Tanzeinlage - Eustass

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Trafalgar sah zu mir zurück mit einem leicht verzweifelten Blick. Ich signalisierte mit einer Handbewegung, dass ich von der Eingangstür aus in den Club gehen würde. Er nickte mir unsicher zu und ich ging außen herum.
Ich zog mir die Cappie ins Gesicht, damit mich keiner erkannte. Ich ging also in den Club rein und stellte mich in die hinterste Ecke. Ich sah mich um. Viele Marinesoldaten waren hier versammelt, die meisten schon halb angetrunken. Der neben mir fing an zu lallen, dass er schon seit Ewigkeiten keine vernünftige Frau mehr gesehen hätte und er jetzt dringend Ablenkung bräuchte.
Ich rollte die Augen. Notgeiler Perversling.
Es passte mir gar nicht, dass Law hier tanzen sollte, aber wir brauchten die Ablenkung und etwas Besseres fiel mir in dem Moment auch nicht ein.
Vorne sah ich eine Bühne mit einem Laufsteg. Am Ende des Laufstegs war eine Stripstange aufgebaut. (Ernsthaft?!) Ich schluckte. Hoffentlich kam Law nicht auf die Idee sich auszuziehen… Ich wollte schließlich nicht, dass solche notgeilen Säcke wie die neben mir meinen Law angaffen… Warte mal… meinen Law?! Was dachte ich für einen Scheiß???
Vor der Bühne saß ein richtig hässlicher, fetter Kerl, der von einem armen Marinesoldat gefüttert wurde… Als ob der Kerl nicht schon genug in seinem Leben gegessen hätte… Wie viel wog der? 200 Kilo? Mit seinen Stummelbeinen konnte er ja nicht einmal mehr von alleine laufen…
Das war mehr als ekelhaft…
Dann ging auf einmal die Musik an. Die Scheinwerfer richteten sich auf die Bühne und die Lichter im Club wurde verdunkelt. Perfekt, nun war es leichter für mich unerkannt zu bleiben. Der Vorhang wurde runter gelassen und da stand er wieder. In diesem sexy Outfit. Ich musste schlucken. Ich hatte dieses Outfit zwar schon vorher gesehen gehabt, aber nun fing er an zu tanzen. Und er konnte das verdammt gut.
Er bewegte seine Hüften und fing an seine Arme passend zu bewegen. Ich wusste, dass er höchstwahrscheinlich zum ersten Mal so tanzte (er war schließlich mal ein Kerl), aber seine Bewegungen sahen verdammt elegant aus.
Plötzlich richtete sich sein Blick auf mich. Ich spürte eine leichte röte in meinem Gesicht aufsteigen und sah zu, wie er nach vorne an die Stange ging und sich um sie herum windete. Seine Augen ließen nicht von mir ab. Es war als wäre mein Blick mit Sekundenkleber fixiert worden. Ich konnte nicht weggucken und jede Bewegung von ihm ließ mich schärfer die Luft einatmen.
Dann auf einmal kam mir wieder in den Sinn, was ich eigentlich hier wollte und wieso Law dort vorne tanzen musste. Ich schüttelte den Kopf und sah mich nach einem sehr betrunkenen Exemplar eines Marinesoldaten um.
Mein Blick wanderte zwar immer wieder zu Law, der meine Aufmerksamkeit sichtlich genoss (Mal ganz ehrlich, kam er grade auf der Bühne oder konnte er auf Kommando so sexy gucken?).
EUSTASS DU BIST NICHT SCHWUL VERDAMMTE SCHEISSE!
Mir kam wieder die Szene aus der Vorratskammer in den Sinn. Ich hatte keine Ahnung was da mit mir los war.
Er stand einfach neben mir und hat die Himbeeren in den Mund gesteckt und seine Finger abgeleckt. Und dann hatte er auch noch BBQ Sauce mit seinem Daumen abgewischt… im Prinzip hatte er mich verführt. Verdammte Scheiße Eustass, du musst stark bleiben. Trafalgar Law ist dein Feind. Das hier ist nur eine notgedrungene Allianz und sie ist sofort beendet, sobald der Penner wieder männlich war, würde ich nichts mehr mit ihm zu tun haben…
Jetzt beruhig dich Eustass, vergiss nicht, was du hier eigentlich wolltest.
Dann kam mir ein Soldat entgegen getorkelt. Er fiel hin und ich fing ihn auf, bevor er auf den harten Boden krachen konnte. Betrunken lächelte er mich an und sagte: „Ich kenn disch ja gar nisch“
Sein Atem stank mehr als nur ein bisschen nach Alkohol… ja, der war perfekt.
Ich nahm ihn an die Seite und fragte ihn: „Weißt du etwas über zwei Piratenschiffe, die hier vor Anker gegangen sind?“
„Jeder weiß davon… auch du…“
„Ich hab das nicht mitbekommen, ich war krank.“
„Achsooooooo.“
„Kannst du mir erzählen was es damit auf sich hat?“
„Mit was auf sich hat?“
Ich war kurz davor ihm eine zu kleben. Ganz ruhig Eustass. „Mit den Piratenschiffen.“
„Achsooo. Die Piratenschiffe von Trafalgar Law und dem anderen… diesem rothaarigen Clown.“
Du gottverdammtes Arschloch. „Eustass Captain Kid?“
„Ja genauuuuuu der. Wie kann man sich selbst nur Captain nennen? Ist doch voll bescheuert…“
10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1… Beruhig dich, Eustass!
„Was ist mit ihren Schiffen?“
„Schiffe? Ach jaaaa… Wir haben ihre Schiffe gekapert und ihre Crews fest genommen… nur die Kapitäne…“
„Was?“
„Nur die Kapitäne haben wir aus den Augen verloren… aber die kriegen wir auch, wir haben schließlich ihre Crews ins Gefängnis von Zartalca gesteckt und ihre Schiffe in den Docks 2 und 3 versteckt… die werden die niemals finden…“
„Stimmt niemals.“
„Sag mal, du kommst mir so bekannt vor.“
„Nee, kann nicht sein. Ich sehe dich zum ersten Mal…“
„Du siehst aus wie… genau wie Eu…“
Ich schlug ihm in die Magengegend und er sackte zusammen. Zwei weitere angetrunkene Soldaten sahen zu uns herüber. Ich deutete an, dass er zu viel getrunken hatte und die beiden nickten mir lachend zu.
Erst jetzt sah ich wieder zu dem Fettsack rüber. Der geilte sich nun richtig an Trafalgars Tanz auf. Und daneben stand noch eine Marinesoldatin und schrie: „Zeig mir mehr von dir Schlampe!“ und warf viele Geldscheine auf die Bühne. Ich wurde richtig wütend.  Als ich war kurz davor, dem Kerl ins Gesicht zu springen, rannte ich einfach stinksauer hinter die Bühne.
Voller Wut schlug einmal kräftig gegen die Bühne. 
Law schien die Vibration gespürt zu haben, denn er kam ein paar Sekunden später unter Gejohle und Protest der Soldaten wieder nach hinten, weg von diesen perversen Säcken.
„Hast du die Information?“
Ich nickte. „Die Schiffe sind in den Docks 2 und 3 und unsere Crew wurde gefangen genommen.“
„Scheiße“
„Ziemlich scheiße.“
„Und jetzt?“
„Wir müssen sie daraus holen…“
„Schon klar, aber wir können nicht ohne Plan rein rennen und versuchen unsere Crew zu befreien…“
„Wieso nicht?“
Law schlug sich seine Hand gegen die Stirn. „Wie wäre es wenn wir mir erst einmal eine Marineuniform besorgen?“
„Und dann?“
„Dann schleichen wir uns als Soldaten ins Gefängnis, dann müssen wir uns nur nach draußen kämpfen…“
„Und wieso teleportierst du uns nicht rein?“
„Weil ich nicht weiß, wo sie im Gefängnis sind… Wobei, ich könnte scannen… aber wir müssen auch erst einmal unbemerkt zu dem Gefängnis kommen… meine Kuppel kann ich nicht unendlich groß machen... außerdem habe ich mein Schwert in der Vorratskammer liegen lassen.“
Was konnte er denn überhaupt?
„Wieso zur Hölle hast du dein Schwert vergessen?“
„Wie sieht das denn aus, wenn eine Tänzerin ein Schwert mit sich herum schleppt?“
„Aber wie willst du jetzt kämpfen?“
„Wieso hast du mein Schwert nicht mitgenommen?“
„Ach jetzt bin ich wieder Schuld?“
Wir hielten inne und schwiegen uns die nächsten zwei Minuten nur an.
„Ok, und woher bekommen wir die Uniform?“ brach ich das Schweigen.
„Wir werden schon was finden…“
Ich nickte. Wir gingen zum Hintereingang hinaus und ich sah mich nach dem nächstbesten Gebäude um. Die würden schon überall irgendwo Ersatzkleidung rumliegen haben. 
Wir gingen nach Westen, in Richtung des nächsten Gebäudes, als von hinten eine hohe, süße Stimme ertönte: „Stehen bleiben!“
Verwundert drehten wir uns um und sahen eine zierliche junge Frau mit einem Marinemantel um die Schultern gelegt. Offensichtlich ein Kapitän der Marine.
„Wer seid ihr?“
„Wir sind Nathan Shachi und die Tänzerin Chiara.“
„Deine Dienstnummer“
„Wie bitte?“ fragte ich und an ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich sofort, dass sie unser Spiel durchschaut hatte.
„Eustass Captain Kid, du bist verhaftet!“
Fuck! Ich hasste es, wenn ich Recht hatte.
Ich sah Law an und wir rannten beide schnell weg, bevor der Kapitän Verstärkung rufen konnte.
„Ich sagte stehen bleiben!“
Sie rannte uns hinterher und schnitt uns mit der Rasur den Weg ab. Sie zog ihr Katana und stellte sich vor uns.
Law sah etwas hilflos aus ohne sein Schwert… Verdammter Vollidiot, wie konnte er auch nur sein Schwert dort liegen lassen?
Ich entschied mich spontan dafür meine Tarnung nun komplett aufzugeben und setzte meine Teufelskraft ein, um ihr das Katana zu klauen. Ich benutzte den Griff, um die Kapitänin mit ihrem eigenen Schwert k.o. zu hauen.
„Das ist schon die zweite Frau, die du heute schlägst…“
„Halt die Klappe und komm. Wir wollten dir doch eine dämliche Uniform besorgen oder etwas nicht?“
Law nickte und er teleportierte uns ins nächste Gebäude.
Klar hätten wir die Uniform der Kapitänin nehmen können, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man uns als normale Soldaten nicht erkannte, war dann doch etwas höher.
Im Gebäude scannte er die Räume nach Uniformen und besorgte sich die erstbeste, die er finden konnte. Leider gehörte die Uniform anscheinend einer jungen Soldatin, die auf einmal laut aufschrie, weil ihre Kleidung gestohlen wurde.
„Trafalgar Law ist hier in der Nähe!“ ertönte es wenig später.
„Er hat seine Teufelskräfte eingesetzt!“
„Wir müssen vorsichtig sein!“
„Die kleine sieht ohne Klamotten echt scharf aus.“ 
Ich sah wütend zu Law rüber, verkniff mir aber jeglichen Kommentar.
„Ja ich weiß, ich hab scheiße gebaut.“
„Wie immer“
„Wieso immer?“
„Weil du immer alles verbockst.“
„Ach und grade beim Tanzen habe ich auch alles verbockt was?“
„Du hättest auch dezenter tanzen können…“
„Dezenter?“
„Ja verdammte scheiße, dezenter…“
„Inwiefern?“
„Du hättest dich nicht so an diesen Fettsack ranmachen müssen!“
„Was?! Das hab ich doch gar nicht???“
„Natürlich nicht… Du hast ihn doch fast angesprungen vor Lust…“
„Spinnst du??? Hast du dir den Kerl schon einmal angeguckt?“
„Ja, aber du hast doch halb mit der Stange gevögelt… Vor seinen Augen!“
„Warte mal… bist du eifersüchtig?“
Ich wurde rot… „NEIN VERDAMMTE SCHEISSE!“
„Sie sind da drin“ 
Mist. Während unseres Streits hatten wir nicht auf unsere Lautstärke geachtet und anscheinend das halbe Gebäude zusammen geschrien.
Wir hörten wie sich mehrere Schritte näherten und sich vor der Tür positionierten. Doch noch bevor sie die Tür eintreten konnten, teleportierte Law uns heraus.
Wir standen wieder vor dem Gebäude und einigten uns darauf, den Streit auf später zu verschieben.
Während des Streits im Gebäude hatte Law sich umgezogen und stand jetzt in kompletter Marinemontur vor mir.
„Ok, Ich geh zum Gefängnis und versuche unsere Crews daraus zu bekommen und du holst dein Schwert aus der Umkleide.“ Schlug ich vor. Laws Vorschläge ließen ja sonst immer zu wünschen übrig.
„Kommst du alleine klar?“ Law schien besorgt zu sein, aber im Gegensatz zu ihm vermasselte ich nicht alles und schob es dann auf andere.
„Ja verdammte scheiße und jetzt mach! Wenn du mich hier nicht finden kannst bin ich schon eingebrochen, aber ich hoffe, dass du schneller bist.“
„Ich beeil mich…“
„Dann lauf!“
Law lief los und ich sah ihm nach.
Das war wahrscheinlich das erste Mal, dass er einen Befehl von mir annahm.
Dann rannte ich in Richtung des Gefängnisses.
Bevor ich allerdings das Gebäude erreichte, stellte sich mir eine junge Frau in den Weg.
Sie war ungefähr 1,80 Meter groß (hatte allerdings hohe Schuhe an, also war sie wahrscheinlich eher 1,70 Meter groß) und hatte eine eher schlanke Figur. Sie hatte langes, welliges Haar mit rosa Spitzen, welches ihr bis zur Brust ging.
Ihr Augen strahlten in einem metallic pink und sie hatte ein kühles Lächeln auf den Lippen. Fast das gleiche wie Law.
Sie trug ein rosa-violettes Hemd, welches einarmig ihren linken Arm umschmiegte und in einer gleichfarbigen Manschette endete. Sie hatte es zugeknöpft und das Hemd ging unter ihrem rechten Arm weiter, sodass das Hemd einen diagonalen Auschnitt annahm.
An ihrem rechten Arm trug sie eine lange Stulpe, die den zweiten Arm des Hemdes ersetzte. Auch die Stulpe endete an ihrem Handgelenk in einer Manschette.
Ihr Hemd wurde an ihrer Taille von einem dunkel violettem Gürtel mit Geparden Muster an ihre Hüften befestigt.
Ihre Pinke Hose hatte auch eine etwas eigenartige Form. Das rechte Hosenbein ging ihr nur knapp über den Hintern, wo dagegen das recht Hosenbein herunter bis zu ihrem Knöchel reichte. Ihr einer Schuh (ein Stiefel) ging ihr bis über den Oberschenkel und der andere hatte zwar von der Schuhform das gleiche Design, verschwand aber unter der langen Hose, sodass ich nicht nachvollziehen konnte, ob der nun auch kürzer war, oder ihr auch bis über den Oberschenkel ging.
„Eustass Captain Kid. Schön dich zu treffen.“ Sagte die unbekannte Frau, die anscheinend zur Marine gehörte.
„Wer zur Hölle bist du?“ fragte ich sie leicht aggressiv.
„Dein schlimmster Alptraum!“

Verhängnisvolle BegegnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt