Zu zweit einsam - Trafalgar

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Ich legte grade die Pilze auf die grade aufgestellten Tische aus. Doch in Gedanken war ich ganz woanders. Ob ich wollte oder nicht, ich konnte nur an Kid und an das ungeborene Baby denken. Ich hatte ihn nun endgültig verloren und er würde wahrscheinlich nicht ein Wort mehr mit mir sprechen, aber vielleicht sollte ich ihn doch anrufen. Er hatte schließlich das Recht zu erfahren, dass er Vater wurde. Und verlieren konnte ich ja nun nichts mehr, wobei ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich dieses Kind behalten wollte oder nicht. Jedenfalls musste ich meine Entscheidung schnell treffen, denn ich war schließlich schon in der 10. Woche. In zwei Wochen wäre es zu spät sich umzuentscheiden, denn dann könnte ich nicht mehr abtreiben. Was heißt ich könnte nicht. Sicherlich konnte ich, aber ob ich das meinem eigenen Fleisch und Blut dann noch antuen konnte war dann wohl eher die Frage. 
So in Gedanken versunken bemerkte ich weder den Wetterwechsel, noch die gigantische Welle die auf mich zukam.
„Captain!“ hörte ich Bepo noch aus dem Inneren des U-Bootes schreien. Dann bemerkte ich den großen Schatten über mir. In dem Moment brach die Welle und das Wasser kam mit so einer gewaltigen Kraft, dass ich selbst ohne Teufelskräfte machtlos gegen die Wassermassen war. In diesem Moment hatte ich wohl mehr Glück, als ich verdient hätte, denn eines der Fässer kam mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu. Und auch wenn ich es voll ins Gesicht bekommen hatte, konnte ich mich daran festklammern, während ich von Bord des U-Bootes gespült wurde. Im offenen Meer musste ich feststellen, dass sich eine neue Strömung gebildet hatte, die mich ohne Erbarmung mit sich über die Meterhohen Wellen riss. Es kam nicht nur einmal vor, dass diese Wellen über mir zusammenbrachen und mich kurzzeitig komplett unter Wasser tauchten, doch zum Glück hatte ich immer etwas Restkraft übrig (auch wenn sie von Mal zu Mal schwindete) um mich an dem lebensrettenden Fass zu klammern. Es dauerte nicht lange, bis das U-Boot nicht mehr in Sichtweite war und eine ungewohnte Panik in mir aufstieg. Früher oder später würden meine Kräfte schwinden und dann würde ich ertrinken… Das musste ich irgendwie verhindern! Mit letzter Kraft geling es mir mich ins Fass zu hieven. Ich war grade mit diesem auf dem höchsten Punk t einer Welle und hatte eine Minimale Verschnaufpause. Die nutzte ich, um mit meiner Teufelskraft das Wasser aus dem Fass zu befördern, in der Hoffnung, dass meine Lebensrettenden Kräfte schnell wiederkommen würden, wenn ich von so wenig Wasser wie möglich umgeben bin.
So schaffte ich es zwar nicht der Strömung zu entkommen, aber ich konnte wenigstens einige Zeit den Wellen ausweichen, die drohten mich unter sich zu verschlingen. Ich war noch nicht bereit dem Tod ins Auge zu blicken und ich war erstrecht nicht bereit erbärmlich zu ertrinken.
Doch auch ich wurde mit der Zeit müde und auch wenn ich es ungern zugab, verlangten meine Teufelskräfte ziemlich viel von mir ab. Sie benötigten immer fiel Kraft und auch wenn ich die erschaffene Kuppel meist so klein wie möglich hielt und sie nur Sekundenbruchteile aufrecht ließ, war ich irgendwann am Ende meiner Kräfte. Ich wusste nicht wie lange ich schon umher trieb und wie lange diese Strömung noch aufrecht blieb, aber ich brauchte eine Pause und zwar dringend! Ich hatte keine Ahnung wo ich war, wie weit ich abgetrieben war und wie lange meine Crew brauchen würde mich zu finden. Alles was ich wusste war, dass ich ein extremes Tempo drauf hatte, mein Fass dem Druck nicht mehr lange stand hielt und in der Ferne eine Insel zu sehen war… Eine Insel?!
Ich sah noch einmal in die Richtung und Tatsächlich. Die Strömung ging nah an einer Insel vorbei. Wenn ich meine letzte Kraft zusammen nahm, konnte ich mich dorthin teleportieren. 
Doch bevor ich überhaupt dazu kam, brach eine Welle, die ich gedankenversunken wie ich war nicht bemerkt hatte, über mir zusammen und zerstörte mein Fass. Ich merkte wie mein Körper schwer wie Blei wurde. Die Tiefe zerrte an mir und hielt mich fern von dem Lebensrettenden Sauerstoff. Ich konnte keinen meiner Finger rühren. Also war ich nun doch am Ertrinken. Das schlimmste, was mir passieren konnte trat ein. Ich konnte den Sauerstoff in meiner Lunge nicht mehr halten. Ich sah wie kunstvoll die Blasen nach oben stiegen. Mir bot sich ein wunderschöner Anblick so kurz vor meinem Tod. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

Langsam kam ich zu mir. Mein Hirn fing wieder an zu arbeiten und langsam wachte ich wie aus einem Tiefschlaf auf. Ich merkte wie langsam das Gefühl wieder in meinen Körper floss und ich langsam meinen Finger bewegen konnte. Alles fühlte sich so wohlig warm und schön an. War ich im Himmel?
Dann erst spürte ich den stechenden Schmerz in meiner Lunge. Panisch riss ich die Augen auf und rang nach Luft. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mit dem Bauch voran auf dem Boden lag. Ich stützte mich mit den Armen ab und fing an unkontrolliert zu husten, bis ich Wasser ausspuckte. Der bittere Geschmack von Sand machte sich beim schließen meines Mundes breit und ich musste feststellen, dass mein ganzer Körper voll davon war. 
Das Stechen in meiner Lunge wurde von Minute zu Minute schlimmer. Ich schien erst jetzt wieder richtig zu Bewusstsein zu kommen. Was war passiert? Genau, ich wurde von einer Welle von Bord gespült und von einer starken Strömung hier her gebracht. Dann ist eine Welle über mir zusammengebrochen und ich war am ertrinken… Doch anscheinend hatte ich das irgendwie überlebt…
Ich setzte mich auf um erstmal einen klaren Kopf zu bekommen, da hörte ich auch schon ein pfeifen aus dem Meer. Verwirrt sah ich auf und entdeckte zwei kleine Delphine. 
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Habt ihr mir geholfen?“
Beide sprangen aus dem Wasser und machten Salti in der Luft. Ich nahm das einfach als ein ‚Ja‘ auf.
„Dann muss ich mich wohl bei euch für eure Hilfe bedanken.“
Wieder das typische Delphin pfeifen. Zum Abschied winkten sie mir mit ihrer Seitenflosse zu und verschwanden dann im Meer.
Ich stand erstmal auf und Wusch mein Gesicht, dass noch voller Sand war. Dann beschloss ich die Insel zu erkunden. 
Es war eine relativ kleine Insel, ich konnte sie innerhalb einer Stunde umrunden und sah meine Fußspuren wieder im Sand. Klasse. Keine Menschenseele, nur ein Strand und in der Mitte ein paar Bäume. Nicht einmal Tiere wohnten hier auf der Insel, geschweige denn ein menschliches Wesen.
Ich beschloss mich in dem Miniaturwald umzusehen, doch das einzige was ich fand waren ein paar Obstbäume und ein kleiner Back mit Regenwasser gefüllt. Ein Glück! Ich rannte hin und nach erstmal ein paar Kräftige Schlucke Wasser. Dann überlegte ich, was ich tun könnte. Ich sollte in jedem Fall am Strand bleiben, damit ich das U-Boot sehen konnte, sollte es meinen Weg kreuzen.
Allzu lange würde das schon nicht dauern. Unweigerlich kamen mir nun auch wieder Erinnerungen an meine Schwangerschaft und ich sah runter auf meinen flachen Bauch.
„Dann lassen wir das Schicksal entscheiden, was kleiner? Wenn sie mich vor den ablaufenden zwei Wochen finden, bin ich ein freier Mann und wenn nicht, werde ich wohl die Suche nach Ivankov einstellen, bis du auf der Welt bist.“ Mit wem redete ich da eigentlich? Der Zellklumpen hatte weder Organe zum Hören, noch ähnelte er in der 10. Woche irgendeinem menschlichen Wesen. Oh Gott Trafalgar, du wirst noch Irre.
Ich ging wieder an den Strand. Was nun? Ich sah mich um und sah ein Stück vom Holzfass herumliegen. Ich rammte es vor mir in den Sand und beschloss die Tage darauf zu markieren, die ich hier verbringen würde (ich war in der Hinsicht realistisch und wusste, dass meine Crew mich nicht so schnell finden würde). Ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass ich mein Zeitgefühl verlor.

Erster Tag auf der Insel
Ich habe mich erstmal umgesehen und entdeckt, dass hier auf der Insel ein paar Fruchtbäume wuchsen, unter anderen Kokosnussbäume, Bananenstauden und Johannisbeersträucher. Da leider mein Nodachi nicht mit auf die Insel gespült wurde, musste ich auf ein alternatives Werkzeug umsteigen, um an den saftigen Inhalt der Kokosnuss zu kommen. Dazu hatte ich mir die Mühe Gemacht einen riesigen Stein zu meinem neuen Kalender zu schleppen und einen kleineren dazu. Das war dann also mein neues supermodernes Werkzeug, zum Kokosnussknacken und wahrscheinlich auch die zukünftige Arbeitsfläche um wenigstens mit dem Obst, was ich finden konnte etwas anderes anzustellen, als es nur stumpf zu essen. Schließlich mag ich abwechslungsreiches Essen und konnte so wenigstens vorgaukeln, dass pürierte oder gekochte Banane so viel anders ist, als eine rohe Banane. Wäre ich kein Vegetarier, wäre ich wahrscheinlich zwangsweise einer geworden, wenn ich keine Lust hatte, den ganzen Tag im Meer zu fischen. Im Allgemeinen war dies eine sehr fruchtbare Insel und es wunderte mich, dass nicht einmal Tiere hier wohnten. Zum einen positiv, denn wo Pflanzenfresser waren, waren auch Raubtiere, die diese jagten, zum anderen war mir dies nicht geheuer. Vielleicht war irgendetwas mit den Pflanzen los. Doch ich hatte keine Wahl als das Obst hier zu essen und hoffte einfach, dass es mich nicht vergiften würde. Später suchte ich mir noch mein Abendessen zusammen und schlief am Strand neben meiner Kochplatte ein.

Siebter Tag auf der Insel
Ich war nun seit gottverdammten sieben Tagen auf dieser öden Insel und ich konnte meiner Crew nicht einmal verübeln, dass sie mich nicht finden konnten. Dieses kleine Fleckchen Erde war wahrscheinlich nicht Mal aus der Vogelperspektive zu erkennen, so ätzend klein wie diese Insel war, da konnte man sie vom offenen Meer aus wahrscheinlich auch erst sehen, wenn das Schiff zwei Meter Abstand zu der Insel hatte. Mittlerweile hatte ich beschlossen, dass es klüger wäre, wenn ich mir einen Unterschlupf bauen würde. Da ich allerdings kein begabter Handwerker war, ich meine Teufelskraft aber nur mit einem Schwert oder anderem Werkzeug effektiv nutzen konnte, hatte ich die letzte Woche damit verbracht aus einem breiteren Ast mithilfe eines Steins ein Holzschwert zu schnitzen. Es sah… verdammt scheiße aus, aber für den Übergang reichte es völlig. Ich wollte damit schließlich kein schönstes-Schwert-Konntest gewinnen, sondern eine verdammte Hütte bauen und zudem musste ich die Kokosnüsse nun nicht mehr versuchen mit einem Stein kaputt zu hausen, denn das ging mir ernsthaft auf den Zeiger. Leider hatte ich mir beim Schnitzen meine Finger nicht nur wund sondern Blutig gescheuert/geschlagen/geschnitten und ich hatte das Gefühl, dass es selbst mit guter Medizinischer Versorgung ewig dauern würde, bis es heilte. Hier hatte ich wenigstens Zitronensaft, der zeitweilig als Desinfektionsmittel herhalten musste. So konnte ich wenigstens einigermaßen verhindern, dass sich meine Wunden entzündeten. Da mein Holzschwert nun fertig war, hatte ich beschlossen gleich am nächsten Tag damit anzufangen meine Unterkunft zu bauen… Das konnte ja heiter werden.

Vierzehnter Tag auf der Insel
Bis jetzt hat sich meine Crew immer noch nicht blicken lassen. Ob sie überhaupt nach mir suchten? Ich musste zugeben, dass diese verdammten Schwangerschaftshormone mich paranoid machten. Beziehungsweise im ersten Moment paranoid, dann hoffnungsvoll, dann verärgert und dann wieder paranoid. Diese Schwangerschaft ging mir jetzt schon auf den Geist. Die Unterkunft war bisher nur zur Hälfte fertig, da ich ohne etwas anderes als Obst nicht wirklich Kraft tanken konnte und meine Teufelskräfte nach einer halben Stunde zu anstrengend wurden, in Verbindung mit der Haki-Nutzung, ohne die mein Schwert nach dem ersten Hieb kaputt gegangen wäre. Allgemein war es schwer mit einem so kurzen Schwert meine Kräfte einzusetzen und ich vermisste (bis auf meine Crew) nichts mehr, als mein geliebtes Nodachi. Da nun auch die 12. Woche meine Schwangerschaft begann, stand nun für mich fest, dass das Schicksal wollte, dass ich das Kind behalten würde. Mir ist auch aufgefallen, dass ich immer mehr mit meinem Bauch redete. Ob das nun daran lag, dass man schon eine leichte Wölbung sehen konnte und meine Mutterinstinkte hochkamen oder ob es an der Einsamkeit lag? Ich wusste es nicht genau, aber ich konnte es nicht abstellen. Leider ist mir bisher noch kein guter, geschlechtsneutraler Name eingefallen und so nenne ich es in unseren Gesprächen einfach ‚Kind‘.

Dreißigster Tag auf der Insel
Immer noch kein Lebenszeichen von meiner Crew. Langsam war ich wirklich demotiviert und überzeugt, dass sie dachten, ich sei ertrunken. Wer kann ihnen das schon verübeln. Ich hatte auch sonst keine Menschenseele hier vorbeifahren sehen. Ob diese Insel überhaupt einen Magnetstrom besaß, so klein wie sie war? Wenn nicht hatte ich ein echtes Problem, denn selbst wenn sie mich suchten, konnten sie mich ja gar nicht finden. Solche Gedanken schwirrten mir ständig im Kopf herum und ich nervte das Kind immer mehr damit. Meine Unterkunft war währenddessen fertig geworden. Nichts Besonderes, es sah mehr wie ein Baumhaus aus, aber solange es Schutz bot war alles ok. Mittlerweile war mir auch nicht mehr so oft übel, sondern ich bekam etwas mehr Hunger. Das Problem war nur, dass mir mittlerweile das gesamte Obst auf der Insel so sehr auf den Zeiger ging, dass ich nur das nötigste aß um zu überleben. Mittlerweile hatte ich auch Stachelbeeren und Brombeeren gefunden, doch eine wirkliche Abwechslung boten diese Früchte auch nicht. Wenn das so weiter ging, würde ich wahrscheinlich mein vegetarisches Dasein während dem Aufenthalt auf der Insel aufgeben, nur um endlich was anderes außer Obst in den Mund zu bekommen.

Fünfzigster Tag auf der Insel
Nachts bekomme ich immer mehr Alpträume. Ich habe Angst das Baby auf dieser Insel zu Gebären. Ich bin jetzt zwar erst in der 17. Schwangerschaftswoche, aber so langsam kam Panik hoch. Mein Bauch hat sich nun weiter vergrößert und beim Streicheln über ihn bilde ich mir langsam ein, das Baby zu spüren. Ich halte es wirklich kaum auf dieser Insel aus. Mein vegetarisches Dasein habe ich nun auch komplett aufgegeben und bin fast täglich am Fischen, denn es scheint dem Baby zu schmecken. Jedenfalls treiben mich sowohl mein Hunger, als auch meine Schwangerschaftshormone dazu, mehr Fleisch zu essen. Beim Fischen hab ich auch immer mehr Zeit zum Nachdenken und ich bereue immer mehr, dass ich Eustass nichts von Jamie erzählt habe. Und auch Jamie scheint mich dafür zu hassen, denn jedes Mal, wenn ich das Thema anfange, bekomm ich auf einmal Panik, dass sein/ihr kleines Herz aufhörte zu schlagen. Wahrscheinlich lag das auch nur an meiner Paranoia. Ich hatte auch mittlerweile aufgegeben nach meinem U-Boot Ausschau zu halten und sah mich einfach nach irgendeinem Schiff um. Es war mir wirklich egal, ob Marine, Passagierschiff(was sollte denn ein Passagierschiff in der neuen Welt?!) oder irgendein x beliebiges Piratenschiff. Selbst den Strohhut hätte ich mit offenen Armen begrüßt. Doch anscheinend würde hier niemand vorbeikommen. Ich würde hier einsam und allein Jamie gebären müssen und würde sie/ihn hier einsam und allein groß ziehen und er/sie könnte, wenn er/sie erwachsen war selber von hier aus nach Schiffen Ausschau halten. Und ich… ich würde hier wahrscheinlich einsam und allein sterben… ohne jemals Eustass wiedergesehen zu haben.

Verhängnisvolle BegegnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt