot erreichten schrie Eustass direkt meine Crew zusammen, dass sie gefälligst ihren Arsch her bewegen sollten, um mir eine Spritze oder sowas zu geben. Zum Glück waren immer ein paar Leute im U-Boot, sodass wir nicht erst die Insel nach Crew Mitgliedern absuchen mussten. Zu meinem Leidwesen war Same nicht mit an Bord.
„was ist denn los mit dem Captain?“ fragte Shachi etwas verwirrt.
„Das frag ich euch… ihr seid doch die tollen Ärzte hier.“
Bevor die Unterhaltung zwischen Eustass und den paar Leuten meiner Crew in einer Diskussion ausartete, rief ich dazwischen: „Es kommt!“
Verwirrt sahen mich alle an. „Was kommt?“ fragte Eustass, der natürlich wieder auf dem Bauch stand, während die anderen nach einem kurzen Moment des Schocks verstanden, was ich grade gesagt hatte.
Sofort hievten sie mich an Bord und halfen mir in den OP Saal.
Ich hörte wie Eustass uns hinterherstapfte und immer noch fragte, was denn los sei. Vorsichtig halfen mir Penguin und Shachi auf den OP Tisch.
„Das Baby kommt“ erklärte Naron knapp, während Fugu alles für die Geburt vorbereitete.
„Wo ist Same?“ fragte ich schwer atmend. Ich spürte, dass die zweite Wehe kurz bevorstand, bevor mein Unterleib sich wieder zusammenzog und ich vor Schmerzen auf keuchte.
„Same ist noch auf der Insel…“
„Dann holt ihn her!“
„Wir wissen nicht, wo er genau ist. Er sagte nur, dass er in der Hotelanlage sei, um frische Handtücher zu holen.“
„Ausgerechnet der, der bei der Geburt helfen sollte?!“ ich merkte deutlich, wie Eustass Geduld zu Ende ging (wenn er denn sowas wie Geduld besaß.
Ich packte Eustass nicht metallischen Arm und holte ein paar Mal tief Luft, bevor ich ihm erklärte, was Sache ist. „Das ist nicht ihre Schuld, Eustass-ya. Eigentlich sollte das Baby erst in einem Monat kommen, aber anscheinend hat es sich nun anders entschieden. Hör mir zu. Same und Iruka sind die einzigen beiden, die schon einmal bei einer Geburt mitgeholfen haben und wissen was sie tun. Du musst einen von ihnen finden. Hol sie hier her so schnell es geht.“
Er nickte und ging dann im schnellen Schritt raus, um die beiden zu suchen.
„Ich wandte mich nun an  Fugu. „Die Fruchtblase ist schon geplatzt und die Wehen kommen ungefähr im fünf Minuten Takt.“
Er nickte und half mir nun, mich meiner Kleidung zu entledigen und mich in so einer typischen Krankenhausschürze einzukleiden.
„Wenn ich gewusst hätte wie schmerzhaft das wird, hätte ich es gestern selbst rausgeholt.“ Keuchte ich. Das war die Idee. Ich versuchte nach meinen  Schwert zu greifen, doch leider bemerkte es Shachi und nahm es mir vor der Nase weg. „Nein Captain, das ist keine gute Idee, sich selbst zu operieren…“
„Gib mir sofort mein Schwert!“ fauchte ich ihn an.
„Nein, das werde ich nicht tun!“
„Gib mir mein Schwert oder ich schmeiß dich höchstpersönlich aus der Crew!“
„Dann musst du das wohl machen!“
„Shachi!“ ich versuchte meinen Arm nach ihr zu strecken, doch sie hüpfte ein paar Schritte zurück. Na warte.
Wieder die Schmerzen. Die kamen grade sehr unpassend.
„Captain, du musst atmen“ redete Fugu auf mich ein. Auch wenn mir der Sinn eher danach stand die Luft anzuhalten, wusste ich, dass er Recht hatte. Gequält fing ich an mit ihm diese dämliche Schwangerschaftsatmung durchzuführen und auch wenn Ichs ungern zugab, aber es half den Schmerz wegzuatmen und die Wehe zu überstehen.
„Die kam schon nach drei Minuten“ merkte Fugu an. Panik breitete sich in mir aus. Sobald der Abstand der Wehen nicht mehr zu messen war, konnte ich die OP definitiv nicht mehr durchführen. Mit einem Blick der hätte töten können sah ich zu Shachi, der immer noch versuchte, mir meine Lieblingswaffe vorzuenthalten.
„Das ist nur zu deinem…“ setzte er an. War mir doch egal ob es zu meinem besten war!
„Room… Shambles“ und schon hielt ich meinen wertvollsten, materiellen Besitz (neben dem U-Boot) in der Hand.
„Nehmt ihm das Schwert ab!“ rief nun Penguin aufgeregt. Alle drei warfen sich auf mich und versuchten mir das Schwert wegzunehmen, während ich verzweifelt versuchte, es nicht loszulassen.
„Ich verbiete euch mir das Nodachi wegnehmen zu wollen“ keuchte ich, doch das schien die drei wenig zu interessieren. Schlussendlich gewannen sie den Kampf, da sich schon die nächste Wehe meldete und ich mich vor Schmerzen krümmte.
Nach weiteren höllischen 60 Sekunden voller Schmerz und komischer Atemübungen, ließ ich mich wieder aufs Bett fallen und konzentrierte mich darauf, mein Schwert zu kriegen. Doch bevor ich dazu kam noch einmal meine Teufelskraft einzusetzen, packten mich Penguin und Shachi an beiden Armen und drückten sie ans Bett.
„Was zur Hölle macht ihr da?!“ schrie ich, während ich versuchte mich zu befreien.
„Du musst ruhig bleiben Captain.“
„Die Geburt ist bald vorbei.“
„Ich schlag euch gleich beide zusammen! Lasst mich los verdammte scheiße!“
Und dann kam die größte Unverschämtheit. Sie banden meine Arme am Bett fest. Ich dachte ich traue meinen Augen nicht, als ich zu meinen gefesselten Armen nach unten sah.
„Schnell Fugu, wir brauchen ein Beruhigungsmittel!“
„WAS?! Ihr werdet einen scheiß tun und mir Beruhigungsmittel spritzen! Das verbiete ich euch!“
„Die Geburt wird dadurch angenehmer Captain…“
„Ich sagte nein!“ wieder versuchte ich mich aus den Fesseln zu winden. Meinen dürren Handgelenken sei Dank schaffte ich das auch. Penguin und Shachi warfen sich beide wieder auf meine Arme, während ich mich mit aller Kraft gegen die beiden wehrte. Nun kam auch Fugu zu uns und hielt meinen Arm mit einer Hand still. 
„Captain, wenn du so zappelst, kann ich die Spritze nicht setzen.“
„Du kannst dir die Spritze selbst in den Hintern rammen!“
Doch die Gegenwehr nützte nichts und ein paar Sekunden später war die Spritze schon gesetzt. Dann sah ich direkt alles nur noch durch eine rosarote Brille. Es fühlte sich alles viel angenehmer an durch diesen rosa Film, was aber meine Auffassungsgabe nur minimal betrübte… Hatte Shachi schon immer solche süßen Kätzchen Ohren?
„So kenne ich unseren Captain gar nicht…“ murmelte Penguin vor sich hin, während er mein benebeltes Ich begutachtete.
„Na kein Wunder. Er wird in den nächsten Stunden unheimliche Schmerzen haben. Wie lange hält das Zeug eigentlich Fugu?“
Dieser schmiss die benutzte Spritze in den dafür vorgesehenen Behälter und wechselte die Einweghandschuhe. „Ich hab ihm nur eine minimale Dosis verabreicht, damit es dem Kind nicht schadet. Er ist jetzt für höchsten zwei Stunden ruhig gestellt, aber bis dahin sollten die Wehen sich so verkürzt haben, dass er nicht mehr auf die absurde Idee kommen kann, sich das Kind selbst herauszuholen.“
„Soll ich zur Sicherheit…?“
„Ja bring das Schwert lieber in seine Kajüte. Sicher ist sicher.“
Shachi verließ mit meinem Schwert den Raum und ließ uns zu dritt zurück.
„Meinst du, dass Kid bis zur Weitung des Muttermundes Same oder Iruka findet?“ fragte Penguin sich nervös auf die Lippe kauend.
„Ich hoffe es.“ Antwortete Fugu. „Sonst haben wir ein Problem, denn sobald der Muttermund ungefähr 10 cm geöffnet ist, muss das Kind raus.“
„Musst du dann nicht prüfen, wann es soweit ist?“
„Noch ist ein deutlicher Abstand zwischen den Wehen zu messen. Ich würde nervös werden, wenn nicht mal 60 Sekunden dazwischen liegen.“
Die Wehen kamen immer schneller, doch ich hatte das Gefühl, dass sie nur noch halb so schmerzhaft waren… hieß im Klartext: Es tat immer noch scheiße weh!
Ich merkte wie die drei um mich herum immer nervöser wurden. Die Abstände der Wehen waren fast kaum  mehr messbar und die rosarote Brille verschwand auch von Minute zu Minute. Shachi stand irgendwann nur noch hinter mir und wies mich an zu atmen. Zu zweit machten wir die Atemübungen, während Fugu regelmäßig nach meinem Muttermund sah und Penguin alle verrückt machte, indem er auf und ab rannte, bis Shachi ihn nach draußen verdonnerte, um nach den Assistenzärzten Ausschau zu halten.
„Es ist soweit“ kündigte Fugu nun an.
„Nein, wir müssen noch warten“ presste ich unter Schmerzen heraus.
„Das geht nicht, Captain. Der Muttermund ist geöffnet. Das Kind muss raus.“
Ich schüttelte heftig mit dem Kopf. Es war nicht, dass ich es Fugu nicht zutraute, das Kind auf die Welt zu bringen. Ich wollte irgendwie nicht ohne Eustass anfangen. Doch wie es schien hatte ich keine Wahl. Jamie wollte heraus und ich musste mich wohl oder übel der Natur beugen.
„Ok Captain, atme einmal tief ein und pressen.“
Ich tat wie mir befohlen. Beim Pressen empfand ich riesigen Schmerz und krallte meine Hände ins Bett. Ich spürte wie eine einzelne Träne meine Wange herunterrollte. Wo blieb er nur? Wollte er ernsthaft die Geburt seines Kindes verpassen? Ich war ja selbst schuld… Wieso hatte ich nicht jemand anders zum Suchen losgeschickt?
Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und die Person, auf die ich sehnlichst gewartete hatte, kam hereingestürmt. Sofort stellte er sich zu mir ans Bett und nahm meine Hand in seine. „Tut mir leid dass es solange gedauert hat“ flüsterte er zu mir heruntergebeugt ins Ohr und legte vorsichtig seine Metallhand auf meine mit schweiß gespickte Stirn. Ein kurzes seufzen entglitt meiner Kehle, als ich die kalte Hand an meiner Stirn fühlte. In diesem Moment war ich mehr als froh, dass Eustass Körper nicht zu 100% menschlich war.
Iruka kam direkt hinter ihm hinein und schubste Fugu sanft beiseite. „Ok, der Muttermund ist geöffnet und ich kann das Köpfchen sehen. Trafalgar: Pressen!“
„Ich bin dein Captain verdammt!“ keuchte ich.
„Ich sagte pressen!“
Ich quetschte Kids Hand und fing an zu pressen. Kid ließ sich das gefallen und machte keinen einzigen Mucks. Egal wann ich zu ihm hoch sah, er verzog nie die Miene oder zeigte irgendeine Art von Schwäche. In dieser Situation war er mein Fels in der Brandung und ich war ihm unendlich dankbar dafür.
Nach mehrmaligem pressen sagte Iruka erfreut: „Der Kopf ist draußen. Noch einmal pressen und es ist draußen.
Ich nahm meine letzten Kraftreserven zusammen und presste dieses Kind aus mir heraus. Iruka half dabei es mit herauszuziehen und schnitt direkt die Nabelschnur ab. Ich ließ mich in Kids Arme fallen und atmete schwer. Es war als ob eine schwere Last von mir gefallen wäre, jetzt wo das Kind aus mir raus war.
„Das hast du gut gemacht“ flüsterte Kid, bevor ich aus Erschöpfung in seinem Arm einschlief.
Ich öffnete meine Augen. Ich hatte immer noch Schmerzen von der Geburt, aber die waren nicht zu vergleichen mit denen, die ich während der Geburt hatte.
Kid saß neben mir und streichelte sanft meine Hand. Ich sah ihn lächelnd an und es war einer der seltenen Momente, in denen sein Gesicht nicht genervt aussah. Es strahlte eher etwas Glückliches aus.
„Wo ist mein Kind?“ fragte ich mit brüchiger Stimme.
„In so einem Brutteil, weil es zu früh gekommen ist oder so.“
Ich lächelte schwach. „Ich will es sehen…“
„Warte kurz“ flüsterte Kid und ging aus dem Zimmer. Nach ein paar Minuten kam er mit Iruka wieder herein. Dieser lächelte mich sanft an und fühlte meinen Puls. „Wie fühlst du dich ‚Captain‘?“
„Leck mich“ flüsterte ich auf seinen Sarkasmus. Er musste leise lachen.
„Iruka, ich will mein Baby sehen.“
Er nickte kurz und kam nach ein paar weiteren Minuten mit einem Bündel im Arm wieder. Unter Schmerzen setzte ich mich mit der Hilfe von Eustass auf und nahm das kleine Bündel freudig in meine Arme. Als ich das kleine etwas in meinen Armen sah, kamen mir die Tränen.
„Ist Eustass Junior nicht wunderschön?“
Ich musste lachen und flüsterte: „Er oder Sie heißt Jamie.“
„Sie.“ Antwortete Iruka. Ich sah auf das kleine Bündel in meinen Armen und mein Lächeln wurde noch Breiter. Ich sah dem schlafenden Kind bei der Atmung zu. Es war noch relativ klein (es ist schließlich einen Monat zu früh gekommen) und es hatte feuerrote Haare. Ich musste grinsen, denn nun konnte wenigstens niemand mehr anzweifeln, dass der Hitzkopf neben mir der Vater war.
„Es ist ein Mädchen?“ fragte ich überflüssigerweise.
„Ja“ bestätigte Iruka es noch einmal.
Glücklich streichelte ich ihr vorsichtig über das Köpfchen. „Willkommen in unserer Chaotischen Welt, Jamie.“

Verhängnisvolle BegegnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt